Das Bestseller-Autoren-Duo Walter Schels und Beate Lakotta, bekannt durch das erfolgreiche und preisgekrönte Buch 'Noch mal leben vor dem Tod', legt nun einen neuen, beeindruckenden Fotoband vor: 'Hände'.
Der international renommierte Fotograf Walter Schels war schon immer fasziniert von Händen. Sie sind nach dem Gesicht die ausdrucksvollste Partie des menschlichen Körpers. Auch in sie gräbt sich das Leben ein. Wenn er Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Geisteswelt porträtierte, nahm Schels auch deren Handinnenflächen auf. Entstanden sind so faszinierende wie eindringliche Schwarz-Weiß-Porträts von ungewöhnlicher Nähe und Direktheit. Ergänzt werden seine Bilder von Texten der Journalistin Beate Lakotta; in ihrem Essay beschreibt sie, welche Erkenntnisse über den Menschen Wissenschaften wie Evolutionsbiologie, Genetik oder Anthropologie aus der Gestalt seiner Hände ziehen. Mit Fotografien u.a. von Angela Merkel, Helmut Schmidt, Yehudi Menuhin und dem Dalai Lama.
Der international renommierte Fotograf Walter Schels war schon immer fasziniert von Händen. Sie sind nach dem Gesicht die ausdrucksvollste Partie des menschlichen Körpers. Auch in sie gräbt sich das Leben ein. Wenn er Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Geisteswelt porträtierte, nahm Schels auch deren Handinnenflächen auf. Entstanden sind so faszinierende wie eindringliche Schwarz-Weiß-Porträts von ungewöhnlicher Nähe und Direktheit. Ergänzt werden seine Bilder von Texten der Journalistin Beate Lakotta; in ihrem Essay beschreibt sie, welche Erkenntnisse über den Menschen Wissenschaften wie Evolutionsbiologie, Genetik oder Anthropologie aus der Gestalt seiner Hände ziehen. Mit Fotografien u.a. von Angela Merkel, Helmut Schmidt, Yehudi Menuhin und dem Dalai Lama.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.01.2017Hände hoch!
Lebenslinien zwischen Aberglauben und Wissenschaft: Walter Schels findet als Porträtfotograf Hände mindestens ebenso aufregend wie Gesichter.
Zeig mir deine Hände, und ich sage dir, wie du im Leben vorankommen wirst und was dich dabei alles erwartet, ob und wie viel du zur Fortpflanzung taugst, wie es um deine Kreativität bestellt ist und wie lange du fern der Heimat leben musst. In den Linien der Hand soll vieles verborgen liegen, wenn man es denn deuten kann; was mittlerweile sogar seriöse Naturwissenschaftler beschäftigt. Denn auf wenig reagieren Menschen so nervös und mit sofortigem Entzug, als mit der Ankündigung, man wolle in ihrer Hand lesen. So berichtet es jedenfalls Ulrike Albinsson, die in Zürich eine Praxis für Handanalyse unterhält, im Gespräch mit der Journalistin Beate Lakotta: Vor allem Männer steckten sofort die Hände unter den Tisch, wenn sie ihren Beruf erwähne. Das zeige ihr, "dass sie glauben, dass ich ihre Hände lesen kann".
Diese Fähigkeit trainieren Menschen seit Jahrtausenden, getrieben von unterschiedlichen Motiven und wirtschaftlichen Interessen. Man unterscheidet, grob gesprochen, Handleser (Chiromantiker), Chirologen (Handleser mit wissenschaftlichem Anspruch) und Wissenschaftler der Fächer Human- und Evolutionsbiologie. Ihre Ergebnisse liegen - sieht man von Jahrmarktsgauklern und Hellseherinnen ab - häufig gar nicht so weit auseinander, nur dass sich die Wege zur Erkenntnis fundamental unterscheiden. Die Hände sprechen, wenn man sie lesen kann.
