In "Halbtier" ergründet Helene Böhlau das Spannungsfeld zwischen Menschlichkeit und Animalität. Das Werk entfaltet sich in einer literarischen Prosa, die sowohl lyrische als auch dramatische Elemente vereint. Böhlau thematisiert die innere Zerrissenheit ihrer Protagonistin, die sich im Schatten der Natur und der gesellschaftlichen Konventionen bewegt und dabei die Grenzen zwischen Mensch und Tier auslotet. Der Roman ist nicht nur ein eindringliches psychologisches Porträt, sondern auch eine Reflexion über die Biologie des Menschen und seine evolutionären Wurzeln, eingebettet in die gesellschaftlichen Strömungen des späten 19. Jahrhunderts. Helene Böhlau, eine prägende Stimme ihrer Zeit, war nicht nur Schriftstellerin, sondern auch eine unerschrockene Kritikerin der damaligen Geschlechterrollen. Ihre Erfahrungen als Frau in einer patriarchalischen Gesellschaft und ihr Interesse an psychologischen und biologischen Themen fließen in "Halbtier" ein und verleihen dem Text eine tiefgreifende Authentizität. Böhlaus vielfältiges Werk spiegelt ihre Auseinandersetzung mit Identität, Sexualität und dem Menschlichen im Tierischen wider, und bietet somit einen Zugang zu den komplexen Fragestellungen ihrer Epoche. Leser_innen, die sich für die Verbindung von Literatur und Psychologie interessieren, werden von Böhlaus provokanten Fragestellungen und der Intensität ihrer Prosa begeistert sein. "Halbtier" ist nicht nur ein literarisches Werk, sondern ein Aufruf zur Selbstreflexion über die eigene Menschlichkeit und das Verhältnis zur Natur. Dieses Buch fordert dazu auf, darüber nachzudenken, wie viel Tier in uns allen steckt.