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Ayman, ein junger Syrer, erzählt seine Geschichte, die einem den Atem nimmt. Er spricht von den Bombardements durch das eigene Regime, von Folter, die er und andere erlitten haben, von Gefangennahme durch den IS. Und als nichts mehr zu erwarten war als der Tod, flieht er. Es ist kaum vorstellbar, wie ein Minderjähriger die grauenvollen Verhältnisse in seinem Land, die Gefahren auf dem Weg, die Gerissenheit von Schleppern, die Entbehrungen auf der langen Strecke in ein fremdes Land, von denen er 1.400 km zu Fuß zurücklegt, ertragen kann. Seine Geschichte zeigt aber auch, was ein Jugendlicher…mehr

Produktbeschreibung
Ayman, ein junger Syrer, erzählt seine Geschichte, die einem den Atem nimmt. Er spricht von den Bombardements durch das eigene Regime, von Folter, die er und andere erlitten haben, von Gefangennahme durch den IS. Und als nichts mehr zu erwarten war als der Tod, flieht er. Es ist kaum vorstellbar, wie ein Minderjähriger die grauenvollen Verhältnisse in seinem Land, die Gefahren auf dem Weg, die Gerissenheit von Schleppern, die Entbehrungen auf der langen Strecke in ein fremdes Land, von denen er 1.400 km zu Fuß zurücklegt, ertragen kann. Seine Geschichte zeigt aber auch, was ein Jugendlicher mit großer Wissbegierde und Durchhaltevermögen im Stande ist zu bewältigen. Und sie kann Mut machen, auch in scheinbar hoffnungslosen Situationen Wege zu finden zu überraschenden Zielen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.12.2019

Zur Not
zu Fuß
Ein Syrer erzählt von Flucht
und „Haimat“
Dann mache ich es eben selbst. Dieser leicht trotzige, aber auch von einer gesunden Portion Selbstvertrauen zeugende Satz könnte so etwas wie das Lebensmotto des in Berlin lebenden Syrers Ayman Hasan sein. Als der – geflohen vor dem Bombenterror des Assad-Regimes aus der Luft und der Gewaltherrschaft der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat am Boden – in Athen die horrenden Preise der wenig vertrauenerweckenden Schleuser hörte, entschließt er sich, es auf eigene Faust zu versuchen. Nach Nordeuropa wird er schon irgendwie kommen, zur Not halt zu Fuß. Ausgerüstet nur mit der Landkarten-App auf dem Smartphone und dem, was der damals 16-Jährige nach kurzer Internetrecherche für eine sinnvolle Wanderausrüstung hält.
Dann mache ich es eben selbst, diese Entscheidung trifft Hasan auch vier Jahre später, als er sich ohne Hilfe an einen Rechner setzt, um seine Fluchtgeschichte festzuhalten. Er schreibt sie erst auf Englisch, das er schon in Syrien lernte, übersetzt sich später selbst ins Deutsche. Schon am dritten Tag nach seiner Ankunft in Deutschland war Hasan in Göttingen auf ein Gymnasium gekommen, noch im selben Jahr schaffte er es, dort auch das Abitur abzulegen.
Seinem Buch „Haimat“ merkt man natürlich an, dass hier kein Muttersprachler schreibt. Sondern einer, der zwar hochintelligent und hochambitioniert ist, aber noch ein Lernender. Das gilt für das Sprachliche, aber auch für Inhaltliches: Vor allem im ersten Teil, in dem er die Genese des syrischen Bürgerkriegs schildert, geraten Hasan teils Daten, Begrifflichkeiten oder Orte durcheinander. Die Einordnung mancher Akteure und Milizen mögen aus Sicht von Menschen aus den Rebellengebieten Nordsyriens Sinn ergeben, verwundern distanziertere Beobachter aber manchmal.
Dass „Haimat“ nicht als Standardwerk zum syrischen Bürgerkrieg taugt, weiß Hasan. Trotz des Versuchs „kann ich nicht vollkommen objektiv an dieses Thema herantreten“, schreibt er. Vor allem aber der zweite Teil, der Hasans Weg durch Mazedonien, Serbien und Ungarn nachzeichnet, gibt einen unverstellten Einblick in die Lebens- und Gefühlswelt minderjähriger unbegleiteter Flüchtlinge. Er berichtet von durchwachten Nächten bei Minustemperaturen und der emotionalen Eiseskälte mancher Polizeibeamte. In einem kurzen Interview am Ende des Buches erzählt er aber auch davon, wie schnell er in Deutschland angekommen ist. Dass kein Ghostwriter durch dramaturgische Effekte und falsche Emotionalisierungen Hasan die Authentizität wegredigiert hat, ist ein Gewinn. Der aufwiegt, dass man dem Selbermacher aber durchaus einen Lektor an die Seite hätte stellen können. (ab 13 Jahre)
MORITZ BAUMSTIEGER
Ayman Hasa:
Haimat.
Clavis Verlag 2019.
168 Seiten,
12,80 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.06.2020

