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Produktdetails
  • Verlag: Murmann Publishers
  • Seitenzahl: 510
  • Erscheinungstermin: Februar 2010
  • Deutsch
  • Abmessung: 233mm x 159mm x 38mm
  • Gewicht: 1068g
  • ISBN-13: 9783867740173
  • ISBN-10: 3867740178
  • Artikelnr.: 27948813
Autorenporträt
WOLFGANG MICHALS KI war zunächst Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg, anschließend langjähriger Direktor des Planungsstabs der OECD in Paris. Heute berät er Unternehmen, Regierungen und internationale Organisationen in strategischen und wirtschaftspolitischen Fragen. Außerdem ist er Hamburg-Ambassador in Paris.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.03.2010

Hamburger Globalisierung
Der Klappentext des fein bebilderten und gut zu lesenden Buches geizt nicht mit Superlativen: Hamburg sei im Gegensatz etwa zu Karthago oder Venedig ein „ständiger Gewinner” der Globalisierung und nach wie vor „on top”. Überhaupt halte man eine Stadtgeschichte Hamburgs in Händen, die „ihresgleichen sucht”. Die Idee, die Geschichte der Globalisierung und die Geschichte Hamburgs zu verknüpfen und nach dem besonderen Erfolgsrezept der Hansestadt zu fragen, ist gut. Allerdings laufen die beiden Erzählstränge mitunter doch recht unverbunden nebeneinander her.
Wolfgang Michalski, ehemals Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg und später 20 Jahre lang Leiter des Planungsstabs der OECD, lässt die Geschichte der Globalisierung bei den Phöniziern beginnen, also zwischen dem neunten und sechsten Jahrhundert v. Chr. Es folgen die Hellenisierung, der „Roman way of life”, die Vorherrschaft der Mittelmeerstädte Venedig und Genua, in Nordeuropa die Wikinger, danach die Hanse. Eine neue Qualität des Handels macht Michalski an der europäischen Expansion nach Übersee fest: In zunehmendem Maße umspannte der Globalisierungsprozess seither über mehrere Stadien „die ganze Welt”. Ist es jedoch sinnvoll, den Globalisierungsbegriff so weit zu fassen? Die Unterschiede zwischen der Globalisierung, wie wir sie seit den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts erleben, und früheren Phasen regionaler wirtschaftlicher Verflechtung geraten dabei leicht aus dem Blick. Michalski erwähnt mit der Institutionalisierung internationaler Strukturen selbst ein Beispiel für grundlegende Veränderungen, die den Gebrauch des Begriffs für Entwicklungen in der Antike problematisch erscheinen lassen.
Diese informative Geschichte der Globalisierung liefert den Hintergrund und den Rahmen für die Wirtschaftsgeschichte Hamburgs, die wiederholt um politik-, sozial- und kulturgeschichtliche Aspekte erweitert wird. Michalski bringt viele Zahlen und Fakten zur wirtschaftlichen Entwicklung der Hansestadt, bietet aber im Grunde wenig Neues und blendet mit dem Dritten Reich ausgerechnet jene Phase der Stadtgeschichte weitgehend aus, die in jüngster Zeit intensiv erforscht wurde. Ein weiteres Defizit ist, dass man nur selten erfährt, wer warum wie entschied. Meist handeln nur Gremien wie „der Senat” oder „die Bürgerschaft”. Eine der wenigen Ausnahmen ist Wirtschaftssenator Helmuth Kern, der 1970 ein Entwicklungskonzept für die Region Unterelbe vorlegte. Globalisierung ist jedoch kein Prozess, der sich ausschließlich „hinter dem Rücken” der Politiker, Kaufleute oder Gewerkschafter vollzieht. Ob eine Region zu den Gewinnern gehört, hängt auch von deren Entscheidungen ab.
Es ist eine Stärke des Buches, dass Michalski in der Einleitung differenzierte Überlegungen zu den allgemeinen Ursachen für Erfolg oder Misserfolg im Globalisierungsprozess anstellt. Man hätte sich jedoch eine stärkere Konkretisierung und Personalisierung gewünscht. Damit wäre Michalski seinem im Titel des Buches formulierten Anspruch auch besser gerecht geworden. Schließlich, und das stört wirklich, verfällt der Autor mitunter in einen Jargon, der besser in eine Werbebroschüre passen würde: Hamburg „pulsiert”, ist die „Welthauptstadt der Containerschifffahrt”, „verfügt über mehr Brücken als Venedig oder Amsterdam” und so weiter und so fort. Früher hoben sich „der Hamburger” und „die Hamburgerin” gerade durch ihr Understatement wohltuend von den Bewohnern südlicherer Metropolen der Bundesrepublik ab. Schade, dass diese Zeiten anscheinend vorbei sind. Werner Bührer
Wolfgang Michalski: Hamburg. Erfolge und Erfahrungen in der globalisierten Welt. Murmann Verlag, Hamburg 2010. 510 Seiten. 36 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.03.2010

Die Überlebenskünstlerin
Hamburg kennt sich mit der Globalisierung aus

Hamburg ist wirtschaftshistorisch eine Rarität: Als eine von ganz wenigen Städten auf der Welt profitiert die Elbmetropole seit rund einem Jahrtausend von der Globalisierung. Zur Zeit der Hanse war die Stadt das Drehkreuz für den Warenaustausch zwischen Nord- und Ostsee, später nacheinander europäische Bierhauptstadt, Zentrum für den nordeuropäischen Tuchhandel und Mittelpunkt europäischer Zuckerwirtschaft, seit dem Ende des 19. Jahrhunderts führender Finanz- und Handelsplatz. Hamburg ist eine der reichsten europäischen Städte und die größte Handels- und Industriestadt Deutschlands.

