Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.04.2010Gustav Mahler programmiert die Welt
Constantin Floros: Gustav Mahler. Verlag C. H. Beck, München 2010. 128 Seiten., 8,95 Euro.
Der Autor hat vor Jahr und Tag ein dreibändiges Werk über Gustav Mahler verfasst, genau tausend Seiten voll mit analytischen Untersuchungen und Spekulationen zur alles umfassenden „geistigen Welt” Gustav Mahlers, des hochgebildeten Komponisten und Dirigenten, und zu Mahlers Musik als „Weltanschauung” im Sinne Schopenhauers. Jetzt, im hohen Alter, hat sich der gebürtige Grieche Constantin Floros mit der kleinen schmalen Buchform arrangiert und für die großartige Beck-Reihe „Wissen” noch einmal eine Mahler-Monographie verfasst, in verdichteter Form – ein handliches, informatives, die Fakten souverän einsammelndes und gewichtendes, dabei leicht lesbares Taschenbuch.
„Wie viele andere Komponisten vor ihm, so semantisiert auch Mahler seine Musik durch verschiedene Mittel, die ihr außermusikalische Bedeutung verleihen.” So lautet verknappt Floros’ umstrittene, seinerzeit von Carl Dahlhaus relativierte Kernthese: Mahlers Symphonien seien nicht in erster Linie als ästhetisch autonome Gebilde, viel mehr als hauptsächlich durch programmatische Elemente, Ideen, Einflüsse gesteuerte Musik zu verstehen. Der 1930 in Thessaloniki geborene Musikpublizist und Gelehrte, bis zu seiner Emeritierung als Professor der Musikwissenschaft an der Universität Hamburg tätig, hat sich sein Leben lang mit der Universalität wie mit den kompositorischen Gegebenheiten der Musik Mahlers beschäftigt und bietet nun die ultimative Zusammenfassung.
„Die Symphonie muss sein wie die Welt. Sie muss alles umfassen.” – Mahlers kosmische Musikphilosophie wird von Floros anhand der Symphonien und der Lieder so sachkundig wie subtil durchdekliniert, dabei in leichter Sprache musikwissenschaftlich verortet. Den Anfang des Buchs macht ein Lebensabriss Mahlers – mit „Aspekten der Persönlichkeit” des Dirigenten, Operndirektors und Komponisten. Am Ende wird die Rezeptionsgeschichte der „Vaterfigur” der Moderne gestreift, von Schönberg über Adorno bis zu Luigi Nono.
Wolfgang Schreiber
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Constantin Floros: Gustav Mahler. Verlag C. H. Beck, München 2010. 128 Seiten., 8,95 Euro.
Der Autor hat vor Jahr und Tag ein dreibändiges Werk über Gustav Mahler verfasst, genau tausend Seiten voll mit analytischen Untersuchungen und Spekulationen zur alles umfassenden „geistigen Welt” Gustav Mahlers, des hochgebildeten Komponisten und Dirigenten, und zu Mahlers Musik als „Weltanschauung” im Sinne Schopenhauers. Jetzt, im hohen Alter, hat sich der gebürtige Grieche Constantin Floros mit der kleinen schmalen Buchform arrangiert und für die großartige Beck-Reihe „Wissen” noch einmal eine Mahler-Monographie verfasst, in verdichteter Form – ein handliches, informatives, die Fakten souverän einsammelndes und gewichtendes, dabei leicht lesbares Taschenbuch.
„Wie viele andere Komponisten vor ihm, so semantisiert auch Mahler seine Musik durch verschiedene Mittel, die ihr außermusikalische Bedeutung verleihen.” So lautet verknappt Floros’ umstrittene, seinerzeit von Carl Dahlhaus relativierte Kernthese: Mahlers Symphonien seien nicht in erster Linie als ästhetisch autonome Gebilde, viel mehr als hauptsächlich durch programmatische Elemente, Ideen, Einflüsse gesteuerte Musik zu verstehen. Der 1930 in Thessaloniki geborene Musikpublizist und Gelehrte, bis zu seiner Emeritierung als Professor der Musikwissenschaft an der Universität Hamburg tätig, hat sich sein Leben lang mit der Universalität wie mit den kompositorischen Gegebenheiten der Musik Mahlers beschäftigt und bietet nun die ultimative Zusammenfassung.
„Die Symphonie muss sein wie die Welt. Sie muss alles umfassen.” – Mahlers kosmische Musikphilosophie wird von Floros anhand der Symphonien und der Lieder so sachkundig wie subtil durchdekliniert, dabei in leichter Sprache musikwissenschaftlich verortet. Den Anfang des Buchs macht ein Lebensabriss Mahlers – mit „Aspekten der Persönlichkeit” des Dirigenten, Operndirektors und Komponisten. Am Ende wird die Rezeptionsgeschichte der „Vaterfigur” der Moderne gestreift, von Schönberg über Adorno bis zu Luigi Nono.
Wolfgang Schreiber
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