„Halt die Klappe!“ - Dieser, zugegeben, eigenwillige Titel ziert das Cover des vorliegenden Tagebuches, welches der Journalist und „Junge Freiheit“-Autor Lion Edler zur Zeiten seines Studiums am Berliner Otto-Suhr-Institut geführt hat. Altmodische Leser, die bei Universitäten noch an ganzheitliche
Bildung und die Orientierung am besseren Argument denken, werden sich hier warm anziehen müssen –…mehr„Halt die Klappe!“ - Dieser, zugegeben, eigenwillige Titel ziert das Cover des vorliegenden Tagebuches, welches der Journalist und „Junge Freiheit“-Autor Lion Edler zur Zeiten seines Studiums am Berliner Otto-Suhr-Institut geführt hat. Altmodische Leser, die bei Universitäten noch an ganzheitliche Bildung und die Orientierung am besseren Argument denken, werden sich hier warm anziehen müssen – Edler präsentiert tiefrote Professoren, Kurse, deren Untertitel unisono „Der Kapitalismus in der Krise“ lauten könnte, und ein Uni-Café, das sein schwarzes Gold von feministischen Frauenkooperativen in Honduras bezieht. Hoch anrechnen muss man Edler, mit welcher Klarheit er dieses linksradikale Biotop, das sicher nicht nur seine Universität vereinnahmt hat, für seine Leser ausleuchtet. Es macht schlicht sprachlos, mit welcher Selbstverständlichkeit dort Heterosexualität und „Weiß-Sein“ als inhärent privilegiert und unterdrückerisch betrachtet wird. Jemanden allein aufgrund seiner Herkunft als Täter einzuordnen, als Problem, dessen man sich annehmen muss – Hatten wir das nicht schon einmal? Letztendlich kann es da nur als würdiger Schluss betrachtet werden, wenn auf der letzten Seite des Buches die folgende, von der Uni-Toilette stammende Schmiererei zitiert wird: „Deutschland, du mieses Stück Scheiße.“ Doch an ausgewählten Stellen scheint zwischen alledem auch durch, dass hierzulande noch nicht alles verloren ist. So wird man beispielsweise Zeuge, wie auf einer Kennlernfahrt selbst der „Spiegel“ den Ansprüchen seiner kulturrevolutionären Kinder nicht mehr gerecht wird und man am Abend dann doch über feministische Sprachforderungen lachen kann. Alles in allem bietet „Halt die Klappe!“ eine anregende Lektüre, die stets schwankt zwischen Sprachlosigkeit und bürgerlichem Hoffnungsschimmer. Ganz besonders ans Herz legen möchte man es darüber hinaus jungen Menschen, die in Erwägung ziehen, Politikwissenschaften zu studieren, zusammen mit dem gut gemeinten Tipp: „Tut's nicht!“