Beton über alles
Bereits zum elften Mal erscheint im Callwey Verlag, das Buch „Häuser des Jahres“, in dem die besten 50 Einfamilienhäuser aus Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz des Jahres 2021 vorgestellt werden. Die auswählende Jury besteht aus acht Mitgliedern, darunter der
Direktor des Deutschen Architekturmuseums, der Gewinner „Häuser des Jahres 2020“, der Geschäftsführer des…mehrBeton über alles
Bereits zum elften Mal erscheint im Callwey Verlag, das Buch „Häuser des Jahres“, in dem die besten 50 Einfamilienhäuser aus Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz des Jahres 2021 vorgestellt werden. Die auswählende Jury besteht aus acht Mitgliedern, darunter der Direktor des Deutschen Architekturmuseums, der Gewinner „Häuser des Jahres 2020“, der Geschäftsführer des InformationsZentrums Beton sowie verschiedene Journalisten.
Schon im Vorwort wird darauf eingegangen, dass Forderungen des Verbotes von Einfamilienhäusern politisch diskutiert und, wie im Buch auch mehrfach von den teilnehmenden Architekten betont, der Wunsch nach einem Einfamilienhaus kritisch gesehen.
Die 50 vorgestellten Einfamilienhäuser unterscheiden sich in Größe, Lage und Material; von 50qm bis 531qm Wohnfläche und Lage in der Stadt, Dorf, auf dem Land, am See oder Hang. Es werden Neu-, An- und Umbautten vorgestellt,beispielsweise ein umgebauter Wehrturm, ein schönes Haus mit Blenläden, das auf der Rückseiten komplett mit Maschendrahtzaum bespannt wird, jeweils samt der sie planenden Architekten. Mit vielen Fotos, ergänzenden Texten, Grundrissen im Maßstab 1:400 sowie Kurzsteckbriefen mit beispielsweise Bewohnerzahl, Wohnfläche, Standort, Lageplan im Maßstab 1:2000 und Fertigstellung werden die Einfamilienhäuser aufwändig präsentiert.
In diesem Jahr kamen Beton, Ziegel, Stein, Lehm, Holz und Glas zum Einsatz, wobei dmit großem Abstand Beton in verschiedenen Variationen genutzt wurde, sowohl innen als auch außen. Betonplatten, Sichtbeton, sandgestrahlte Betonwände, Zimmerdecken, bei denen man die entnommenen Schalbretter noch genauso sieht, wie üblicherweise an Kellerdecken, oder nackte Porenbetonwände im Wohnbereich haben für mich persönlich den Charme eines Rohbaus, scheinen aber unter Architekten und der o.g. Jury die innovative Lösung schlechthin zu sein. Wenn nun der Trend unbedingt vom Einfamilienhaus wegführen sollen muss, so wird in mir überdeutlich der Eindruck, auch nach Betrachten vieler vorgestellter Betonsuperlösungen im Buch, geweckt, dass der Trend unbedingt zum Plattenbau führen soll und muss. Einzelne Lösungen, in denen Holz verbaut wird, werden zwar vorgestellt, aber Beton macht hier eindeutig und mit weitem Abstand das Rennen. Dabei wäre in der heutigen Zeit doch viel eher Lösungen gefragt, die sich auf nachwachsende Rohstoffe konzentrieren und nicht jene, die Sand, eine schließlich endliche Ressource, in den Mittelpunkt stellt und die Begleiterscheinungen von Sandmafia, Sandraubbau und der damit einhergehenden Veränderung von Ökosystemen samt großem Schaden an Küsten- und Flusslandschaften offensichtlich völlig ignoriert.
Das Buch wurde, wie man es von Callwey ja gewohnt ist, sehr hochwertig erstellt, verarbeitet und illustriert. Dennoch, so muss ich gestehen, bin ich von den vorgestellten Häusern ziemlich enttäuscht – da hätte ich weitaus mehr erwartet, was denKlima- und Umweltschutz, Charme und Wohnlichkeit betrifft. Aber zum Glück sind die Geschmächer ja unterschiedlich. Ich bin mir sicher, dass Architekten, die diesem Beton-Trend folgen wollen, dieses Buch lieben werden; bei Privatpersonen bin ich mir nicht sicher.