Weibliche Homunculi
Dieser Roman, in wechselnden Kapiteln, gibt Einblick in ein Weltbild, das mir sehr fremd ist. Ich fühlte mich bei der Lektüre wie eine Außerirdische und kann das beschriebene Streben nach plastifizierter Schönheit nicht nachvollziehen. An Persönlichkeit und Selbstbewusstsein
scheint es den 5 erzählenden Frauen zu fehlen. Ihr Leben reflektiert das Wettbewerbsdenken, das die…mehrWeibliche Homunculi
Dieser Roman, in wechselnden Kapiteln, gibt Einblick in ein Weltbild, das mir sehr fremd ist. Ich fühlte mich bei der Lektüre wie eine Außerirdische und kann das beschriebene Streben nach plastifizierter Schönheit nicht nachvollziehen. An Persönlichkeit und Selbstbewusstsein scheint es den 5 erzählenden Frauen zu fehlen. Ihr Leben reflektiert das Wettbewerbsdenken, das die gesamte koreanische Gesellschaft durchseucht.
Ara, Friseuse und Stylistin, ist nach einer jugendlichen Gang-Schlägerei stumm. Sie ist vernarrt in den Sänger einer Musikgruppe.
Sujin arbeitet in einem Nagelstudio. Ihr Traum: ein Room-Salon-Mädchen zu werden. Dafür hat sie sich bei einem renommierten Chirurgen diversen Operationen unterzogen.
Kyuri arbeitet in einem der teuersten Room Salons der Stadt. Sie ist eine leibhaftige Barbie.
Miho hatte Glück, ihr künstlerisches Talent verhalf ihr zu einem Stipendium in New York.
Sie wie auch Ara sind „natürlich“ geblieben mit „unpolierten“ Gesichtern.
Und Wonna, eine verheiratete Frau, mit einem freundlich Mann, und dem Pluspunkt: seine Mutter war verstorben. Der Hass der Schwiegermütter auf ihre Schwiegertöchter ist legendär. Wonna hatte bereits Fehlgeburten hinter sich und ist nun abermals schwanger.
Natürlich gibt es auch Männer in diesem Roman, der messerscharf die koreanische Gesellschaft seziert. Bruce, ein Kunde von Kyuri. Hanbin, Erbe einer einfluss-reichen Familie und Mihos Geliebter. Taein, angehimmelt von Ara. Der Manager Oppa aus Kyuris Room Salon. Mr. Moon, der Ara damals nach der Schlägerei das Leben rettete.
Korea ist eine männerdominierte Gesellschaft, die Kunden der Room Salons saufen jeden Abend nach einem fremdbestimmten Arbeitstag. Die Mädchen eines solchen Salons sind Animierdamen, die die Gläser sofort nachfüllen, oft selbst mittrinken. Sie arbeiten, um sich erneut für weitere OPs zu verschulden. So bleiben sie in einem circulus vituosis gefangen. Im Vergleich waren die Geishas hochgebildete Frauen, in vielen Künsten bewandert.
Die Autorin beschreibt hautnah das Leben der Mädchen, kritisiert die gesellschaftlichen Normen, die zu konsumierenden Obsessionen und Oberflächlichkeit führen. Die Idee zu diesem Roman kam ihr, als sie mit einem Freund einen Room Salon besuchte. Sie wollte hinter die Fassade schauen, unterhielt sich mit vielen Mädchen, deren Erfahrungen als Mixtur dann zu diesem Buch verarbeitet wurden.
Eine verstörende, aber lohnenswerte Lektüre, die uns mit den Trends der Moderne konfrontiert: dem Schönheitswahn, der Flucht vor sich selbst, dem Konsumterror. Das Buch schließt mit angedeuteten Veränderungen. Kleinen Veränderungen, aber vielleicht sind es Schritte in neue Lebenskapitel?
Gesichtsverlust ist ein Kennzeichen der koreanischen Gesellschaft. Ein manipuliertes, „poliertes“ Gesicht erhöht das Ansehen in der Öffentlichkeit. Social surgery.
Sometimes I wish a had an extra eye. So I could look with more distance at myself.