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Kriegerwitwe Augusta heiratet wieder, ihre Töchter sollen schließlich wieder ein Dach über dem Kopf haben. Die Töchter Trudie und Annie sind Teenager und träumen von der ganz großen Liebe. Als sich Trudie in den Weiberheld Bill verliebt, stürzt der spießige Haushalt immer wieder ins Chaos. Ein turbulenter Romnan über die Anfangsjahre der Republik. Trotz aller Beklemmungen und oft surrealer Monstrositäten verspürt man so etwas wie Nostalgie.

Produktbeschreibung
Kriegerwitwe Augusta heiratet wieder, ihre Töchter sollen schließlich wieder ein Dach über dem Kopf haben. Die Töchter Trudie und Annie sind Teenager und träumen von der ganz großen Liebe. Als sich Trudie in den Weiberheld Bill verliebt, stürzt der spießige Haushalt immer wieder ins Chaos.
Ein turbulenter Romnan über die Anfangsjahre der Republik. Trotz aller Beklemmungen und oft surrealer Monstrositäten verspürt man so etwas wie Nostalgie.
Autorenporträt
Bianca Döring, geb. 1957 in Schlitz, studierte Germanistik, Musik, Polytechnik und Erziehungswissenschaften in Trossingen, Marburg und Kassel. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.1999

Das Rätsel von Schlitz
Sind Küsse schlimm? Bianca Dörings Roman "Hallo Mr. Zebra"

Bianca Döring, Jahrgang 1957, ist eine vielseitige Zeitgenossin. Sie hat Germanistik, Musik, Polytechnik, Erziehungswissenschaften studiert, arbeitete in der Altenpflege, in Fabriken, an Musikschulen, wirkte in den Bereichen Theater, Musik und Malerei, schrieb Gedichte und Erzählungen. Jetzt hat sie auch einen Roman geschrieben, und zwar über Leben, Weben, Streben in der hessischen Provinz. Hier kennt sie sich aus, denn sie ist im Städtchen Schlitz geboren und aufgewachsen.

Als Handlungszeit hat die Autorin die fünfziger Jahre gewählt. Man kann also nicht davon ausgehen, dass sie eigene Erinnerungen abbildet. Doch zweifellos hat sie während ihrer Jugend viel von dem aufgeschnappt, was um sie herum berichtet und getratscht wurde. Zudem dürften die Leute, um die es hier geht, in den sechziger und siebziger Jahren nicht viel anders gewesen sein als in den Fünfzigern. Man kann daher ohne Reserve den Roman einen Steckbrief des hessischen Kleinbürgers nennen.

Verschiedene Protagonisten stehen dafür Modell: Die putzteufelige Mutter Augusta regiert mit fester Schlaghand die Töchter Trudie, neunzehn Jahre, und Annie, siebzehn Jahre. Der Vater liegt im Kriegergrab, an seiner Stelle versorgt der Stiefvater Hieronymus, eine Art freischaffender Buchhalter, die Familie mit Unterhalt und ehrbarem Dekor. Letzteres bereitet ihm zuweilen Probleme, weil ihn unpassende Gefühle für Annie durchtosen. Dann ist da Bill Kiefer, Sohn eines toten Stalingradhelden, Gelegenheitsarbeiter und rabaukiger Bewerber um Trudie. Ferner Augustas brave Schwester Mathilde, die senile Oma Elisabeth; die netten Stoffhändler Grellwich, bei denen Trudie lernt; die kunstsinnige Schneiderin Fräulein Schamoni; allerlei Sauf- und Sangesbrüder von Stiefvater Hieronymus sowie eine Menge weiterer Kleinstadtgewächse. Ganz am Rande, ohne präzise Verkörperung, wabern die "Amis", die Besatzer also, durch die erzählte Welt, unbeliebt bei den meisten braven Hessen, besonders bei Augusta. Aus solcher Personnage wächst entweder ein sattes Kleinbürgerdrama oder eine platte Komödie à la "Firma Hesselbach". Sagen wir es so: Ein Drama ist nicht dabei herausgekommen.

Was sich zwischen den Figuren entspinnt und entlädt, bleibt einfach zu bieder, um uns mehr als ein müdes Schmunzeln zu entlocken. Was sich in den Köpfen und Seelen abspielt, ist zudem erstaunlich verschroben, und man würde nach einem Psychotherapeuten rufen, könnte man alles für bare Münze nehmen. Doch das fällt oft schwer. Zum Beispiel: Auch in den fünfziger Jahren haben wohl kaum Neunzehn- und Siebzehnjährige hartnäckig geglaubt, man werde durch Speichel beim Küssen befruchtet. Was Trudie erlebt, als Bill Kiefer sie einigermaßen unsanft zu der Seinen macht, zeugt von einer Weltfremdheit, wie man sie selbst der tiefsten Provinz kaum zutraut. Und was die arme Annie für Macken entwickelt, weil leider niemand sie zur Seinen macht, hat keine vernünftigen Wurzeln in dem, was uns sonst von ihr erzählt wird.

Warum verstrickt die Autorin sich in solche abstrusen Phantasmagorien? Es ist ja nicht so, dass ihr sonst nichts einfiele. Sie hat einen scharfen Blick für die Einzelheiten, aus denen sich ein Kleinbürgerkosmos aufbaut, und außerhalb der Wahnsinnsattacken schildert sie die Figuren samt ihrer engen Welt präzis und einleuchtend. Offenbar hat sie nicht geglaubt, dass unbedeutende Menschen jemanden interessieren, wenn man sie nicht künstlich aufplustert. Die Literaturgeschichte, in der Bianca Döring sich doch auskennt, hätte sie eines anderen belehren können. Die Szenen eines Romans bilden nicht dann ein überzeugendes Ganzes, wenn man sie mit Chichi zusammenleimt, sondern dann, wenn sie sich in einem Schicksalsrahmen zur selbstverständlichen Einheit fügen.

SABINE BRANDT.

Bianca Döring: "Hallo Mr. Zebra". Roman. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999. 275 S., br., 28,- DM.

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