Haibun ist ein Genre der japanischen Literatur, das dem westlichen Lesepublikum kaum bekannt ist. Hier will die Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung Abhilfe schaffen und stellt mit Matsuo Basho den Schöpfer dieser besonderen literarischen Form vor. Matsuo Basho (1644-1694) war einer der bedeutendsten
japanischen Dichter des 17. Jahrhunderts und hat die theoretischen Aspekte des Haibun wesentlich…mehrHaibun ist ein Genre der japanischen Literatur, das dem westlichen Lesepublikum kaum bekannt ist. Hier will die Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung Abhilfe schaffen und stellt mit Matsuo Basho den Schöpfer dieser besonderen literarischen Form vor. Matsuo Basho (1644-1694) war einer der bedeutendsten japanischen Dichter des 17. Jahrhunderts und hat die theoretischen Aspekte des Haibun wesentlich geprägt, wobei seine Texte keineswegs für das gesamte Genre repräsentativ sind.
Die vorliegende Anthologie präsentiert insgesamt 84 Haibun, wobei man sich auf Texte konzentrierte, die einen eigenen Aussagewert und ein erhebliches poetisches Gewicht besitzen. Die Texte wurden ausgewählt und aus dem Japanischen übertragen von dem Herausgeber Ekkehard May. Er legte Wert darauf, den verknappenden Duktus der Origi-nale auch in der Übertragung beizubehalten.
Matsuo Basho gestaltete wie jeder Haibun-Verfasser seine Texte aus seinem inneren Erleben heraus und reihte Gedanken an Gedanken skizzenhaft aneinander. Die kurzen Prosatexte werden dabei mit einem abschließenden Haiku-Vers vereint. Die Themenauswahl zeigt ein großes Spektrum - der Bogen spannt sich von der „Reisigtür“ über „Darlegungen zum Mond“ oder „Aufzeichnung von Bettdecke aus Papierstoff“ bis zu „Prosadichtung zum Abschied“. Die Vergänglichkeit und Hinfälligkeit des Lebens wird immer wieder reflektiert. Oft sind es aber die kleinen Dinge und Begebenheiten, die beschrieben werden und die Form erinnert an „sprachkünstlerische Parodien“, in die neben eigenen Gedanken auch Anspielungen auf die japanische oder chinesische Literatur eingearbeitet werden.
Darüber hinaus finden sich zahlreiche Landschaftsbeschreibungen wie im 46. Haibun „Beim Anblick der schönen Landschaft am Hause des Herren Shua“: „Wundersam geformte Gipfel und Bergketten mit ihrem Auf und Ab wetteifern miteinander um die schöne Gestalt - jadefarben ein hauchfeiner Streifen, wie auf einem Bild gemalt.“
Die Originaltexte sind meist nur eine Seite lang, die dann im Anschluss von dem Herausgeber ausführlich kommentiert werden. Diese längeren Kommentare sind für ein allgemeines, literarisch interessiertes Lesepublikum geschrieben und so werden hier auch fachspezifische Termini erläutert. Am Ende der Auswahl befinden sich dann noch einmal zu jedem Haibun weiterführende „Annotationen“ (Anmerkungen), die sich an japanologische Fachleute richten.
Komplettiert wird die Anthologie durch Abbildungen aus einer Basho-Bildrolle, verschiedene Kalligraphie-Blätter und zahlreiche kleine SW-Illustrationen, die die Inhalte der Texte visualisieren helfen. So ist gemeinsam mit dem ansprechenden äußeren Erscheinungsbild (grüner Leineneinband und blauer Buchschnitt) eine repräsentative und höchst informative Ausgabe entstanden.