Produktdetails
- dtv Taschenbücher
- Verlag: DTV
- Abmessung: 14mm x 124mm x 191mm
- Gewicht: 220g
- ISBN-13: 9783423084246
- Artikelnr.: 24308065
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.1996Junge Leute auf dem Weg zu alten Tugenden
Kinderfreud und Elternleid - Brigitte Beil verbreitet Optimismus im freundschaftlichen Umgang mit den kleinen Ungeheuern
Eltern fühlen sich heute nicht selten bei der Erziehung ihrer Kinder überfordert. Die autoritären Methoden, mit denen ihnen selbst in ihrer Jugend Wohlverhalten eingebleut wurde, haben sich ebensowenig bewährt wie das lässige Gewährenlassen. Daß soziale Spielregeln in erster Linie in der Familie gelernt werden, ist eine Binsenwahrheit, aber was tun, wenn Erwachsene diese Spielregeln selbst nicht beherrschen und alles andere als Vorbilder sind?
Brigitte Beil liefert mit ihrem Buch "Gutes Kind, böses Kind" eine nützliche Orientierungshilfe für gutwillige, aber unsichere Eltern. Es kommt ihr vor allem darauf an, daran mitzuhelfen, daß ein von Offenheit, Vertrauen und Zuneigung bestimmtes familiäres Klima entsteht und auch in Krisen erhalten bleibt. An der Wertediskussion beteiligt sie sich nicht, obwohl der Untertitel "Warum brauchen Kinder Werte?" darauf hinzudeuten scheint. Ihr geht es vielmehr um alltägliche kleine oder größere Konflikte, die ohne Verständnis für die Hintergründe ihres Entstehens kaum gelöst werden können. Eltern, die sich freundschaftlich bemühen, ihre Kinder zu verstehen, die ihnen trotz Bedenken "Vorschußvertrauen" schenken, werden viel Ermutigendes in diesem Buch finden.
An praktischen, lebendigen, und manchmal auch humorvollen Beispielen macht Brigitte Beil klar, wie kindliches Selbstvertrauen bestärkt, wie Verantwortung und Friedfertigkeit gefördert werden können. Für sie gehören die alten Tugenden Bescheidenheit, Dankbarkeit, Höflichkeit, Ehrlichkeit zum "sozialen Training"; für ein harmonisches Zusammenleben sind sie unbedingt notwendig.
Geduld und Toleranz der Eltern werden auf harte Proben gestellt, wenn ihre Kinder in pubertäre Turbulenzen geraten, wenn sie das sichere Terrain der Kindheit verlassen, gleichzeitig aber mit ihrem schwankenden Selbstvertrauen zu kämpfen haben. Empfindlich gegen jede Art von Bevormundung, wehren die Jungen dann oft mit verletzender Rücksichtslosigkeit jeden Rat als Einmischung ab und sind taub gegenüber vernünftigen Argumenten. In Familien, wo regelmäßig offen diskutiert wird, wo man unterschiedliche Standpunkte zu respektieren gelernt hat, gehen solche stürmischen Ausbrüche meist ohne Schaden vorüber. Wichtig ist, daß die Eltern, was immer auch geschieht, zu verläßlicher Liebe fähig bleiben, daß sie bei Auseinandersetzungen nicht ihre Überlegenheit ausspielen, sondern zu Kompromissen oder sogar zur Korrektur ihres eigenen Standpunkts bereit sind. Der Ablösungsprozeß Jugendlicher von den Eltern ist oft für beide Seiten schmerzlich. Die Geborgenheit zu Hause ist dann für die Jungen weniger wichtig als die Anerkennung innerhalb einer Gruppe Gleichaltriger, mögen die den Eltern gefallen oder nicht.
