Das Hausbuch war früher oft das einzige Buch im Haus neben der Bibel und immer dann zur Hand, wenn Erbauung, Rat oder Unterhaltung gesucht wurden. Es war Aufbewahrungsort für Familiendokumente und enthielt neben religiöser Unterweisung Ratschläge für den Haushalt, versammelte das Wissen der Alten und unterrichtete die Nachkommenden über das Brauchtum, die Feste, Lieder, Rezepte, Redensarten und Sagen ihrer Städte und Landschaften. Das Hamburger Hausbuch nimmt die überkommene Form des Familienbuchs auf, reichert sie mit viel nützlichem und unnützem Wissen für die moderne Hamburgerin und den modernen Hamburger an und verbindet zeitgemäßes Design und moderne Illustrationen mit Elementen des konventionellen Hausbuchs. Seine Themen behandelt das Buch mit humorvoller Distanz, aber nicht unernst. Zahlreiche Zitate, Geschichten und Gedichte, Statistiken und kuriose Kleinigkeiten sowie die vielen Hamburger Rezepte und eine Fülle von gründlich recherchierten aktuellen und stadthistorischenInformationen machen das Hambuch zu einer Sammlung von hohem Gebrauchs- und Unterhaltungswert.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.05.2023Labskaus für Zitronenjette
Der etwas pathetisch klingende Titel dieses Buches möchte an die fast vergessene Tradition des Familienbuchs erinnern: Folianten, in denen wichtige Daten, Erinnerungen oder Dokumente als Chronik für spätere Generationen gesammelt wurden. Dies nun also für eine Stadt - doch so hoch der Anspruch, ist die Verblüffung angesichts vieler Plattitüden. "Hamburgs Museumslandschaft ist sehr vielfältig" ist da zu lesen, oder: "Die Theaterszene Hamburgs ist sehr lebendig." Möchte man wirklich daran erinnert werden, dass die legendäre "Faust"-Inszenierung von Gustav Gründgens im Hamburger Schauspielhaus "vor allem unvergessen" bleibt? Ist in den sechsundsechzig Jahren seither auf dieser Bühne nichts mehr geschehen? Es langweilt das Personal aus der hanseatischen Mottenkiste: also Zitronenjette, Klaus Störtebeker, der Lord von Barmbeck oder der Frauenmörder Fritz Honka. Und muss es immer Labskaus sein? Ärgerlich ist, dass gigantomanische Bauvorhaben unreflektiert und kritiklos vorgestellt werden. So als wäre der Bau von Oberbillwerder, einem neuen Stadtteil inmitten einer historischen Kulturlandschaft, ebenso schicksalhaft wie das Entstehen des Elbtowers. Dass die noblen City Hochhäuser am Rande des historischen Kontorhausviertels trotz Denkmalschutzes abgerissen wurden, bleibt ohne Erwähnung. Einzig die vielen Statistiken, Tabellen, Fakten und manchmal originellen Zitate rechtfertigen diese zwar aufwendig gestaltete, aber seltsam inhaltslose Publikation. uete
"Hambuch - Das Hamburger Hausbuch" von Jörn Tietgen. Junius Verlag, Hamburg 2022. 192 Seiten, zahlreiche Illustrationen. Gebunden, 30 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der etwas pathetisch klingende Titel dieses Buches möchte an die fast vergessene Tradition des Familienbuchs erinnern: Folianten, in denen wichtige Daten, Erinnerungen oder Dokumente als Chronik für spätere Generationen gesammelt wurden. Dies nun also für eine Stadt - doch so hoch der Anspruch, ist die Verblüffung angesichts vieler Plattitüden. "Hamburgs Museumslandschaft ist sehr vielfältig" ist da zu lesen, oder: "Die Theaterszene Hamburgs ist sehr lebendig." Möchte man wirklich daran erinnert werden, dass die legendäre "Faust"-Inszenierung von Gustav Gründgens im Hamburger Schauspielhaus "vor allem unvergessen" bleibt? Ist in den sechsundsechzig Jahren seither auf dieser Bühne nichts mehr geschehen? Es langweilt das Personal aus der hanseatischen Mottenkiste: also Zitronenjette, Klaus Störtebeker, der Lord von Barmbeck oder der Frauenmörder Fritz Honka. Und muss es immer Labskaus sein? Ärgerlich ist, dass gigantomanische Bauvorhaben unreflektiert und kritiklos vorgestellt werden. So als wäre der Bau von Oberbillwerder, einem neuen Stadtteil inmitten einer historischen Kulturlandschaft, ebenso schicksalhaft wie das Entstehen des Elbtowers. Dass die noblen City Hochhäuser am Rande des historischen Kontorhausviertels trotz Denkmalschutzes abgerissen wurden, bleibt ohne Erwähnung. Einzig die vielen Statistiken, Tabellen, Fakten und manchmal originellen Zitate rechtfertigen diese zwar aufwendig gestaltete, aber seltsam inhaltslose Publikation. uete
"Hambuch - Das Hamburger Hausbuch" von Jörn Tietgen. Junius Verlag, Hamburg 2022. 192 Seiten, zahlreiche Illustrationen. Gebunden, 30 Euro.
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