Entkommen
Syrisches Fluchtbuch

Ist das ein Jugendbuch, ein Sachbuch, eine Autobiographie? Alles das, vor allem aber ist es ein Schreckens- und ein Hoffnungsbuch. Ayman Hasan, geboren 1998 in Nordsyrien, gelang Ende 2014 zusammen mit gleichaltrigen Freunden die Flucht aus seiner Heimat. Wie man damals, gerade noch vor dem großen Flüchtlingsstrom des Jahres 2015, aus dem Nahen Osten über die Türkei, Griechenland, den Balkan, Ungarn und Österreich nach Deutschland gelangte, ist oft erzählt worden, aber jedes Einzelschicksal ist unvergleichlich, und das des damals sechzehnjährigen Hasan ist auch insofern ein besonderes, als er bereits 2011, als Schüler in der kurdischen Kleinstadt Manbidsch nahe der türkischen Grenze, begonnen hatte, sich politisch gegen das seit Jahrzehnten in Syrien herrschende Assad-Regime zu engagieren. Der Arabische Frühling hatte begonnen; er sollte nie in einen Sommer münden.

Die willfährige Armee des Landes antwortete der syrischen Oppositionsbewegung mit Terror; später, 2014, fielen dann die Kämpfer des "Islamischen Staats", der die chaotische Lage im zerrissenen Syrien ausnutzte, in Manbidsch ein und verschleppten den weiter unbeugsamen Hasan in ihre Kerker und Folterkeller. Es ist unglaublich, was er dort erlebte und überstand, und deshalb macht auch die Schilderung der Flucht nach Deutschland nur ein rundes Drittel seines Buchs aus, das den Titel "Haimat" trägt - ein böses Wortspiel in der für ihn damals neuen deutschen Sprache, die Hasan aber in den letzten fünf Jahren konsequent zur eigenen gemacht hat.

Der Willen, Mittler zu sein in der Sprache eines Landes, dem er dankbar ist und dessen Staatsbürgerschaft er beantragt hat, und gleichzeitig die Unmittelbarkeit seiner Beschreibungen lassen über zahlreiche stilistische und orthographische Mängel in "Haimat" hinwegsehen. Hier zählt nicht grammatisches Können, sondern erzählerisches, und als Stimme eines Halbwüchsigen, der selbst noch fassungslos ist über den Zusammenbruch all dessen, was ihm vertraut war, ist der Text authentisch. Ein im vergangenen Sommer von den beiden Betreibern des kleinen Clavis Verlags geführtes Gespräch mit ihrem Autor rundet das Buch ab und lässt es auf einer optimistischen Note enden.

apl.

Ayman Hasan: "Haimat".

Clavis Verlag, Frankfurt am Main 2019. 168 S., br., 12,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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