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Als Instanzen der Beschreibung moderner Gesellschaften gewinnen die Kulturwissenschaften immer mehr an Bedeutung. Rund einhundert Autoren aus verschiedenen Fachgebieten haben in diesem Handbuch ihre Forschungen zu den Methoden und Themen der Kulturwissenschaft zusammengetragen. Sie stellen damit die junge Disziplin auf ein theoretisches Fundament und geben einen Ausblick auf künftige Entwicklungen. Der erste Band "Grundlagen und Schlüsselbegriffe" thematisiert die wesentlichen Gesichtspunkte wie Erfahrung, Sprache, Handlung, Identität, Geschichte und Zeit und Setzt sie der "gelebten" Kultur…mehr

Produktbeschreibung
Als Instanzen der Beschreibung moderner Gesellschaften gewinnen die Kulturwissenschaften immer mehr an Bedeutung. Rund einhundert Autoren aus verschiedenen Fachgebieten haben in diesem Handbuch ihre Forschungen zu den Methoden und Themen der Kulturwissenschaft zusammengetragen. Sie stellen damit die junge Disziplin auf ein theoretisches Fundament und geben einen Ausblick auf künftige Entwicklungen.
Der erste Band "Grundlagen und Schlüsselbegriffe" thematisiert die wesentlichen Gesichtspunkte wie Erfahrung, Sprache, Handlung, Identität, Geschichte und Zeit und Setzt sie der "gelebten" Kultur und ihren lebenspraktischen Auswirkungen gegenüber.
Im zweiten Band "Paradigmen und Disziplinen" werden die erkenntnistheoretischen, methodologischen und fachlichen Grundlagen erörtert. Die Leitthemen sind hier der Zusammenhang von Wissenschaft und Lebenspraxis, die grundlegenden wissenschaftlichen Problemstellungen, die führenden handlungstheoretischen und sprachpragmatischen Methodenkonzepteund die verschiedenen Disziplinen der kulturwissenschaftlichen Forschungsarbeit.
Im dritten Band ,"Themen und Tendenzen", liegt der Schwerpunkt auf den in den Kulturwissenschaften gegenwärtig praktizierten Interpretationen von Kultur, Wirtschaft und Kapitalismus, Gesellschaft, Politik und Recht. In ihm ziehen die Autoren eine Zwischenbilanz aktueller Forschungstrends und präsentieren wichtige Ergebnisse ihrer analytischen Arbeit.
Autorenporträt
Friedrich Jaeger ist Mitarbeiter am kulturwissenschaftlichen Institut im Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen, Essen und Privatdozent für Neuere Geschichte an der Universität Bielefeld.

Burkhard Liebsch ist Privatdozent an der philosophischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum.

Jürgen Straub (Prof. Dr. phil.) ist Inhaber des Lehrstuhls für Sozialtheorie und Sozialpsychologie an der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum, Mitglied im Board des Research Departments "Center for Religious Studies" (CERES) sowie einer der Mentoren der Mercator Research Group "Spaces of Anthropological Knowledge: Production and Transfer". Er ist stellvertretender Vorsitzender des internationalen Projekts "Humanismus im Zeitalter der Globalisierung" am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) und Fellow des Mercator Research Center Ruhr (MERCUR).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.08.2004

Etwas mehr Disziplin, meine Herren aus Essen!
Das Handbuch der Kulturwissenschaften hantiert mit einem erfahrungsarmen Erfahrungsbegriff

Handbücher sind heute nur als das Produkt einer Vielzahl von Autoren möglich. Kein einzelner wäre in der Lage, über alle Spezialgebiete einer Wissenschaft informiert Auskunft zu geben und die unterschiedlichen Paradigmen zur Einheit einer übergreifenden Theorie zusammenzuführen. Was für die Wissenschaften generell gilt, gilt zumal für den jungen Sproß der "Kulturwissenschaften". Wohl taucht dieser Name zum ersten Mal bereits an der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert, vor allem im Umkreis des Neukantianismus, auf - und schon damals als Alternative zum Konzept der Geisteswissenschaften. Mit dem Verblassen der neukantianischen formalistischen Fundierungsversuche gerät aber auch das neue Konzept wieder aus dem Blick. Erst in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts bricht es sich Bahn, nun vor allem im Umkreis der in Birmingham begründeten "Cultural Studies". Eine vom Wissenschaftsrat und der Westdeutschen Rektorenkonferenz eingesetzte Projektgruppe argumentiert zu dieser Zeit wissenschaftspolitisch. Vom Konzept der Kulturwissenschaften verspricht man sich hier die Modernisierung und Internationalisierung der Geisteswissenschaften.

Die Situation ist seither durch eine prekäre Zwischenlage gekennzeichnet. Einerseits haben kulturalistische Deutungen zunehmend an Gewicht gewonnen. Daß Gesellschaften auch und vor allem als "symbolische Ordnungen" und "Interpretationsgemeinschaften" zu verstehen sind, in denen es fortwährend darum geht, Bedeutungen und Sinn auszuhandeln, ist nicht zuletzt in Zeiten aktuell, in denen interkulturelle Verständigung und ein drohender "Kampf der Kulturen" zur Alltagserfahrung gehören. Andererseits ist das Selbstverständnis der sogenannten Kulturwissenschaften nach wie vor nicht geklärt. Dazu gehört auch die Frage, ob man von ihnen im Plural sprechen oder sie in den Singular überführen sollte. Letzteres bedeutete, den Versuch einer systematischen Grundlegung wieder aufzugreifen, wie er sich von Dilthey über Rickert und Cassirer bis hin zu Gadamer und der Semiotik zieht.

