Ein düsterer Held
Hagen von Tronje ist schon zu Lebzeiten eine Gestalt, um die Heldengeschichten gesponnen wurden. Er ist Gunthers Waffenmeister und der beste Recke des Königs von Burgund. Er würde für Gunther und seine Familie sein Leben geben. Eines Tages erscheint der sagenumwobene
Drachentöter und Nibelungenherrscher Siegfried am Hofe von Worms mitsamt seiner zwölf Nibelungenreiter und will…mehrEin düsterer Held
Hagen von Tronje ist schon zu Lebzeiten eine Gestalt, um die Heldengeschichten gesponnen wurden. Er ist Gunthers Waffenmeister und der beste Recke des Königs von Burgund. Er würde für Gunther und seine Familie sein Leben geben. Eines Tages erscheint der sagenumwobene Drachentöter und Nibelungenherrscher Siegfried am Hofe von Worms mitsamt seiner zwölf Nibelungenreiter und will Burgund durch einen Zweikampf erobern. Vom ersten Augenblick an entbrennt Hagen in Misstrauen und Hass dem jungen, gutaussehenden Siegfried gegenüber, der zwar nun nicht mehr mit Waffengewalt, sondern durch schleichende Unterwanderung Worms zu erobern versucht. Doch bald stehen Hagen, Gunther und Siegfried vor einem neuen Problem: Die Dänen- und der Sachsenkönige Lüdeger und Lüdegast wollen einen Krieg mit dem wohlhabenden Königreich Burgund anzetteln und Hagen und Siegfried ziehen Seite an Seite in die Schlacht… aber gegen welchen Feind muss Hagen wirklich kämpfen?
Ich habe noch nicht viele Bücher von Wolfgang Hohlbein gelesen, nicht aus Absicht, sondern, weil es sich irgendwie nie wirklich ergeben hat. „Hagen von Tronje“ ist schon ein älteres Buch von Herrn Hohlbein, das 1986 das erste Mal verlegt wurde. Ohne die Neuauflage aus dem Ueberreuter Verlag wäre ich auch niemals auf dieses spannende und düstere Buch aufmerksam geworden! Da ich sehr gerne „Rittergeschichten“ aus dem düsteren Mittelalter mag, habe ich, ohne sonderlich hohe Erwartungen, zu diesem Buch gegriffen und wurde sofort in den Sog der Geschichte gezogen. Die Nibelungensage um Siegfried den Drachentöter strahlt immer noch eine Faszination aus, wie keine Sage sonst in unserem Raum.
Der Schreibstil des Autors ist wunderbar flüssig zu lesen, aber man merkt sofort, dass man es hier mit einem Buch für Erwachsene zu tun hat, denn die Sprache ist um einiges komplexer, als in den ganzen aktuellen (Jugend-)Fantasy Büchern. Dieser Stil verleiht der Geschichte Tiefe und Weite und zwingt sie nicht in einen vorgegeben Rahmen, sondern überlässt auch vieles der Fantasie des Lesers. Die Düsternis des tiefen Mittelalters wird sehr gut herübergebracht und das hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht, sondern auch Magie und vermutlich göttliche Wesen ihre Finger im Spiel haben, schwingt immer nur am Rande mit. Ein Gesicht bekommt diese Ahnung durch den Albenkönig Alberich.
Das Hauptaugenmerk liegt hier natürlich auf dem düsteren Helden Hagen von Tronje, der mich sofort für sich einnehmen konnte, obwohl er so kantig und rau ist. Aber gerade das macht ihn zu einem menschlichen Helden, im Gegensatz zu Siegfried, dem etwas Göttliches und Strahlendes anhaftet. Dies und seine Stärke und sein „Zauberschwert“ Balmung lassen ihn auch überheblich und spöttisch werden. Auch König Gunther oder Hagens Bruder Dankwart und Kriemhild sind scharf charakterisiert und wirken sehr lebendig.
Das Cover des 496-Seiten starken Paperbacks ist ebenso düster ausgefallen, wie die Grundstimmung des Romans selbst. Ein Ritter in voller Rüstung, bewaffnet mit einer Turnierlanze und mit dem roten Mantel der burgunder Reiterei bekleidet prescht im vollen Galopp auf einem dunklen Pferd vor einem düsteren grau-braunen Hintergrund dahin.
Das Buch hat mich von der ersten Seite in die Welt der Sagen und Legenden hineingezogen und mich erst wieder ausgespuckt, als die letzte Seite gelesen war!