So haben Sie Deutschland garantiert noch nie gesehen!
»Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht« - Heines Nachtgedanken von 1844 dürften sicher auch heute noch vielen beim täglichen Blick auf die Nachrichten durch den Kopf gehen. Dabei hat sich in diesem Land viel geändert.
Tin Fischer und Mario Mensch zeigen Deutschland in 100 faszinierenden Karten in all seinen Facetten: Wer sind wir? Woran glauben wir? Und was macht dieses Land besonders? Sie zeigen:
wo Deutschlands einsamste Inseln liegen warum das Herz von VW längst nicht mehr in Wolfsburg schlägtwie lang man in Brandenburg bis zur nächsten Apotheke unterwegs istwarum die Untersuchung des Abwassers viel über die Partyszene einer Stadt aussagtund wann die Mitgliederzahl des ADAC die der katholischen Kirche überholt (bald!)
Auch, was Heinrich Heine vor fast 180 Jahren den Schlaf kostete, wird geklärt. Ein Buch voller verblüffender Erkenntnisse über ein Land, das man zu kennen glaubte.
»Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht« - Heines Nachtgedanken von 1844 dürften sicher auch heute noch vielen beim täglichen Blick auf die Nachrichten durch den Kopf gehen. Dabei hat sich in diesem Land viel geändert.
Tin Fischer und Mario Mensch zeigen Deutschland in 100 faszinierenden Karten in all seinen Facetten: Wer sind wir? Woran glauben wir? Und was macht dieses Land besonders? Sie zeigen:
wo Deutschlands einsamste Inseln liegen warum das Herz von VW längst nicht mehr in Wolfsburg schlägtwie lang man in Brandenburg bis zur nächsten Apotheke unterwegs istwarum die Untersuchung des Abwassers viel über die Partyszene einer Stadt aussagtund wann die Mitgliederzahl des ADAC die der katholischen Kirche überholt (bald!)
Auch, was Heinrich Heine vor fast 180 Jahren den Schlaf kostete, wird geklärt. Ein Buch voller verblüffender Erkenntnisse über ein Land, das man zu kennen glaubte.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Werner Hornung findet die "kartografische Wundertüte" von Tin Fischer (Text) und Mario Mensch (Illustrationen) nur teilweise gelungen. Dass es sich um keinen gewöhnlichen Atlas handelt, sondern um eine "knallbunte" Sammlung von thematischen Karten und Infografiken, schickt Hornung warnend voraus. Zu lernen ist für den Rezensentin etwa, wie sich die unterschiedliche Aussprache von "China" in Deutschland verteilt, oder wo die AfD punktet. Leider scheinen ihm manche Auskünfte im Band eher ungenau oder lückenhaft. Etwas mehr Aussagekraft und Aufklärung zu den Grafiken hätte er sich schon gewünscht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.08.2020Knallbuntes
Kartenwerk
Tin Fischers Deutschlandatlas
fehlt es hie und da an Einordnung
Mal sehen, was in dieser kartografischen Wundertüte steckt? „Gute Karten“ steht auf dem großformatigen Band und dann folgt der Untertitel „Deutschland, wie Sie es noch nie gesehen haben“. Es ist kein herkömmlicher Atlas samt nüchterner Geografie, sondern ein knallbuntes Kompendium mit thematischen Karten und Infografiken, die der Illustrator Mario Mensch gefertigt hat. Die Idee zu diesem bundesdeutschen Panorama und all die knappen Erklärungen dazu stammen von Tin Fischer, der für die Zeit schreibt; dort im Magazin erscheinen solche Karten mit eingeplantem Aha-Effekt seit langem. Eine größere Auswahl davon war bereits 2009 im preisgünstigen Knaur-Taschenbuch „Deutschlandkarte“ von Matthias Stolz zu finden.
Jetzt also „Gute Karten“ – ein ähnlicher Band, mit aktuellem Zahlenmaterial versehen, allerdings ohne Inhaltsverzeichnis. Er enthält auf hundert Doppelseiten gesellschaftliche, demografische, kulturelle, wirtschaftliche und politische Momentaufnahmen. Bei seinen Recherchen ist Tin Fischer, der aus der viersprachigen Schweiz kommt, als erstes hierzulande die landschaftlich unterschiedliche Aussprache von China aufgefallen. Im Süden sagt man „Kina“ und im Rest unserer Republik „Schina“ (laut Duden übrigens die korrekte Standardlautung). Zeichnerisch verdeutlicht wird das durch eine stilisierte Chinesische Mauer, die Deutschland teilt.
Gegensätzliche Fakten etwa zum Länder-Finanzausgleich, zu Drogen im Abwasser oder zur Amtsdauer von Regierungschefs überwiegen in diesem Buch. Fünf Kurvenbilder zeigen zum Beispiel statistisch zuverlässig das „noch nicht vereinigte Deutschland“ anhand der Bereiche Einkommen, Lebenserwartung, Vermögen, Arbeitslosenquote und Alter der Mutter bei der Geburt. Weniger genau sind dagegen die Auskünfte, wenn man die beiden Seiten mit der Überschrift „Stasi-Standorte“ aufblättert. Hier informieren links ein paar Zeilen über den ehemaligen Geheimdienst und rechts im grau eingefärbten DDR-Umriss wimmelt es nur so von symbolischen Augen, die für Stasi-Einrichtungen stehen; leider fehlen aber die dazugehörigen Ortsbezeichnungen.
