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Ein Mann, eben stand er während des Feierabendgedrängels noch am Eingang eines Warenhauses, folgt aus einer Laune heraus einer Frau. Er kennt sie nicht, sieht sie auch nur von hinten, aber wie in einem Spiel sagt er sich: Geht sie dort entlang, folge ich ihr nicht weiter; geht sie in die andere Richtung, spiele ich das Spiel noch eine kleine Weile weiter. Es bedeutet ja nichts, niemand kommt zu Schaden, und der Abstand in der Menge ist so groß, dass die Frau es gar nicht bemerken wird. Eher ist es eine sportliche Aufgabe, sie in der Menge nicht zu verlieren. Was ihn bewegt, ist erst einmal ...
Ein Mann, eben stand er während des Feierabendgedrängels noch am Eingang eines Warenhauses, folgt aus einer Laune heraus einer Frau. Er kennt sie nicht, sieht sie auch nur von hinten, aber wie in einem Spiel sagt er sich: Geht sie dort entlang, folge ich ihr nicht weiter; geht sie in die andere Richtung, spiele ich das Spiel noch eine kleine Weile weiter. Es bedeutet ja nichts, niemand kommt zu Schaden, und der Abstand in der Menge ist so groß, dass die Frau es gar nicht bemerken wird. Eher ist es eine sportliche Aufgabe, sie in der Menge nicht zu verlieren. Was ihn bewegt, ist erst einmal unklar. Ist der Verfolger einfach ein gelangweilter Schnösel? Ein Verrückter? Ein Verbrecher? Er scheint selbst vor etwas zu fliehen. Etwas Bedrohliches liegt in der Luft, etwas Getriebenes. Ein atemloser Sog entsteht, in den auch der Leser gerät, je länger die Verfolgung anhält.
Lukas Bärfuss, geboren 1971 in Thun/Schweiz. Dramatiker, Romancier, Essayist. Seine Stücke werden weltweit gespielt, seine Romane sind in fast 20 Sprachen übersetzt. Für sein Werk wurde Bärfuss vielfach ausgezeichnet. Er lebt in Zürich.
Produktdetails
- btb 71669
- Verlag: btb
- Seitenzahl: 176
- Erscheinungstermin: 10. Dezember 2018
- Deutsch
- Abmessung: 185mm x 122mm x 17mm
- Gewicht: 187g
- ISBN-13: 9783442716692
- ISBN-10: 3442716691
- Artikelnr.: 52390932
Herstellerkennzeichnung
btb Taschenbuch
Neumarkter Straße 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
»Stringent und kraftvoll von der ersten bis zur letzten Seite.« Manfred Papst, NZZ am Sonntag
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Nicht unbedingt begeistert, aber sehr anerkennend bespricht Rezensentin Judith von Sternburg diesen Roman des Schweizers Lukas Bärfuss, der vom "totalen Ruin" eines Lebens in zwei Tagen erzählt. Vieles bleibt mysteriös in dieser Geschichte, räumt die Rezensentin ein, doch entwickle sie viel Komik und einen großen Sog: Ein Mann jagt sinnlos einer Frau hinterher, verliert dabei sein Smartphone, sein Auto, seine Papiere und offenbar auch seine Existenz, aber wie genau, das verrät uns Sternburg nicht. Virtuos und clever findet die Rezensentin diesen Roman konstruiert, denn Bärfuss doppele die fatale Verfolgungsjagd: Hinter dem Mann, der eine Frau verfolgt, steht ein Ich-Erzähler, der einer Figur nachjagt. Am Ende erkennt Sternburg darin eine Analogie auf den Menschen von heute, der viel wisse, ohne dass es ihm etwas nützt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Nur Romane, die viel aufs Spiel setzen, sind literarische Erlebnisse. Und «Hagard» ist ein literarisches Erlebnis.« (Philipp Theisohn, NZZ, 24.02.2017) »Hagard ist ein Meisterstück, das seine Achillesferse nicht verbirgt: Es ist ein ästhetisch souveränes, aber auch verletzliches Porträt des Menschen auf der Epochenschwelle.« (Meike Fessmann, Süddeutsche Zeitung, 25.02.2017) »Lukas Bärfuss (ist) als Erzähler ein Zauberkünstler, der mit doppelten Böden und Spiegeltricks arbeitet.« (Richard Kämmerlings, Die Literarische Welt, 25.02.2017) »Lukas Bärfuss liefert ein bedenkenswertes Porträt unserer Gesellschaft, die sich von technischen Errungenschaften wie dem Handy abhängig gemacht hat.« (Julian Schütt, SRF, 24.02.2017) »stringent und
