Seit dem Club of Rome ist der Gedanke in der Welt. Mit der Forderung nach»Anti-Wachstum«, »Degrowth« oder »Decroissance« gehen seit etwa 15 Jahrendie Menschen weltweit auf die Straße. Wissenschaftler und Aktivisten kämpfenfür einen freiwilligen, gerechten und nachhaltigen Schrumpfungsprozess. Dabeischlägt manch einer aber auch gefährliche Irrwege ein, bis hin zu faschistoidenTendenzen reicht das Spektrum der fehlgeleiteten Kritik.Richtig verstanden und umgesetzt ist dieses Projekt aber weit davon entfernt:Eine solidarisch organisierte und gelebte Ökonomie unter gemeinschaftlichenBedingungen ist mehr als eine schöne Utopie,Neben dem erfolgreichen Widerstand gegen allerlei unsinnige Großinvestitionenstehen unzählige Initiativen und Nischenprojekte mit Tauschbörsen,Gemeingütern, Selbstverwaltung, Reparaturwerkstätten und lokaler Lebensmittelproduktion.Sie leisten Pionierarbeit in der politischen Neuorientierung,vernetzen sich weltweit und sind in ihrer kreativen Vielfalt die Garantie dafür,dass ein gutes Leben für alle politisch wünschenswert und machbar ist.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Wenig anregend findet Rezensent Detlev Claussen dieses Plädoyer der Öko-Philosophin Barbara Muraca für eine ökologischere Post-Wachstums-Gesellschaft. Nicht, dass er am zeitdiagnostischen Befund der Autorin viel zu mäkeln hätte: Dass die Versprechungen, mehr Wirtschaft schaffe mehr Wohlstand, sich für immer Menschen als hohl erweisen, sieht er ähnlich. Doch Muracas Plädoyer für eine Utopie mangelt es dem Kritiker, trotz allen Bemühungen der Autorin, um nicht in diesselbe Wortblasen-Rhetorik wie die politische Gegenseite zu verfallen, gehörig an Anschaulichkeit. Stattdessen lese man hier viele "Zauberformeln des Guten" und allenthalben Beschwörungen eines neuen "Wir"-Gefühls, die zwar gut gemeint sind, aber kaum argumentiert und wenig konkretisiert werden, seufzt der Kritiker nach dieser für ihn sehr enttäuschenden Lektüre.
© Perlentaucher Medien GmbH
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