Den Hamburger Fotografen Walter Schels, Jahrgang 1936, muss man eher zur intuitiven Handleser-Gruppe zählen, aber dafür ist er mit Leidenschaft dabei. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten bei seinen Porträtsitzungen auch mit den Händen seines Gegenübers - selbst wenn er sich nicht immer traute, um hochgehaltene Hände zu bitten - wie etwa im Falle Andy Warhols.
So entstand im Lauf der langen Karriere Schels' eine umfangreiche Sammlung und ein kontroverser Diskurs mit seiner Ehefrau, die als Wissenschaftsjournalistin für den "Spiegel" schreibt. Beate Lakotta sieht die Sache ganz anders, wie sie in ihrem begleitenden, persönlich gefärbten Essay zum Ausdruck bringt. Nicht zuletzt deshalb hat das Paar für den vorliegenden Bildband Experten besucht, darunter den Leiter der in Wien ansässigen Human Behavior Research Group, den Verhaltensforscher Karl Grammer, und den britischen Evolutionsbiologen John Manning, der die Formel "2D:4D" entwickelt hat.
Dabei werden Zeigefinger (im Englischen: zweiter Finger) und Ringfinger (vierter Finger) von der Wurzel bis zur Kuppe gemessen, dann wird die Länge des Zeigefingers durch die des Ringfingers geteilt. Mitteleuropäische Männer haben Werte zwischen 0,95 und 0,98, Frauen zwischen 0,97 bis 1,0. Aus diesen Zahlen und den davon abweichenden Maßen schließt Manning auf allerlei: Persönlichkeitsmerkmale, Verhaltensweisen, Fruchtbarkeit. Obendrein werden die Fingermuster vererbt.
Schels' Bilder nehmen den größeren Teil des Bandes ein, sie sind alle nach dem gleichen Schema inszeniert: frontale Porträts, das Gesicht gerahmt von den Händen, die in "Hände-hoch!"-Position die nach außen gekehrten Handinnenflächen zeigen. Der Schwerpunkt liegt auf Prominenz aus Politik und Kultur - darunter Angela Merkel, Gerhard Schröder, Richard von Weizsäcker, Günter Grass, Yehudi Menuhin, Alfred Brendel und der sehr verschmitzte Claude Chabrol. Aber es fehlen auch nicht ganz normale und behinderte Menschen, Holocaust-Überlebende und Zwillinge, Transsexuelle und Blinde, Neugeborene und Sterbende. Als naher Verwandter kommt auch ein Schimpanse in dieses kuriose Album. Am Ende stehen kurze Biographische Skizzen, die teilweise mit Anekdoten von den Porträtsitzungen aufwarten. Schels selbst ist auch zu sehen und damit der Stumpf seines rechten Zeigefingers. Die oberen zwei Glieder biss ihm ein Koalabär ab. Ein Arbeitsunfall.
HANNES HINTERMEIER
Walter Schels: "Hände".
Mit Texten von Beate Lakotta.
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016. 192 S., zahlr. Abb., geb., 40,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Lebenslinien zwischen Aberglauben und Wissenschaft: Walter Schels findet als Porträtfotograf Hände mindestens ebenso aufregend wie Gesichter.
Zeig mir deine Hände, und ich sage dir, wie du im Leben vorankommen wirst und was dich dabei alles erwartet, ob und wie viel du zur Fortpflanzung taugst, wie es um deine Kreativität bestellt ist und wie lange du fern der Heimat leben musst. In den Linien der Hand soll vieles verborgen liegen, wenn man es denn deuten kann; was mittlerweile sogar seriöse Naturwissenschaftler beschäftigt. Denn auf wenig reagieren Menschen so nervös und mit sofortigem Entzug, als mit der Ankündigung, man wolle in ihrer Hand lesen. So berichtet es jedenfalls Ulrike Albinsson, die in Zürich eine Praxis für Handanalyse unterhält, im Gespräch mit der Journalistin Beate Lakotta: Vor allem Männer steckten sofort die Hände unter den Tisch, wenn sie ihren Beruf erwähne. Das zeige ihr, "dass sie glauben, dass ich ihre Hände lesen kann".
