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Wo habe ich das schon mal gesehen? Was ist das eigentlich für ein Objekt? Solche und ähnliche Fragen hat sich der oder die eine oder andere sicher schon gestellt, wenn er auf seinen Wegen durch die Stadt auf ein Kunstwerk,ein Denkmal, einen Gedenkstein oder einen Bildstock traf. Oft blieb nicht die Zeit, das Objekt genauer anzusehen. Auch sind nicht alle beschriftet. Der vorliegende Band soll den Leserinnen und Lesern helfen, die oben gestellten Fragen zu beantworten.

Produktbeschreibung
Wo habe ich das schon mal gesehen? Was ist das eigentlich für ein Objekt? Solche und ähnliche Fragen hat sich der oder die eine oder andere sicher schon gestellt, wenn er auf seinen Wegen durch die Stadt auf ein Kunstwerk,ein Denkmal, einen Gedenkstein oder einen Bildstock traf. Oft blieb nicht die Zeit, das Objekt genauer anzusehen. Auch sind nicht alle beschriftet. Der vorliegende Band soll den Leserinnen und Lesern helfen, die oben gestellten Fragen zu beantworten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.07.2016

Erinnerungsstücke unter freiem Himmel

Kunstwerke, Gedenksteine, Denkmale: Davon gibt es in Hanau mehr, als die meisten wissen. Ein früherer Museumsleiter ist auf Spurensuche gegangen.

lu. HANAU. Einer schläft, der andere blickt hellwach in die Umgebung: Die beiden Löwen am Portal zum Hauptgebäude des Philippsruher Schlosses kennt jeder Hanauer. Fast alle Kinder, die in der Stadt aufgewachsen sind, haben schon auf einer der beiden Skulpturen gesessen, unzählige Brautpaare flanierten auf dem Weg ins festliche Trauzimmer des Schlosses an ihnen vorbei. Doch kaum jemand weiß, wie lange sie dort schon ruhen, wer sie angefertigt hat und was es mit ihnen überhaupt auf sich hat.

Solchen Wissenslücken hat der ehemalige Hanauer Museumsleiter Richard Schaffer-Hartmann den Kampf angesagt. Aus seiner Zeit an der Spitze der Museumslandschaft nahm er die Erfahrung mit, dass es in der Stadt viele Erinnerungsstücke unter freiem Himmel gibt, die niemand so recht einordnen kann. Auch er war damals nicht immer in der Lage, die vielen Fragen nach einzelnen Objekten in Hanau und den Stadtteilen zu beantworten, erinnert er sich. Deshalb ist er in seinem Ruhestand den Dingen auf den Grund gegangen.

Monatelang war er unterwegs und stöberte unter anderem in Archiven, um über rund 130 Hanauer Denkmale zu recherchieren und Fakten in Bild und Text festzuhalten. Als "Kleinode" bezeichnet er die vielen bekannten sowie die versteckten Objekte, die überall in der Stadt zu finden sind und die Eingang in sein gleichnamiges Nachschlagewerk fanden.

Die zwei Löwen, Abgüsse aus Zinkguss der Firma Friedrich Kahle & Söhne in Potsdam, ließ Landgraf Friedrich Wilhelm Georg Adolf von Hessen-Rumpenheim im Zuge der Umgestaltung von Schloss Philippsruhe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Altan des Haupthauses aufstellen. Das Original des schlafenden oder sterbenden Löwen war zuvor als Plastik für das Grabmal des preußischen Generals Gerhard von Scharnhorst auf dem Berliner Invalidenfriedhof geschaffen worden.

Den wachsamen Löwen bekam einst Prinz Wilhelm, der Bruder des preußischen Königs, geschenkt, der die Skulptur zu Ehren seiner Frau Marianne auf dem Mariannenfelsen im Riesengebirge aufstellen ließ. Beide Plastiken wurden mehrfach nachgebildet, unter anderem auch für Schloss Philippsruhe in Wilhelmsbad, wo sie sich seit bald 200 Jahren für die Hanauer nicht mehr wegdenken lassen.

Doch Schaffer-Hartmann blickt auch auf die jüngere Geschichte der Denkmäler. Vor allem die sechziger und siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts seien bei der Wertschätzung von Kunst im öffentlichen Raum unterbewertet, stellt der frühere Museumsleiter fest und nennt als ein markantes Beispiel das Denkmal in der Martin-Luther-Anlage, in der Innenstadt. "Wo das Recht gebrochen wird, stirbt die Freiheit", steht auf dem Sockel, auf dem sich drei steinerne Stelen mit den symbolhaften Abbildungen eines Mannes, einer Frau und eines Kindes kreuzen.

Das sechs Meter hohe Denkmal auf dem ehemaligen Französischen Friedhof der Neustadt wurde von dem Bildhauer Otto Crass im Auftrag des Magistrats 1958 errichtet als Mahnmal für die Opfer des Faschismus. Seine Enthüllung galt als Abschluss der ersten Phase des Wiederaufbaus der im Krieg zerstörten Stadt.

Die Fülle der Denkmale zum Gedenken an Kriegs- und Schlachtenopfer ist beachtlich. Die bekannteste Erinnerungsstätte liegt im Innenhof der architektonisch gestalteten Ruine der wallonisch-niederländischen Kirche, wo zentrale Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Zweiten Weltkriegs stattfinden. Kaum bekannt hingegen sind der Gedenkstein für litauische Zwangsarbeiter vor dem Gebäude der Volkshochschule am Ulanenplatz, der Gedenkstein für die Hanauer Eisenbahnpioniere in der ehemaligen Pioneer-Kaserne und der Gedenkstein an das Lager für ausländische Zwangsarbeiter in der Grünanlage am Salisweg.

Schaffer-Hartmanns Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, geht aber auf alle Epochen ein, bis hin zu den ganz jungen Objekten wie die Oppenheim-Skulptur "Moritz und das tanzende Bild" auf dem Freiheitsplatz und den Märchenskulpturenpfad durch die Innenstadt, der erst vor wenigen Wochen fertiggestellt wurde. Ihm komme es darauf an, das Wissen über möglichst viele Denkmale und Kunstobjekte zu bewahren, sagt Schaffer-Hartmann. Schon zu vieles sei verlorengegangen.

So habe er nichts mehr in Erfahrung bringen können über die Wandgestaltungen am Gebäude der ehemaligen Landeszentralbank in der Nähe des Heinrich-Fischer-Bades. Sie zeigten einen Stapel von Münzen an einer hinteren Wand sowie eine Kugel am Eingang. Wer sie schuf, bleibe unklar. So etwas solle sich in Hanau so selten wie möglich wiederholen.

Der als Nachschlagewerk mit Stadtplan gestaltete Band "Hanauer Kleinode" von Richard Schaffer-Hartmann ist erschienen im Cocon-Verlag und kostet 16,80 Euro.

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