Auch die Doppelseite zur AfD müsste aussagekräftiger sein; denn so ist es bloß ein kartografisch gestalteter Kontrast ohne jegliche Erklärung. Einerseits ist ein Teil Ostdeutschlands mit der Anmerkung „Wo die AfD über 18 % erreicht hat“ zu sehen, andererseits der Westen mit der Überschrift: „Wo mehr als 2,5 % Nicht-EU-Ausländer leben“. Solch plakative Sprachlosigkeit genügt nicht, hier wären noch aufklärende Notizen nötig. Es ist halt wie bei Wundertüten, manchmal greift man ein bisschen daneben.
WERNER HORNUNG
An vielen Stellen herrscht
plakative Sprachlosigkeit,
etwa beim Thema AfD und Stasi
Tin Fischer,
Mario Mensch (Grafiken): Gute Karten. Deutschland, wie Sie es noch nie gesehen haben.
Hoffmann und Campe, Hamburg 2020.
215 Seiten, 25 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Kartenwerk
Tin Fischers Deutschlandatlas
fehlt es hie und da an Einordnung
Mal sehen, was in dieser kartografischen Wundertüte steckt? „Gute Karten“ steht auf dem großformatigen Band und dann folgt der Untertitel „Deutschland, wie Sie es noch nie gesehen haben“. Es ist kein herkömmlicher Atlas samt nüchterner Geografie, sondern ein knallbuntes Kompendium mit thematischen Karten und Infografiken, die der Illustrator Mario Mensch gefertigt hat. Die Idee zu diesem bundesdeutschen Panorama und all die knappen Erklärungen dazu stammen von Tin Fischer, der für die Zeit schreibt; dort im Magazin erscheinen solche Karten mit eingeplantem Aha-Effekt seit langem. Eine größere Auswahl davon war bereits 2009 im preisgünstigen Knaur-Taschenbuch „Deutschlandkarte“ von Matthias Stolz zu finden.
Jetzt also „Gute Karten“ – ein ähnlicher Band, mit aktuellem Zahlenmaterial versehen, allerdings ohne Inhaltsverzeichnis. Er enthält auf hundert Doppelseiten gesellschaftliche, demografische, kulturelle, wirtschaftliche und politische Momentaufnahmen. Bei seinen Recherchen ist Tin Fischer, der aus der viersprachigen Schweiz kommt, als erstes hierzulande die landschaftlich unterschiedliche Aussprache von China aufgefallen. Im Süden sagt man „Kina“ und im Rest unserer Republik „Schina“ (laut Duden übrigens die korrekte Standardlautung). Zeichnerisch verdeutlicht wird das durch eine stilisierte Chinesische Mauer, die Deutschland teilt.
Gegensätzliche Fakten etwa zum Länder-Finanzausgleich, zu Drogen im Abwasser oder zur Amtsdauer von Regierungschefs überwiegen in diesem Buch. Fünf Kurvenbilder zeigen zum Beispiel statistisch zuverlässig das „noch nicht vereinigte Deutschland“ anhand der Bereiche Einkommen, Lebenserwartung, Vermögen, Arbeitslosenquote und Alter der Mutter bei der Geburt. Weniger genau sind dagegen die Auskünfte, wenn man die beiden Seiten mit der Überschrift „Stasi-Standorte“ aufblättert. Hier informieren links ein paar Zeilen über den ehemaligen Geheimdienst und rechts im grau eingefärbten DDR-Umriss wimmelt es nur so von symbolischen Augen, die für Stasi-Einrichtungen stehen; leider fehlen aber die dazugehörigen Ortsbezeichnungen.
Auch die Doppelseite zur AfD müsste aussagekräftiger sein; denn so ist es bloß ein kartografisch gestalteter Kontrast ohne jegliche Erklärung. Einerseits ist ein Teil Ostdeutschlands mit der Anmerkung „Wo die AfD über 18 % erreicht hat“ zu sehen, andererseits der Westen mit der Überschrift: „Wo mehr als 2,5 % Nicht-EU-Ausländer leben“. Solch plakative Sprachlosigkeit genügt nicht, hier wären noch aufklärende Notizen nötig. Es ist halt wie bei Wundertüten, manchmal greift man ein bisschen daneben.
WERNER HORNUNG
An vielen Stellen herrscht
plakative Sprachlosigkeit,
etwa beim Thema AfD und Stasi
Tin Fischer,
Mario Mensch (Grafiken): Gute Karten. Deutschland, wie Sie es noch nie gesehen haben.
Hoffmann und Campe, Hamburg 2020.
215 Seiten, 25 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
»In seinem Buch Gute Karten zeigt der Datenjournalist Tin Fischer 100 verschiedene und überraschende visualisierte Erkenntnisse zum Leben in Deutschland.« Wilm Haffer SWR2 20200319