Diese Fähigkeit trainieren Menschen seit Jahrtausenden, getrieben von unterschiedlichen Motiven und wirtschaftlichen Interessen. Man unterscheidet, grob gesprochen, Handleser (Chiromantiker), Chirologen (Handleser mit wissenschaftlichem Anspruch) und Wissenschaftler der Fächer Human- und Evolutionsbiologie. Ihre Ergebnisse liegen - sieht man von Jahrmarktsgauklern und Hellseherinnen ab - häufig gar nicht so weit auseinander, nur dass sich die Wege zur Erkenntnis fundamental unterscheiden. Die Hände sprechen, wenn man sie lesen kann.
Den Hamburger Fotografen Walter Schels, Jahrgang 1936, muss man eher zur intuitiven Handleser-Gruppe zählen, aber dafür ist er mit Leidenschaft dabei. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten bei seinen Porträtsitzungen auch mit den Händen seines Gegenübers - selbst wenn er sich nicht immer traute, um hochgehaltene Hände zu bitten - wie etwa im Falle Andy Warhols.
So entstand im Lauf der langen Karriere Schels' eine umfangreiche Sammlung und ein kontroverser Diskurs mit seiner Ehefrau, die als Wissenschaftsjournalistin für den "Spiegel" schreibt. Beate Lakotta sieht die Sache ganz anders, wie sie in ihrem begleitenden, persönlich gefärbten Essay zum Ausdruck bringt. Nicht zuletzt deshalb hat das Paar für den vorliegenden Bildband Experten besucht, darunter den Leiter der in Wien ansässigen Human Behavior Research Group, den Verhaltensforscher Karl Grammer, und den britischen Evolutionsbiologen John Manning, der die Formel "2D:4D" entwickelt hat.
Dabei werden Zeigefinger (im Englischen: zweiter Finger) und Ringfinger (vierter Finger) von der Wurzel bis zur Kuppe gemessen, dann wird die Länge des Zeigefingers durch die des Ringfingers geteilt. Mitteleuropäische Männer haben Werte zwischen 0,95 und 0,98, Frauen zwischen 0,97 bis 1,0. Aus diesen Zahlen und den davon abweichenden Maßen schließt Manning auf allerlei: Persönlichkeitsmerkmale, Verhaltensweisen, Fruchtbarkeit. Obendrein werden die Fingermuster vererbt.
Schels' Bilder nehmen den größeren Teil des Bandes ein, sie sind alle nach dem gleichen Schema inszeniert: frontale Porträts, das Gesicht gerahmt von den Händen, die in "Hände-hoch!"-Position die nach außen gekehrten Handinnenflächen zeigen. Der Schwerpunkt liegt auf Prominenz aus Politik und Kultur - darunter Angela Merkel, Gerhard Schröder, Richard von Weizsäcker, Günter Grass, Yehudi Menuhin, Alfred Brendel und der sehr verschmitzte Claude Chabrol. Aber es fehlen auch nicht ganz normale und behinderte Menschen, Holocaust-Überlebende und Zwillinge, Transsexuelle und Blinde, Neugeborene und Sterbende. Als naher Verwandter kommt auch ein Schimpanse in dieses kuriose Album. Am Ende stehen kurze Biographische Skizzen, die teilweise mit Anekdoten von den Porträtsitzungen aufwarten. Schels selbst ist auch zu sehen und damit der Stumpf seines rechten Zeigefingers. Die oberen zwei Glieder biss ihm ein Koalabär ab. Ein Arbeitsunfall.
HANNES HINTERMEIER
Walter Schels: "Hände".
Mit Texten von Beate Lakotta.
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016. 192 S., zahlr. Abb., geb., 40,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Fotografien und Text gehen in »Hände« eine wunderbare Symbiose ein. Photonews - Zeitung für Fotografie 20161201