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in vergnügliches und geistreiches Buch über das Element, das die Niederlande erst zu dem macht, was sie sind: das Wasser. Wie lebt es sich in einem Land, das nicht nur zu einem Fünftel aus Wasser besteht und im Durchschnitt 800 l Regen pro m² im Jahr zu erwarten hat, sondern auch am Meer und zu einem großen Teil unter dem Meeresspiegel liegt? Dass die Bewohner der Niederlande eine besondere Beziehung zum nassen Element entwickelt haben, kann da nicht verwundern. Höchst amüsant und geistreich erzählt Maarten Asscher von seinen Landsleuten, von ihrem Kampf gegen das Wasser und wie es seit Jahrhunderten ihr Leben prägt.…mehr

Produktbeschreibung
in vergnügliches und geistreiches Buch über das Element, das die Niederlande erst zu dem macht, was sie sind: das Wasser.
Wie lebt es sich in einem Land, das nicht nur zu einem Fünftel aus Wasser besteht und im Durchschnitt 800 l Regen pro m² im Jahr zu erwarten hat, sondern auch am Meer und zu einem großen Teil unter dem Meeresspiegel liegt? Dass die Bewohner der Niederlande eine besondere Beziehung zum nassen Element entwickelt haben, kann da nicht verwundern. Höchst amüsant und geistreich erzählt Maarten Asscher von seinen Landsleuten, von ihrem Kampf gegen das Wasser und wie es seit Jahrhunderten ihr Leben prägt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2010

Für die Tasche Am liebsten hätte Maarten Asscher die Niederlande von einem Binnenschiff aus erkundet, durch Grachten, Schleusen, Kanäle, mit Fischer- und Ruderboot, auf einem Segelschiff oder einem Frachtdampfer. Doch Asscher, geboren 1957, Jurist, Verleger und Autor, wählte andere Perspektiven: Er wandert am Strand, fährt auf Deichen, besucht Wassertürme - und breitet eine beeindruckende Fülle an Informationen essayistisch-prosaisch aus, auch Seitenarme der Geschichte bespielend. Der Titel seines Buches führt grafisch direkt zum Thema: "H2Olland".

"Das kleinste Gewässer der Niederlande ist der runde Minisee im WC, das größte Gewässer ist die Nordsee." Dieser Satz zeigt alle Facetten von Asschers wunderbarem Buch: Natur, Kultur, Privates und Öffentliches finden in ihm zusammen, liebevoll beschrieben und auch selbstironisch; Letzteres zählt Asscher zu den Grundtugenden des Niederländers. Wie jeder Mensch besteht auch der Niederländer zu mehr als siebzig Prozent aus Wasser, doch sei er mehr als andere von diesem Element geprägt - so wie das Land: Die Niederlande sind wie Italien an ihrer Form erkennbar, durch die Wasserstraßen und das Ijsselmeer, 1100 Quadratkilometer groß. Kartographen des 16. Jahrhunderts zeichneten die "Lage Landen" - die niedrig liegenden Länder, das waren die Niederlande und das heutige Belgien - als Löwengestalt: Die Küste ist der Rücken, die Watteninseln sind die Mähne, die nördlichen Provinzen ein brüllendes Maul, Oost-Gelderland und Limburg die Beine. Das Gesicht des Löwen ist zum Festland gerichtet, so dass der größte Feind im Rücken liegt: das Meer.

Die Sturmflut, bei der 1953 über 1800 Menschen starben, vergleicht Asscher mit dem Untergang der Titanic in ihrer "nationalen, nahezu göttlichen Dimension". Einer romantisierenden Imagination vom Leben mit dem Wasser stellt er immer wieder den harten Alltag entgegen: Das Sprachbild des Wasserwolfs lässt etwas von der Gefräßigkeit und Unbeherrschbarkeit ahnen. Durch Mühlen sollte es domestiziert werden: Vor 300 Jahren legten Wassermühlen das Land trocken, zur Industrialisierung wurden viele abgerissen. Ihre Aufgabe, Wasser aus Poldern in Kanäle zu pumpen, übernehmen heute elektrische Stationen. Das Bild der Niederlande prägen Mühlen dennoch, Bürger werden zu ehrenamtlichen Müllern ausgebildet. Denn die Mühlen lassen sich als Denkmäler am besten instand halten, wenn sie funktionieren. Auch in Städten wie Amsterdam sieht Asscher Wasser, wo längst keines mehr fließt: Untilgbar sind die Spuren zugeschütteter Grachten, dies habe "die historische Geographie der alten Innenstadt (. . .) in erheblichem Ausmaß zerstört".

Asscher gelingt es immer wieder, in unaufdringlicher Weise Vergangenheit und Gegenwart zu verbinden; die Kulturgeschichte spiegelt sich in Städtebau, Architektur, Gedichten, Gemälden, ja sogar auf Grabsteinen: "Ihr Stolz war der Abschlussdeich", ließ Grietje Bosker sich darauf meißeln. 1932 lief sie, damals 37-jährig, als Erste über den Afsluitdijk - und brach das Privileg der Staatsvertreter, den dreißig Kilometer langen Deich zwischen dem Wattenmeer und der ehemaligen Meeresbucht Zuiderzee zuerst zu betreten.

Jedes der 18 Kapitel schafft eine andere Perspektive; wie gut, dass Maarten Asscher nicht mit dem Binnenschiff gefahren ist und vom Wasser auf sein Land geblickt hat. Im Original lautet der Untertitel "Auf der Suche nach den Quellen der Niederlande". Der deutsche Untertitel "Wie die Niederländer das Meer besiegten" passt hingegen nicht perfekt: Steigt der Meeresspiegel, wird Holland eines der ersten Länder sein, das versinkt, zusammen mit Bangladesch und Französisch-Polynesien.

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Maarten Asscher: "H2Olland. Wie die Niederländer das Meer besiegten". Luchterhand, 254 Seiten, 8 Euro

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