Der staunenswerten ökonomischen Erfolgsbilanz seit 1000 Jahren geht jetzt der vormalige Professor und langjährige Direktor des OECD-Planungsstabs Wolfgang Michalski nach. Auf 500 akribisch recherchierten Seiten bindet er Stadtgeschichte mit dem Modethema Globalisierung weitschweifig zusammen. Seine These: Nicht nur die günstige Verkehrslage verhalf Hamburg zum Triumph.

Die Stadt blieb trotz mancher Turbulenzen in der Vergangenheit, zuletzt der Schiffsbaukrise, Gewinner der Globalisierung, weil sie sich an die Veränderungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft anzupassen verstand. Michalskis Botschaft: Nur wer sich wie Hamburg permanent auf Wandel und Innovation einstellt, sichert auf Dauer Stärke, Erfolg und eine Führungsrolle.

Nicht nur Lokalpatrioten hören solche Worte gern, auch Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust. Er steuerte ein freundliches Vorwort bei. Danach hat die überwiegend liberale Politik Hamburgs über Jahrhunderte hinweg dafür gesorgt, dass die Hansestadt Profiteur der Globalisierung werden konnte und es bis heute geblieben ist.

Hamburg beginnt in diesem Buch bei den Phöniziern. Wolfgang Michalski lässt seine Geschichte der Globalisierung bei dem alten Seefahrervolk einsetzen, das zwischen dem 9. und 6. Jahrhundert vor Christus mit Stadtgründungen wie Karthago, Algier und Cádiz zu politischen und sozioökonomischen Verflechtungen entfernter Regionen den Anstoß gegeben hat. Griechen, Römer und später die italienischen Stadtstaaten trieben die Globalisierung im Mittelmeerraum voran. Die Wikinger hatten im Norden damit angefangen.

Einen neuen Schub löste die Hanse aus. In ihren Reihen mischte Hamburg mit, allerdings nur langsam: Bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts im toten Winkel der Weltwirtschaft gelegen und danach zunächst nur als Nordseehafen Lübecks von Bedeutung, fand Hamburg im 17. Jahrhundert über die Holländer, später über die Engländer zum gewinnbringenden Überseehandel und damit zu Reichtum und Einfluss.

Mancherlei Gründe macht Michalski dafür aus, dass Hamburg langfristig so viel erfolgreicher als seine Konkurrenten agieren konnte. Vor allem dass sich die Stadt, solange sie nicht Teil des Deutschen Reiches war, geschickt aus kriegerischen Auseinandersetzungen heraushielt, beförderte die wirtschaftliche Entwicklung erheblich. Wie richtig die Konfliktscheu war, zeigen leidvolle Erfahrungen während der Besetzung unter Napoleon und in den beiden Weltkriegen.

Entscheidend zur wirtschaftlichen Blüte beigetragen hat auch die liberale Einwanderungspolitik: Bereits 1376 gab es in Hamburg 84 holländische Kaufleute, 40 aus Lübeck und 35 aus England. 1564 wurden Amsterdamer Fernkaufleute aufgenommen, bald darauf reformierte Holländer, spanische und portugiesische Juden. Die Neuankömmlinge brachten nicht nur kaufmännische und technische Fähigkeiten, Kapital und Kontakte mit. Außerhalb der Zunftordnungen tätig, brachen sie herkömmliche Strukturen auf. "Immer wieder", so Michalski, "verlieh das der hamburgischen Wirtschaft eine neue Dynamik."

Positiv ausgewirkt hat sich auch der langjährige Verzicht auf staatliche Erhaltungssubventionen und protektionistische Handelspolitik. Das galt für den Niedergang des Braugewerbes ebenso wie für die Tuch- und Zuckerindustrie. Bis zum Ersten Weltkrieg weigerten sich Senat und Bürgerschaft, nicht mehr wettbewerbsfähige Branchen künstlich am Leben zu erhalten. Zum Zollinland wurde Hamburg erst 1888 unter massivem Druck der Reichsregierung - gegen die Genehmigung eines Großteils des Hafens als Freihafen.

Mit eigener Außen- und Einwanderungspolitik, Währungs-, Subventions- und Handelspolitik kann Hamburg heute nicht mehr punkten. Doch Michalski meint, aus der erfolgreichen Vergangenheit ließen sich durchaus Lehren für die Existenz in der zunehmend globalisierten Welt von heute ziehen. Als Vermächtnis bleibe, "die Herausforderungen des Wandels zu akzeptieren, den Prozess der Veränderung, wo immer möglich, mitzugestalten, und wo dies nicht möglich ist, sich den neuen Gegebenheiten innovativ und flexibel anzupassen". Für die Politik bedeute dies, ein wirtschaftliches und gesellschaftliches Klima zu schaffen, das die positive Einstellung zum Wandel fördere, der Übernahme von Risiko einen positiven Wert beimesse und Kreativität belohne - nicht nur in Geld, sondern auch in gesellschaftlichem Ansehen. Wichtig sei, am Standort "ein für unternehmerische Entscheidungen verlässliches Umfeld zu schaffen, das Investitionen und Innovation sowie Risikobereitschaft und die Lust am Experimentieren fördert".

Für Hamburg und seine Bürger scheint das kein fremdes Vokabular. Offenbar ist die Zukunft fest im Griff - mit der Anpassung der Hafenwirtschaft an die neuen Erfordernisse von Logistik und China-Handel und mit der Ausrichtung auf Wachstumsbranchen wie Medien und IT-Gewerbe sowie Medizintechnik, erneuerbare Energien und Nanotechnologie. Auch die neue Hafen-City und die teure Elbphilharmonie künden vom ungebrochenen Selbstbewusstsein im 21. Jahrhundert.

ULLA FÖLSING

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