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Das Konzentrationslager Neuengamme, das als einziges der großen KZ-Hauptlager vollständig geräumt wurde, endete in einem Inferno: Todesmärsche, Massensterben in den Auffanglagern Bergen-Belsen, Sadbostel und Wöbbelin, Massaker durch SS und Wehrmacht in den letzten Kriegstagen sowie die Verbringung der letzten 10.000 Häftlinge auf die Cap Arcona und andere KZ-Schiffe. Deren irrtümliche Versenkung durch britische Jagdbomber am 3. Mai 1945 gilt als die größte Schiffskatastrophe alle Zeiten. Über diese Ereignisse informiert die Sonderausstellung Ein KZ wird geräumt, zu der nunmehr ergänzend zu dem…mehr

Produktbeschreibung
Das Konzentrationslager Neuengamme, das als einziges der großen KZ-Hauptlager vollständig geräumt wurde, endete in einem Inferno: Todesmärsche, Massensterben in den Auffanglagern Bergen-Belsen, Sadbostel und Wöbbelin, Massaker durch SS und Wehrmacht in den letzten Kriegstagen sowie die Verbringung der letzten 10.000 Häftlinge auf die Cap Arcona und andere KZ-Schiffe. Deren irrtümliche Versenkung durch britische Jagdbomber am 3. Mai 1945 gilt als die größte Schiffskatastrophe alle Zeiten. Über diese Ereignisse informiert die Sonderausstellung Ein KZ wird geräumt, zu der nunmehr ergänzend zu dem vor zwei Jahren erschienenen Ausstellungskatalog eine umfassende wirtschaftliche Aufsatzsammlung erscheint. Bei dem Band, der Beiträge von Historiker/ innen, anderweitig ausgewiesenen Fachleuten und Zeitzeugen enthält, handelt es sich um die bislang gründlichste Erforschung der Auflösung eines nationalsozialistischen Konzentrationslagers.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2000

Massensterben

NEUENGAMME. Die "Todesmärsche" von KZ-Häftlingen in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs gehören nicht nur zu den traurigsten, sondern nach Goldhagens Buch über "Hitlers willige Vollstrecker" auch zu den umstrittensten Kapiteln der NS-Verbrechen. Der These, die "Evakuierungen" durch die SS seien die mobile Fortsetzung der stationären Vernichtung der Juden gewesen, wurde mit guten Gründen widersprochen. Die SS wollte bis zuletzt möglichst viele KZ-Häftlinge in ihrer Gewalt behalten - ob als Arbeitssklaven, Geiseln, Verhandlungsmasse oder wozu auch immer, ist ungewiß. Der Plan eines gezielten Massenmords läßt sich nicht nachweisen. Dennoch kamen Hunderttausende auf diesen Märschen und Transporten um. Die eindrucksvolle Dokumentation über die Räumung des KZ Neuengamme zeigt die sehr unterschiedlichen Ursachen dieses Massensterbens. Das Stammlager in Hamburg mit 13500 Häftlingen wurde als einziges größeres KZ vollständig, die 60 Außenlager in ganz Norddeutschland mit 40000 Häftlingen größtenteils geräumt. Die Zahl der Opfer dieser ganz überwiegend im April 1945 durchgeführten Aktion wird auf 15000 geschätzt. Allein 7000 Häftlinge starben, als britische Bomber am 3. Mai 1945 vor Lübeck die "Cap Arcona" und "Thielbek" versenkten, weil sie diese schwimmenden Elendsquartiere der Evakuierten aus Neuengamme irrtümlich für Truppentransporter hielten. Doch nicht nur diese größte Schiffskatastrophe aller Zeiten, sondern auch die Bombardierung von Häftlingszügen forderte zahlreiche Tote. Ungezählte andere gingen an Hunger, Durst, Krankheit und Erschöpfung zugrunde, wurden von ihren Bewachern gezielt ermordet oder wahllos erschossen, fanden in Panikreaktionen und Lynchaktionen der Bevölkerung den Tod. Neben den apokalyptischen Bildern dieser chaotischen Tage gab es aber auch merkwürdig geordnete und "humane" Evakuierungen, vor allem die von 4000 skandinavischen Häftlingen mit Rotkreuzbussen nach Schweden. Die Wanderausstellung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme bringt die Erinnerung an die Tragödien und Verbrechen der Räumung in die Orte des Geschehens. Der vorzügliche Katalog besticht durch wissenschaftliche Seriosität, gute Lesbarkeit und übersichtliche Gestaltung. Die Präsentation der Bilder, Dokumente und Karten ist stets unaufdringlich und überläßt dem Leser Freiraum zur eigenen Meinungsbildung. Da dies heute nicht mehr selbstverständlich ist, muß die Arbeit der Ausstellungsmacher und Kataloggestalter als vorbildlich bezeichnet werden. (Katharina Hertz-Eichenrode [Herausgeber]: Häftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung. Die Auflösung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager durch die SS im Frühjahr 1945. Katalog zur Wanderausstellung. Band 1: Texte und Dokumente. Band 2: Karten. Edition Temmen, Bremen 2000. 381 bzw. 117 Seiten, 39,90 Mark.)

JOHANNES HÜRTER

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