»Schöne Tiere um sich haben, schöne Pflanzen. Leben in einer.« Wenn die vorliegenden Beiträge ihren Ausgang bei einer Auswahl terrassierter Großwohnanlagen nehmen, so verweisen sie auf eine Gebäudetypologie, die genau um dieses Versprechen gebaut scheint. Den Objekten zu eigen ist die große, und allgemein verständliche Geste für ein altes Thema: Licht, Luft, Sonne! Der begrünte, architektonisch gegliederte, vertikale Außenraum ist integraler Bestandteil dieser Bauwerke. Terrassen-, Stufenhochhäuser oder Hügelhäuser sind jedoch nicht einfach nur durch die markante Form der zurückspringenden Terrassen charakterisiert. Sie brechen geschlossene Blockrandstrukturen auf, öffnen die Stadt zum Land hin, integrieren aber auch suburbane oder ländliche Gebiete in einen städtisch-infrastrukturell geregelten Kontext. Andererseits handelt es sich um eine Gebäudetypologie, die in besonderer Weise die Utopie in sich geschlossener Lebenswelten zum Ausdruck bringt. Mehr als nur zum Wohnen, beinhalten diese Bauwerke oft eine Vielzahl anderer halböffentlicher Funktionen. Bereits in Henri Sauvages erstem Gebäude in Stufenform, dem Haus in der Rue Vavin Nr. 26 im VI. Arrondissement in Paris, 1912/13 gemeinsam mit Charles Sarazin gebaut, findet sich im Innern eine Schwimmhalle. Baden scheint ohnehin ein Thema zu sein, dass sich immer wieder mit den Terrassenwohnbauten verknüpft. Schwimmbecken finden sich auf den Dachterrassen von Alt-Erla in Wien von Harry Glück ebenso wie auf dem Fuchsbau in Schwabing. Im Fuchsbau kommen im Erdgeschoss ein Supermarkt hinzu, sowie ein Kinosaal, der heute leider ungenutzt ist. Das Pharaohaus in Oberföhring ist nicht ohne das angeschlossene, Mall-artige Einkaufszentrum zu denken, und enthält in seinem Innern ebenfalls eine Anzahl unbestimmter Räume, die als Werkstätten oder Hobbyräume angemietet werden können. Die Vielzahl von Nutzungen in einem Gebäude, die sich um das Wohnen gruppieren, bedingt komplexe gebäudetechnische Anlagen. Technische Hilfen wirken im Hintergrund, damit sich die Bewohner auf das Sonnenbaden konzentrieren können. Erst diese Installationen ermöglichen das erstrebte moderne Wohnen, wirken gleichzeitig aber konditionierend, um mit Hans Hollein zu sprechen. Die beiden Beiträge Yinzhe Zhangs stellen zwei solche technischen Anlagen im Olympischen Dorf in ihrer Konzeption und heutigem Zustand gegenüber. Holleins Kunstinstallation, die sogenannten Media Lines, findet ihr Pendant in der Müllabsauganlage mit ihren Abwurfschächten der schwedischen Firma Centralsug SA. Die erste Anlage ihrer Art in Deutschland (international ist das System weiterhin erfolgreich im Einsatz) wurde Ende 2017 endgültig stillgelegt und sieht ihrer Demontage entgegen. Die den Terrassenhäusern eigentümliche Verknüpfung von Bauwerk und Infrastrukturen wird aber auch deutlich in der engen Verbindung zum automobilen Verkehr, den diese Bauwerke eingehen. Dies hat nicht zuletzt stadträumlich Gestaltungspotential. Nicht selten scheinen diese Bauwerke direkt um und über Verkehrsstraßen und Parkgaragen gebaut. Tatsächlich umgesetzt wurden solche Projekte jedoch kaum. Die Zeilen des Olympischen Männerdorfes in München aber liegen über Fahrstraßen, mit denen sie auch funktional verbunden sind. Die Erhaltung dieser Großwohnanlagen ist eng gebunden an ihre öffentliche Rezeption. Immerhin ist das utopische Versprechen, dass von den technisch hochgerüsteten, aber letztlich auf ihr Innenleben verweisenden Bauwerke ausgeht, verflogen. In Ost und West als Entwürfe einer sorgenfreien Zukunft gedacht, stehen sie gleichsam am Ende eines Projekts der Moderne, bilden, wenigstens in Deutschland, den elaborierten (vorläufigen) Abschluss einer Epoche des sozialen Massenwohnungsbaus, wie auch die Ausstellung Wohnungen, Wohnungen, Wohnungen! zum Wohnungsbau in Bayern zwischen 1918 und 2018 im Architekturmuseum München (15. März bis 21. Mai 2018) deutlich gemacht hat.
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