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kraftvoll von der ersten bis zur letzten Seite« (Manfred Papst, NZZ am Sonntag, 26.02.2017) »Bärfuss schreibt den Roman einer Zeit, in der Gewissheiten zerbröseln und Irritationen wachsen.« (Karin Grossmann, Sächsische Zeitung, 25.02.2017) »Mit »Hagard« erweist sich der Schweizer Schriftsteller als meisterlicher Ergründer der erzählerischen Zeugenschaft.« (Katrin Schumacher, MDR, 28.02.2017) »eine kleine, brillante Geschichte mit einer großen Wirkung « (Jörg Magenau, dradio kultur 20.02.2017) »Auf den Spuren eines Verfolgers, der einer rätselhaften Obsession gehorcht, zieht uns Lukas Bärfuss in den atemlosen, seltsam unheimlichen Sog einer Stadt-Odyssee. Ein szenisch kunstvoll konstruierter Psycho-Noir, der heutige Lebenswelten schräg bis surreal beleuchtet.« (Jurybegründung für die Nominierung zum Preis der Leipziger Buchmesse 2017) »Lukas Bärfuss ist einer der scharfsinnigsten Erzähler der Schweizer Gegenwartsliteratur.« (Schweizer Buchhandel, Nr. 3 2016) »Lukas Bärfuss' neuer, auf durchaus bedrückende Weise kompromisslos gelungener Roman« (Christoph Steier, www.buchjahr.uzh.ch, 27.02.2017) »Über weite Strecken wird tempostark und spannend ein Episodendrama erzählt und in der zeitgenössischen Befindlichkeit gespiegelt.« (Hansruedi Kugler, Luzerner Zeitung, 27.02.2017) »So rührt dieses beunruhigende kleine Werk (...) mit einer Kühnheit am großen Ganzen, wie sie sich nur Schweizer Präzisionshandwerker leisten können.« (Stefan Kister, Stuttgarter Zeitung, 02.03.2017) »ein Buch von wunderbarer Stringenz (...), das die Leser auch nach getaner Lektüre nicht loslässt« (Beat Mazenauer, Liechtensteiner Volksblatt, 03.03.2017) »höchst spannend und hintersinnig erdacht« (Marina Buettner, literaturleuchtet.wordpress.com, 07.03.2017) »Ein Bärfuss, auf den es sich zu warten gelohnt hat!« (Sophie Weigand, literatourismus.net, 09.03.2017) »Welch ein ausgeklügelt konstruierter zivilisationskritischer Slapstick!« (Ulrich Seidler, Berliner Zeitung, 11./12.03.2017) »'Hagard' (darf) als plausibler literarischer Kommentar zur beginnenden Trump-Ära gelten« (Stefan Schmitzer, fixpoetry.com, 13.03.2017) »Lukas Bärfuss ist ein Roman gelungen, der uns mehr zu sagen hat als viele dicke Wälzer.« (Andreas Müller, Darmstädter Echo, 14.03.2017) »Die Lektüre seines Romans löst viele, auch ungute Gedanken aus, und das ist gut so.« (Julian Weber, taz, 15.03.2017) »Bärfuss schreibt das alles in einem eleganten, eindringlichen Stil, in dem nichts Versöhnliches liegt.« (Frédéric Valin, Der Freitag, 16.03.2017) »Sein dicht gefügtes Prosastück folgt auf bewundernswerte Weise den Gesetzen von Erzählökonomie und erzählerischer Stringenz.« (Bettina Schulte, Badische Zeitung, 18.03.2017) »Das Buch ist auf der Höhe seiner Zeit - und sein Autor auf der unbestreitbaren Höhe seiner Kunst.« (Samuel Hamen, Tageblatt (Luxemburg), 20.03.2017) »Groß ist die Welthaltigkeit dieses Buches« (Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 22.03.2017) »Souverän erzählt Bärfuss, ästhetisch virtuos, seine Sprache ist beinahe kristallin.« (Markus Clauer, Die Rheinpfalz, 23.03.2017) »Es ist eine packende, tragikomische Geschichte, dicht und eindringlich geschildert, mit zeit- und kulturkritischen, mythischen und metaphysischen Einstreuungen« (Wolfgang Seibel, ORF, Ö1 Ex libris, 02.04.2017) »Klug, anspruchsvoll, sprachlich versiert - so wünscht man sich gute Literatur.