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Mit elegantem Understatement, doch ohne Rücksicht auf Verluste zieht Bernd Cailloux die Lebensbilanz von einem, der von Bilanzen nie viel wissen wollte.Berlin 2005. Im Schöneberger Café Fler, einem Asyl der Übriggebliebenen aus dem alten Westberlin, sitzt ein Mann von sechzig Jahren. Kein Eigenheim, keine Familie, keine Rentenansprüche. Vor Jahren hatte er zweimal im Blitzlicht der Geschichte gestanden: das erste Mal um 1968, als Miterfinder des Disco-Stroboskops und Hippie-Businessman; das zweite Mal Ende der Siebziger, als Irrwisch in der jungen Mauerstadt-Bohème mit ihren künftigen…mehr

Produktbeschreibung
Mit elegantem Understatement, doch ohne Rücksicht auf Verluste zieht Bernd Cailloux die Lebensbilanz von einem, der von Bilanzen nie viel wissen wollte.Berlin 2005. Im Schöneberger Café Fler, einem Asyl der Übriggebliebenen aus dem alten Westberlin, sitzt ein Mann von sechzig Jahren. Kein Eigenheim, keine Familie, keine Rentenansprüche. Vor Jahren hatte er zweimal im Blitzlicht der Geschichte gestanden: das erste Mal um 1968, als Miterfinder des Disco-Stroboskops und Hippie-Businessman; das zweite Mal Ende der Siebziger, als Irrwisch in der jungen Mauerstadt-Bohème mit ihren künftigen Weltstars, Opfern und Verrätern. Davor, dazwischen und dahinter lagen Schattenzeiten, wo sich die verborgenen, aber nicht weniger spektakulären Dramen dieses Lebens abspielten.
Autorenporträt
Bernd Cailloux, Jahrgang 1945, lebt als freier Schriftsteller in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.07.2013

NEUE TASCHENBÜCHER
Unter dem Pflaster liegt der Gestrandete –
Bernd Cailloux’ „Gutgeschriebene Verluste“
„Café der Übriggebliebenen“, so wird das Lokal genannt, in dem der Ich-Erzähler regelmäßig verkehrt
– der Name passt zu seiner Lage. Denn auch der randständige Held aus Bernd Cailloux’ Roman „Gutgeschriebene Verluste“ ist ein Übriggebliebener jener „großen Zeit“, als in den „handlungsarmen Ecken“ der Berliner Szene-Disco Dschungel Hegelianer diskutierten, die jungen Wilden im Café Mitropa abhingen und Blixa Bargeld mit einem Bollerwagen voller Munition für seine musikalischen Stahlgewitter durch die Schöneberger Goltzstraße zog. Sie alle waren „liebe Kleinodbeschmuser, Lebevolk und Nebulierer“, wie Max Goldt das Berliner Soziotop beschrieb – geblieben ist nur der Flaneur als Fledermaus, der Blut saugt aus dem Mythos.
  Jetzt, im Alter von 62 Jahren, erweist sich Kierkegaards Satz, dass das Leben vorwärts gelebt und rückwärts begriffen werde, als tückisch. Für den Protagonisten, der immer tüchtig nach vorne gelebt hat, ist die Zukunft zu übersichtlich geworden, um auf die Vergangenheit zu pfeifen – zumal sich auch seine Freundin Ella nicht mehr mit dem Bohème-Kompromiss der „Schöneberger Besuchsehe“ abfinden mag. Und auch der Lack der heroischen Herkunft ist angeschrammt, wie er sich bei biografischen Tauchgängen in die Kindheit sowie die Jahre als „Schwellenwesen“ und „hedonistischer Mitläufer“ der 68er-Bewegung eingestehen muss.
  Bernd Cailloux ist ein bitterkomischer Schelmenroman gelungen über einen erotomanen Stadtneurotiker, der stets nur auf der Suche war nach dem nächsten „Kick und Fick“ und nun an den Spätfolgen seiner kurzen Heroin-Karriere und eines zur Asozialität getriebenen Individualismus laboriert. Cailloux’ Buch liest sich als selbstkritische Generationsbefragung, voller ebenso amüsanter wie erschreckender Schilderungen des linken Milieus – erst Rote-Armee-, dann ToskanaFraktion. Hier spricht einer, der die Zeit genossen hat und doch nie ihr Genosse war. Die Verluste werden ihm nicht gutgeschrieben, seine Bilanz aber ist: sehr gut geschrieben. 
CHRISTOPHER SCHMIDT
Bernd Cailloux: Gutgeschriebene
Verluste. Roman mémoire. Suhrkamp Taschenbuch 4437. Berlin 2013.
271 Seiten, 8,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»So funktioniert dieser wahrhaftige Roman wie ein autobiographisches Mobile, das seine Teile kunstvoll zusammenschwingen lässt.« Wolfgang Schneider Frankfurter Allgemeine Zeitung 20120228
»Cailloux' Buch liest sich als selbstkritische Generationsbefragung, voller ebenso amüsanter wie erschreckender Schilderungen des linken Milieus ... Hier spricht einer, der die Zeit genossen hat und doch nie ihr Genosse war. Die Verluste werden ihm nicht gutgeschrieben, seine Bilanz aber ist: sehr gut geschrieben.«