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Fünfzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs stirbt der jüdisch-amerikanische Veteran George Bromfield auf verdächtige Weise in einem Krankenhaus in New York.Kann es sein, dass seine zweite Ehefrau seinen Tod beschleunigt hat? Beim Versuch, die mysteriösen Todesumstände aufzudecken, graben seine Tochter Eva und ihr Bruder Max immer tiefer in der geheimnisumwobenen Vergangenheit ihres Vaters. In München und New York gehen die Geschwister auf Spurensuche, um herauszufinden, warum ihr Vater nach Kriegsende nach Bayern zurückgekehrt ist und wie das mit seiner Freundschaft mit einem Porträtmaler…mehr

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Produktbeschreibung
Fünfzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs stirbt der jüdisch-amerikanische Veteran George Bromfield auf verdächtige Weise in einem Krankenhaus in New York.Kann es sein, dass seine zweite Ehefrau seinen Tod beschleunigt hat? Beim Versuch, die mysteriösen Todesumstände aufzudecken, graben seine Tochter Eva und ihr Bruder Max immer tiefer in der geheimnisumwobenen Vergangenheit ihres Vaters. In München und New York gehen die Geschwister auf Spurensuche, um herauszufinden, warum ihr Vater nach Kriegsende nach Bayern zurückgekehrt ist und wie das mit seiner Freundschaft mit einem Porträtmaler und Nazikollaborateur zusammenhängt.Gekonnt verbindet Elisabeth Bronfen eine Spionagegeschichte mit einem Familiendrama und stellt dabei das Nachwirken einer Kultur der Geheimhaltung dar, wie sie für die Nachkriegszeit ab 1945 prägend war.
Autorenporträt
Elisabeth Bronfen, geboren 1958 in München, lebt in Zürich. Sie ist als Kulturwissenschaftlerin an der Universität Zürich und an der New York University tätig und arbeitet in den Bereichen Literatur, visuelle Kultur und Gender Studies. Die Autorin hat zahlreiche Publikationen verfasst, u.a. zu weiblichen Todesdarstellungen, zur Kulturgeschichte der Nacht, zu Krieg im Hollywood-Kino, zur Serialität in Shakespeares Dramen, sowie ein Kochbuch.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension

Als "Kryptomanie" bezeichnet die Romanfigur Eva Bromfield, die nicht nur die Initialen mit ihrer Autorin, der Anglistin Elisabeth Bronfen teilt, die Faszination für Geheimnisse, erfahren wir von Rezensentin Tanya Lieske. Diese "Lust am Geheimnis" entdeckt Eva nicht nur in den Werken Shakespeares, sondern auch in der eigenen Familie. Ihr Vater George Bromfield wird nicht mehr lange leben, doch seine zweite Frau will die Kinder davon abhalten, ihn zu besuchen. Als er schließlich stirbt, vermutet Eva einen Mord. Darüber hinaus hat er der Tochter verschwiegen, warum er in den 50er-Jahren nach Deutschland zurückgekehrt ist, auch das will sie herausfinden, resümiert die Kritikerin. Lieske ist trotz dieser spannenden Ansätze allerdings nicht wirklich überzeugt: Die Erzählweise in Dialogen und Reminiszenzen birgt Längen, diejenigen Figuren, die zu Wort kommen, sind etwas zu glatt geraten. Als Theoretikerin überzeugt die Autorin die Rezensentin deutlich mehr denn als Romanciere, so das Fazit.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.2023

Porträt einer verdächtigen Familie

Was hat der Tod eines amerikanischen Weltkriegsveteranen mit dessen Vergangenheit zu tun? Elisabeth Bronfen begibt sich in ihrem Debütroman auf Spurensuche.

Von Ursula Scheer

Von Ursula Scheer

An der Geschichte stimmt doch etwas nicht, darin sind Eva und ihr Bruder Max sich schnell einig: Ihr Vater, ein in New York geborener Sohn osteuropäischer jüdischer Einwanderer und einst in München stationierter Weltkriegsveteran, soll in seiner Heimatstadt einen Herzstillstand erlitten haben - wenn die bruchstückhaften Informationen denn stimmen, die die erwachsenen Geschwister über Umwege von der zweiten, ihnen fremd gebliebenen Frau des Vaters erhalten haben. Und das Tage, nachdem diese ihnen und ihrer Mutter strikt verboten hatte, von Übersee aus ans Krankenbett George Bromfields zu eilen. Hat die Stiefmutter, die ausgerechnet aus Dachau stammt, womöglich die Genesung des von einem Schlaganfall getroffenen Mannes hintertrieben, weil altes NS-Gedankengut in ihr lebendig geblieben ist, etwa die unmenschliche Vorstellung "unwerten" Lebens?