« (Regine Mitternacht, ekz.bibliotheksservice, 03.04.2017) »Dichte Atmosphäre, eine so knappe wie kraftvolle Sprache und das reflektierende Spiel mit vielen offenen Fragen zeichnen diese Meistererzählung aus.« (Wolfgang Schneider, Der Tagesspiegel, 19.03.2017) »ein klug komponierter, gedankenreicher Roman über ein Leiden an der Wirklichkeit und den Preis des Aufbegehrens.« (Holger Heimann, WDR, 20.04.2017) »Der Blick auf (Philips) Untergang ist hart, beklemmend. Und fabelhaft zugleich.« (Sebastian Fischer, Lübecker Nachrichten, 02.03.2017) »Irritierende, düstere und kluge Novelle, die man schon allein wegen der großartigen Sprache und der präzisen Beobachtungen unbedingt lesen sollte.« (stern, 06.04.2017) »Eindringlich erzählt Lukas Bärfuss eine ebenso packende wie verstörende Geschichte« (ORF, Die besten 10 im Mai 2017) »Bärfuss beherrscht den Rhythmus kurzer Sätze, beherrscht Krimi und Komik, auch in den Abschweifungen.« (Franz Schneider, Rhein Neckar Zeitung Magazin, 29.04.2017) »besticht durch Schärfe und Brisanz, durch Sprache und Vielschichtigkeit« (Gallus Frei-Tomic, www.literaturblatt.ch, 15.05.2017) »wie Philip seinen Ballerinas, so folgen wir dem Roman dank einer pflaumenblau-herrlichen Sprache« (Ines Lauffer, www.kommbuch.com, Mai 2017) »eines der aufregendsten Bücher der Saison« (Katrin Schumacher, MDR KULTUR-Café, 25.05.2017) »Lukas Bärfuss hat einen Roman geschrieben, der an die existentiellen Grundfesten des Menschseins rüttelt.« (domradio.de, 02.06.2017) »In 'Hagard' glänzen komische und satirische Miniaturen über die Alltagswelt.« (Dieter Wunderlich, www.dieterwunderlich.de, 06.06.2017) »Als Dompteur literarischer Stile beweist sich Lukas Bärfuss in seinem Roman Hagard.« (Kathrin Rahmann, leipzig-almanach.de, 02.07.2017) »Glauben Sie mir, es ist süß und angenehm, Bärfuss zu folgen!« (Lothar Schneider, www.lz-giessen.de, August 2017) »Ein szenisch kunstvoll konstruierter Psycho-Noir, der heutige Lebenswelten schräg bis surreal beleuchtet« (Leserdienst für Senioren und Bücherfreunde, 7/2017) »Ein kleines Meisterwerk - Fünf Sterne!« (Stefan Härtel, booksterhro.wordpress.com, 08.10.2017) »Bärfuss versteht es, packend zu schreiben« (Theo Byland, P. S., 06.10.2017) »Lukas Bärfuss' Roman 'Hagard' wächst zu einem faszinierenden Wechselspiel von Zähmung und Rebellion heran.« (Sebastian Fischer, Hannoversche Allgemeine, 19.01.2018) »Eine perfekte Punktlandung« (Marion Hinz, kultur-port.de, 26.01.2018) »'Hagard' verändert die Sicht auf das eigene Leben.« (buecherstadtkurier.com, 08.02.2018) »Das perfekte Buch für den Moment... wenn Du jetzt auf keinen Fall nach Hause willst« (Lydia Herms, DLF Nova, 24.05.2020)
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Symptom der Schwellenzeit
Als jüngstes der fünf Prosawerke des Schweizer Dramatikers und Schriftstellers Lukas Bärfuss erschien 2017 der Roman «Hagard», dessen kryptischer Titel auf die Falknerei verweist und einen schwer abzurichtenden Beizvogel bezeichnet. …
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Symptom der Schwellenzeit
Als jüngstes der fünf Prosawerke des Schweizer Dramatikers und Schriftstellers Lukas Bärfuss erschien 2017 der Roman «Hagard», dessen kryptischer Titel auf die Falknerei verweist und einen schwer abzurichtenden Beizvogel bezeichnet. Erzählt wird die Geschichte eines urplötzlich zum Stalker mutierten Immobilienmaklers, der Zeit und Raum vergessend einer fremden jungen Frau in pflaumenblauen Ballerinas folgt und damit unentrinnbar in eine zunehmend bedrohlicher werdende Spirale des existentiellen Verfalls gerät. Als Szenario des Untergangs ein rätselhaftes Phänomen, dem Bärfuss in wechselnder Konstellation auch in anderen seiner Werke nachspürt.
