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Produktdetails
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Seitenzahl: 1184
  • Abmessung: 53mm x 175mm x 245mm
  • Gewicht: 2215g
  • ISBN-13: 9783455113334
  • ISBN-10: 3455113338
  • Artikelnr.: 10339770
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.12.2002

Wie die Heimatliebe der eigenen Marke helfen kann
Die Hamburger Sparkasse feierte ihr 175. Jubiläum mit einem "Stadtteil-Buch" / Zu Weihnachten ein Kassenschlager

Sch. HAMBURG, 22. Dezember. Die Hamburger lieben ihre Stadt - was liegt da näher, als die Heimatliebe zu wecken und zu pflegen und gleichzeitig selbst Nutzen daraus zu ziehen? Deutschlands größte Sparkasse, die Hamburger Sparkasse (Haspa), hat davon in den letzten Jahren kräftig Gebrauch gemacht. Zu ihrem 175. Bestehen im Juli dieses Jahres hat sie gemeinsam mit dem ebenso traditionsreichen Hamburger Verlag Hoffmann und Campe ein fast 1200 Seiten umfassendes, alphabetisch geordnetes Stadtteilbuch ("Von Altona bis Zollenspieker") herausgebracht, das jetzt zu Weihnachten in Hamburger Buchläden zum Kassenschlager geworden ist. 60 000 Exemplare wurden bisher gedruckt, 45 000 davon zum Preis von 39 Euro von Hamburgern und anderen Liebhabern der Stadt in aller Welt gekauft.

1997 war die Idee entstanden und den Marketing-Experten der mit Abstand größten Bank im Ballungsgebiet der Hansestadt war sogleich aufgegangen, daß nicht nur das bevorstehende Jubiläum der Marke "Haspa" nutzen könnte. Wenn die Bank in einem Atemzug mit der Geschichte Hamburgs genannt und die Bindung an die Bank zusätzlich noch dadurch verstärkt werde, daß man die Bürger am Entstehen des neuen Buchs beteiligte - womit ließe sich wirksamer die Identifikation vieler Hamburger mit "ihrer Bank" verstärken? Das Buch sollte daher nicht allein an den Schreibtischen der Redaktion und aus Bibliotheks- und Archivwissen entstehen. Vielmehr wurde größter Wert auf "das Mitmachen" der Bürger gelegt. Man habe eine für alle Bewohner der Stadt persönlich erlebbare Initiative ins Leben gerufen: "eine interaktive Bucherstellung" - ganz im Sinne des Gründers der Bank, des Senators und Bürgermeisters Amandus Augustus Abendroth, sagt Vorstandssprecher Karl-Joachim Dreyer.

Dafür hat die Haspa fast drei Jahre lang Gesprächsrunden, Diskussionsabende, Ausstellungen und Stadtteilrundgänge und insgesamt sieben öffentliche Redaktionssitzungen veranstaltet. Die Bürger haben Erinnerungen und Anekdoten eingebracht, Fotos und Dokumente bereitgestellt, und die Haspa hat diese Mitmachaktionen für die eigene Öffentlichkeitsarbeit erfolgsträchtig durch Medien- und Pressearbeit begleitet. Viele dieser Anregungen sind in das Buch eingeflossen. Die Kenntnisse und die Begeisterung für den eigenen Stadtteil hätten zum Gelingen des Buches sogar ganz entscheidend beigetragen, "ihre authentischen Stimmen" es erst lebendig gemacht, unterstreicht Daniel Tilgner, bei Hoffmann und Campe für das Projekt verantwortlich.

Neu ist sicherlich die Art und Weise, einen runden Geburtstag zu feiern und die Kunden - oder die, die es werden könnten - gleichsam mit an der Ausgestaltung der Jubiläumsfeier zu beteiligen. Neuartig ist aber auch die Darstellung. Die Stadtteile der Millionenstadt bestehen je aus mindestens einem Ortsteil und bilden mit diesen die Ortsamtsgebiete und Kernbereiche der Bezirke. Einschließlich der Insel Neuwerk mit ihrer Nebeninsel Scharhörn und dem aufgespülten Eiland Nigehörn in der Elbmündung - 140 Kilometer vom Rathaus entfernt - sind es 104 Stadtteile. Viele von ihnen können auf eine lange Vorgeschichte als Städte, Vororte und Dörfer zurückblicken. Für jeden Ortsteil, vom Vogelparadies Neuwerk mit seinen 40 Einwohnern, jährlich aber 120 000 Gästen, bis zu Rahlstedt mit bald 90 000 Einwohnern, gibt es einen statistischen Überblick (auch mit Wahlergebnissen). Ausführlich werden die Besonderheiten erläutert, "Köpfe" porträtiert, wird Geschichte aufbereitet und in "Bürgergeschichten" von allerlei Historischem und Amüsantem berichtet. Zugleich werden auch "Stadt-Teile" aufgeführt, die jeder Hamburger kennt, die aber offiziell gar keine sind. Sie sind oft das, was die Berliner ihren "Kiez" nennen. Dazu gehört das berühmt-berüchtigte Schanzenviertel, wo jetzt gerade wieder die Autonomen auf den Putz hauen, das Karolinenviertel, Klein-Borstel oder auch die neuen Großsiedlungen wie Burgwedel oder Neuallermöhe. Nur ein Ortsteil unterscheidet sich erheblich von den anderen. Er wird unter der Bezeichnung "Bezirk Hamburg-Mitte, Ortsteil 150: Schiffsbevölkerung" geführt. Noch immer werden hier 2200 Bürger mit der Wohnsitzangabe "An Bord" gezählt.

Die Verbindung von Jubiläum, Geschichtsschreibung und Nachschlagewerk, an dem die Bürger aktiv mitarbeiten, könnte auch für andere Städte reizvoll sein, unterstreicht Tilgner. Das Interesse sei groß. Bremen, Köln und München hätten sich schon informiert. Wenn die Haspa in Berlin bei der Berliner Stadtsparkasse zum Zuge käme, wäre ein solches Stadtteil-Buch sicherlich auch ein "gelungener Einstieg" in der Hauptstadt. Aber es muß schließlich nicht immer eine Bank sein, die auf diese Weise ihre Verbundenheit mit den Bürgern unterstreicht, die Gutes tut und zugleich ausführlich darüber berichtet.

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