Etwas scheint schon lange faul gewesen zu sein im Staate Dänemark, also der Familie, die George Bromfield kurz nach Kriegsende mit seiner ersten deutschen Frau gründete, sobald das Verbot der "Fraternisierung" gefallen war. Ein Geheimnis scheint die Kindheit seiner Nachkommen zu umschweben und bis in die Gegenwart des Romans - Mitte der Neunzigerjahre - hineinzureichen, in der George nach Trennung und Wiederverheiratung ein gänzlich neues Leben auf der anderen Seite des Atlantiks aufgebaut zu haben schien. Rückblickend kommt seiner fünfunddreißigjährigen Tochter Eva, die als am Beginn ihrer Hochschulkarriere stehende, ebenso scharfsinnige wie in sich selbst verstrickte Theaterwissenschaftlerin gezeichnet wird, alles verdächtig vor: die Tatsache, dass ihre Eltern in den Fünfzigern aus den USA zurück in die Stadt zogen, in der ihr Vater als Besatzungsoffizier mit der Entnazifizierung befasst gewesen war; die ihr unerklärliche Ausgelassenheit auf Fotos der Cocktailabende, zu denen ihre Eltern in den Wirtschaftswunderjahren Opfer und Täter des überwundenen Regimes luden; ein Familienbild schließlich, das ein mit dem Vater eng befreundeter Berliner Künstler gemalt hat. Ein paar Jahre zuvor hatte er noch Adolf Hitler porträtiert.

Wie viele Debütromane schöpft auch Elisabeth Bronfens "Händler der Geheimnisse" aus der eigenen Biographie und der Historie ihrer Familie. Nicht umsonst sind sowohl Name wie Generationenzugehörigkeit der mit kryptomanischem Eifer auf Spurensuche gehenden Hauptfigur Eva Bromfield der 1958 geborenen Autorin anverwandt: Sie ist deren Alter Ego. Auch Bronfens Vater hatte osteuropäisch-jüdische Wurzeln, war als US-Militär in München stationiert, heiratete eine Deutsche, schickte seine Kinder auf die amerikanische Schule. Fakten und Fiktionen überlagern sich als die Ebenen, um deren Unterscheidung es im Roman unentwegt geht. Bronfen ist als Anglistin und Kulturwissenschaftlerin, als Hochschullehrerin in New York und inzwischen emeritierte Professorin in Zürich, als Sachbuchautorin und Expertin für Gender Studies eine international anerkannte Größe. Mit dem "Crossmapping" hat sie eine vergleichende Methode eingeführt, die strukturelle wie thematische Ähnlichkeiten von Kunstwerken verschiedener Gattungen, Genres und Zeiten gewissermaßen kartographiert und so Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausarbeitet. Ganz ähnlich geht die Romanfigur Eva bei der Analyse vergangener Geschehnisse vor, von denen ihr als Nachgeborener nur zeichenhafte Botschaften in Gestalt von Filmen, Bildern oder selektiven Erinnerungen der Zeitzeugen geblieben sind.

Wie Bronfen ist Eva fasziniert von den Filmen Billy Wilders und den Schauspielen William Shakespeares. Und so führt der Weg der persönlich motivierten Recherche zur longue durée der letzten Kriegs- und frühen Nachkriegsjahre über ein "Shakespeareprojekt", das Eva mit ihrer Freundin Samantha, kurz Sam, vorantreibt. Es geht um Geheimhaltung in den Stücken des Dramatikers. Wie von Sam, "der Zuhörenden", wird vom Leser geduldige Rezeption von in Dialogform gegossenen Vorträgen gefordert, die von Literatur, Film oder statischen Bildern ins Leben und zurück führen.

Brillant glänzen im Roman das über Jahrzehnte erworbene Wissen um Vergangenheit und Konstruktionsmacht der Memoria, wenn es um Täter-Opfer-Umkehr oder das Annehmen anderer Identitäten geht, die präzisen Recherchen bis hin zur Falttechnik eines Fallschirms, und der intellektuelle Scharfsinn, mit der Eva ihre letztlich kulturhistorische Detektivarbeit vorantreibt. Zwischen Familienaufstellung, angedeutetem Spionageroman und Kriminalgeschichte rund um einen Tod an einem Karfreitag unmittelbar vor dem jüdischen Pessach changiert "Händler der Geheimnisse" und bleibt dabei doch immer das Buch einer Gelehrten: Alle Figuren - zu denen neben der in München verorteten Eva deren Mutter und eine Patentante, der in New York lebende Bruder und dessen Partner zählen - scheinen in diesem personal erzählten Roman aus wechselnden Perspektiven derselben rhetorischen Schule zu entstammen. Ihre Gespräche sind so sorgfältig inszeniert wie Szenen auf dem Theater, was metafiktional reflektiert wird, oft genug erhellend, oft genug aber auch vom Charme eines Oberseminars ist. Emotional nahe rückt einem so keine der Figuren, die selbst in ihrer Trauer befremdlich selbstbezogen wirken.

Durchhalten wird gleichwohl belohnt. Nachdem - Hamlet lässt grüßen - der Vater Eva und Max geisterhaft vor Augen getreten ist und die Ermittlungen sich nach New York verlagert haben, scheint die untergegangene Welt des von osteuropäischen Einwanderern geprägten East Village auf, der auch der Polizist Damon Faye angehört. Verbindungsfäden entspinnen sich hinein in amerikanische Geheimdienste und zur Jagd auf NS-Raubkunst. Am Ende stehen keine dramatische Enthüllung, kein Lüften aller Geheimnisse im letzten Akt, keine finale Scheidung von Wahr und Unwahr, Schwarz und Weiß, Gut und Böse. Stattdessen gibt es eine Lösung im Sinne eines persönlichen Abschließens - die Indizien ergeben ein Bild, doch dingfest machen lässt sich die Stiefmutter ebenso wenig wie der Vater. Er bleibt ein Phantom, das im Dunkel entschwindet - einem neuen Leben entgegen.

Elisabeth Bronfen: "Händler der Geheminisse". Roman.

Limmat Verlag,

Zürich 2023.

320 S., geb., 28,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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