Dramaturgisch geschickt steigert der Autor die Spannung seines Plots, indem er den zunächst harmlos scheinenden, männlichen Jagdinstinkt seines Helden immer mehr in Richtung eines beängstigenden Verfolgungszwangs fortentwickelt. Im Gedrängel einer Schweizer Großstadt folgt der Endvierziger aus einer erotisch inspirierten Laune heraus besagter junger Frau, nachdem er in einem Café vergeblich auf einen Kunden gewartet hatte. Was als Spiel mit dem Zufall beginnt, bei dem jederzeit ein vorschnelles Ende möglich bleibt, entwickelt sich hier allmählich zu einer Flucht aus dem Terminkalender, zu einer Obsession, in die sich Philip zunehmend rigoroser hineinsteigert. Immer absurder, immer surrealer reihen sich die Stationen dieser Verfolgungsjagd aneinander, gerät der manisch getriebene Held in groteskere Nöte. Er verwahrlost zusehends, irrt als Schwarzfahrer ohne Geld schmutzig und hungrig, zuletzt mit nur noch einem Schuh, seiner namenlosen Lichtgestalt hinterher. Er hat sie nicht angesprochen, und trotz aller Bemühungen hat er bisher noch nicht einmal ihr Gesicht gesehen, immer wieder sieht er sie nur von hinten oder aus weiter Ferne, - eine deutlich allegorische Anspielung.
Diese für den Helden ruinöse Hatz spiegelt in ihrer Sinn- und Ziellosigkeit treffend unsere gesellschaftliche Realität wieder. Dem Zeitkolorit dienend sind beiläufig diverse aktuelle Ereignisse in die Geschichte eingebaut, die Vogelgrippe zum Beispiel oder die Krimkrise. Geradezu leitmotivisch wird häufig auch das ungeklärte Verschwinden der Boeing der Malaysia Airlines am 8. März 2014 im Pazifik erwähnt. Der ebenso spannende wie bedrückende Roman stellt eine scharfsinnige Zivilisationskritik dar, in der aufgezeigt wird, wie durch einen fragwürdigen Impuls ein den gesellschaftlichen Notwendigkeiten perfekt angepasstes Leben unversehens total aus der Bahn geworfen werden kann, womit auf beängstigende Weise auch viele unserer fragwürdigen Gewissheiten zerstört werden. Die anderthalb Tage dauernde Story jedenfalls endet, wie nicht anders zu erwarten nach der erzählerischen Tonlage, tragisch für den Antihelden.
«Seit viel zu langer Zeit versuche ich, Philips Geschichte zu verstehen» lautet der erste Satz des Romans, - so manchem Leser wird es ähnlich ergehen! Verstörend fand ich die wechselnde Erzählhaltung, die leicht durchschaubar mit der scheinbaren Ahnungslosigkeit eines voyeuristischen Autors kokettiert. Einerseits nämlich schwadroniert da ein kulturkritischer Ich-Erzähler mit allerlei fragwürdigen Einlassungen, - recht betroffen scheinend -, über soziale Wirklichkeit, andererseits wird mit kritischer Distanz im Er-Modus von der fixen Idee eines vermeintlich Unbekannten erzählt, von dessen Geschick dann eher satirisch gefärbt berichtet wird. Die Abfolge der geisterbahnartigen Szenen jedenfalls erscheint slapstickartig aneinander gereiht, eine unpassende Leichtfüßigkeit, mit der das durchaus ernste Anliegen des Romans immer wieder störend konterkariert wird. Stilistisch zweifellos auf hohem Niveau, gelingt es Lukas Bärfuss leider nicht, seine literarische Intention halbwegs plausibel mit der Wahrheit in Einklang zu bringen, wenn er über die Brüchigkeit des modernen Lebens schreibt, - Symptom einer typischen Schwellenzeit übrigens, nach Einschätzung des streitbaren Autors.
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