Warum hat niemand etwas bemerkt?
Die 1941 geborene Autorin beschreibt ihre eigene Jugend "für Mädchen in einer aussichtslosen Situation". Im Jahr 1947 ernährt Gabys Mutter die Familie mit Näharbeiten, der Vater ist im Krieg gefallen. "Onkel Malsch", ein Kriegskamerad des Vaters, nistet sich bei
ihnen ein, er verteilt großzügig Süßigkeiten und heiratet schließlich Gabys Mutter. Aus ihrem Bruder…mehrWarum hat niemand etwas bemerkt?
Die 1941 geborene Autorin beschreibt ihre eigene Jugend "für Mädchen in einer aussichtslosen Situation". Im Jahr 1947 ernährt Gabys Mutter die Familie mit Näharbeiten, der Vater ist im Krieg gefallen. "Onkel Malsch", ein Kriegskamerad des Vaters, nistet sich bei ihnen ein, er verteilt großzügig Süßigkeiten und heiratet schließlich Gabys Mutter. Aus ihrem Bruder Achim will er mit Gewalt "einen ganzen Mann" machen, Gaby das "Zuckerpüppchen" wird verwöhnt. Der Stiefvater missbraucht Gaby regelmäßig und schwört sie gleichzeitig auf Stillschweigen der Mutter gegenüber ein. Er betatscht auch Gabys Freundinnen. Die Mutter erfährt angeblich nichts und fragt nichts, auch nicht als ihr Mann sich an Achims Freundin vergreift. Als er dann auch noch eine 14-jährige schwängert, macht sie einen Selbstmordversuch.
Als die Mutter selbst schwanger wird, wünscht Gaby sich, ihre Mutter solle bloß kein Mädchen bekommen; denn sie könne es nicht vor dem Stiefvater schützen. Der Hausarzt, die Lehrerin, die Bäuerin, zu der Gaby zur Kur geschickt wird, alle ahnen etwas und fragen nach, doch Gaby kann nichts sagen. Die Beziehung zu ihrem 22-jährigen Tischtennis-Trainer wird vom Vater zerstört; sie ist völlig isoliert. Damals wurden Jugendliche erst mit 21 Jahren volljährig; Gaby kann nicht einmal zu Hause ausziehen. Gaby ist zur Flucht entschlossen, doch sie erfüllt "ihren Vertrag" mit dem Vater, der sie inzwischen auch prügelt. Mit Hilfe des Hausarztes gelingt es ihr schließlich auszubrechen.
Das Nachwort von Barbara Kavemann erklärt die Situation von Frauen in der Nachkriegszeit. Es verdeutlicht, dass das Buch sich außer an Jugendliche auch an alle Polizistinnen, Lehrerinnen und Menschen richtet, denen sich missbrauchte Kinder anvertrauen könnten.