Ernsthafte Schwierigkeiten Jugendlicher, verbunden mit Drogen oder Alkohol, erwähnt Brigitte Beil nur kurz, auf die Probleme, die Kinder meist mit der Scheidung ihrer Eltern haben, geht sie nur flüchtig ein. Es fehlt auch das Thema Sexualität, das oft zu grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Erwachsenen und Jugendlichen Anlaß gibt. Doch auch solche Krisen und tiefgreifende Erfahrungen müssen Eltern und Kinder nicht trennen, wenn Vertrauen und Zuneigung stark genug sind, Verständnis und Mitgefühl weiterhin die elementare Verbundenheit tragen. Brigitte Beil baut auf positive Kräfte und praktisches Handeln. Ihr Optimismus ist ansteckend. MARIA FRISE
Brigitte Beil: "Gutes Kind, böses Kind - Warum brauchen Kinder Werte?" Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1996. 239 S., br., 28,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kinderfreud und Elternleid - Brigitte Beil verbreitet Optimismus im freundschaftlichen Umgang mit den kleinen Ungeheuern
Eltern fühlen sich heute nicht selten bei der Erziehung ihrer Kinder überfordert. Die autoritären Methoden, mit denen ihnen selbst in ihrer Jugend Wohlverhalten eingebleut wurde, haben sich ebensowenig bewährt wie das lässige Gewährenlassen. Daß soziale Spielregeln in erster Linie in der Familie gelernt werden, ist eine Binsenwahrheit, aber was tun, wenn Erwachsene diese Spielregeln selbst nicht beherrschen und alles andere als Vorbilder sind?
Brigitte Beil liefert mit ihrem Buch "Gutes Kind, böses Kind" eine nützliche Orientierungshilfe für gutwillige, aber unsichere Eltern. Es kommt ihr vor allem darauf an, daran mitzuhelfen, daß ein von Offenheit, Vertrauen und Zuneigung bestimmtes familiäres Klima entsteht und auch in Krisen erhalten bleibt. An der Wertediskussion beteiligt sie sich nicht, obwohl der Untertitel "Warum brauchen Kinder Werte?" darauf hinzudeuten scheint. Ihr geht es vielmehr um alltägliche kleine oder größere Konflikte, die ohne Verständnis für die Hintergründe ihres Entstehens kaum gelöst werden können. Eltern, die sich freundschaftlich bemühen, ihre Kinder zu verstehen, die ihnen trotz Bedenken "Vorschußvertrauen" schenken, werden viel Ermutigendes in diesem Buch finden.
An praktischen, lebendigen, und manchmal auch humorvollen Beispielen macht Brigitte Beil klar, wie kindliches Selbstvertrauen bestärkt, wie Verantwortung und Friedfertigkeit gefördert werden können. Für sie gehören die alten Tugenden Bescheidenheit, Dankbarkeit, Höflichkeit, Ehrlichkeit zum "sozialen Training"; für ein harmonisches Zusammenleben sind sie unbedingt notwendig.
Geduld und Toleranz der Eltern werden auf harte Proben gestellt, wenn ihre Kinder in pubertäre Turbulenzen geraten, wenn sie das sichere Terrain der Kindheit verlassen, gleichzeitig aber mit ihrem schwankenden Selbstvertrauen zu kämpfen haben. Empfindlich gegen jede Art von Bevormundung, wehren die Jungen dann oft mit verletzender Rücksichtslosigkeit jeden Rat als Einmischung ab und sind taub gegenüber vernünftigen Argumenten. In Familien, wo regelmäßig offen diskutiert wird, wo man unterschiedliche Standpunkte zu respektieren gelernt hat, gehen solche stürmischen Ausbrüche meist ohne Schaden vorüber. Wichtig ist, daß die Eltern, was immer auch geschieht, zu verläßlicher Liebe fähig bleiben, daß sie bei Auseinandersetzungen nicht ihre Überlegenheit ausspielen, sondern zu Kompromissen oder sogar zur Korrektur ihres eigenen Standpunkts bereit sind. Der Ablösungsprozeß Jugendlicher von den Eltern ist oft für beide Seiten schmerzlich. Die Geborgenheit zu Hause ist dann für die Jungen weniger wichtig als die Anerkennung innerhalb einer Gruppe Gleichaltriger, mögen die den Eltern gefallen oder nicht.
Ernsthafte Schwierigkeiten Jugendlicher, verbunden mit Drogen oder Alkohol, erwähnt Brigitte Beil nur kurz, auf die Probleme, die Kinder meist mit der Scheidung ihrer Eltern haben, geht sie nur flüchtig ein. Es fehlt auch das Thema Sexualität, das oft zu grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Erwachsenen und Jugendlichen Anlaß gibt. Doch auch solche Krisen und tiefgreifende Erfahrungen müssen Eltern und Kinder nicht trennen, wenn Vertrauen und Zuneigung stark genug sind, Verständnis und Mitgefühl weiterhin die elementare Verbundenheit tragen. Brigitte Beil baut auf positive Kräfte und praktisches Handeln. Ihr Optimismus ist ansteckend. MARIA FRISE
Brigitte Beil: "Gutes Kind, böses Kind - Warum brauchen Kinder Werte?" Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1996. 239 S., br., 28,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main