Diese Fundierungsunternehmungen müssen aber wohl als eine große Geschichte des Scheiterns angesehen werden. Daher wäre ein Ansatz, der zunächst einmal von der Pluralität der Fachwissenschaften ausgeht, allemal vorzuziehen. Die zentrale Gefahr liegt hier allerdings darin, daß der Kulturbegriff und die ihm zugeordneten Wissenschaften restlos zersplittern.

Als ein Ausweg aus dieser unergiebigen Alternative bietet sich freilich an, bestimmte Fragestellungen und Forschungsperspektiven herauszustellen und sie in den verschiedenen Disziplinen fruchtbar zu machen. Ebendies ist das Plädoyer des Handbuchs, das aus dem Arbeitszusammenhang des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen hervorgegangen ist. In drei voluminösen Bänden versucht es, die inter- oder gar transdisziplinäre "Vernetzung" durch die Bündelung heuristischer Perspektiven voranzubringen. Am Ende hält man aber leider doch wieder viele unverbundene Stränge und lose Fäden in der Hand.

Sehr plausibel ist zunächst der Einstieg über sechs "Schlüsselbegriffe" und gelungen dabei vor allem die Explikation von "Geschichte". Aber für alle anderen Begriffe gilt die Formel: Weniger wäre mehr. Für "Sprache", "Handlung", "Geltung" und "Identität" wären die informativen und uneitlen Artikel von John Michael Krois, Karl Hörning, Christoph Jamme, Matthias Kettner und Jürgen Straub ausreichend gewesen. Und der Begriff der "Erfahrung", den die Herausgeber an die erste Stelle gesetzt haben, um daran zu erinnern, daß die Kulturwissenschaften auf die lebensweltlichen Herausforderungen des zwanzigsten Jahrhunderts zu reagieren haben, bleibt vollends konturlos.

Gleiches läßt sich für den zweiten Band konstatieren. Er stellt zu Recht die leitenden Paradigmen der Sprache und der Handlung im Kontext unterschiedlicher Theorien vor, von der Systemtheorie über die Hermeneutik bis zur Diskursanalyse. Er bietet zudem ein sehr aufschlußreiches Kapitel, das die verschiedenen Disziplinen, von der Ethnologie über die Psychologie und Pädagogik bis zur Philosophie, aus kulturwissenschaftlicher Perspektive vorstellt. Die anderen Kapitel muß man jedoch eher als eine Verlegenheit auffassen, mit Beiträgen am falschen Ort und Autoren, die zum x-ten Male nur ihre eigene Theorie unters Volk bringen wollen.

Diese Tendenz steigert sich mit dem dritten Band, der "Themen und Tendenzen" der aktuellen kulturwissenschaftlichen Forschung beleuchtet. Und dies unter ausdrücklichem Verzicht darauf, sie auf die Schlüsselbegriffe des ersten Bandes zu beziehen. So muß das Handbuch sein selbstgestecktes Ziel verfehlen, einen "Überblick" zu bieten, "der mehr ist als nur eine Bestandsaufnahme", und eine "Ordnung in die Debatte zu bringen". Etwas mehr konzeptuelle Durchdringung und etwas mehr Disziplin hätten dem Buch gewiß gutgetan. In seiner jetzigen Form kann man ihm den Vorwurf nicht ersparen, es widerstehe zu wenig der modischen Tendenz zur - im doppelten Sinn des Wortes - Entdisziplinierung.

JOSEF FRÜCHTL

"Handbuch der Kulturwissenschaften". Herausgegeben von Friedrich Jaeger, Burkhard Liebsch, Jörn Rüsen, Jürgen Straub. Band 1: Grundlagen und Schlüsselbegriffe. Band 2: Paradigmen und Disziplinen. Band 3: Themen und Tendenzen. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart, Weimar 2004. Zus. XLI, 1783 S., geb., 179,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Rund 100 Autoren wagen eine Bestandsaufnahme der transdisziplinär orientierten Kuturwissenschaften. Die gut verständlichen Übersichtsartikel beschreiben das ganze Themenspektrum von archaischen Gesellschaften bis zur Globalisierung." - bild der wissenschaft

"Ein Ende des 'cultural turn' ist nicht in Sicht. Wohin sich die globalisierte Gesellschaft auch wenden wird, an ihren kulturellen Grundlagen wird sie kaum vorbeiblicken können. Die Herausgeber haben mit klugem Sachverstand ein wichtiges Werk vorgelegt. Es reflektiert und begleitet den Weg in eine neue Ära." - Süddeutsche Zeitung

"Das 'Handbuch der Kulturwissenschaften' fasst wesentliche theoretische und praktische Aspekte der Kulturdiskussion zusammen und präsentiert in fundierten Essays die Tendenzen aktueller Forschungen." - Buchkultur

"Ein kulturwissenschaftlicher Höhepunkt. Das Handbuch reicht über die Absicht hinaus, kulturwissenschaftliche Studiengänge zu bedienen. Es geht den Autoren um ein Disziplinverständnis, mit dem sich alle sog. vernetzten Wissenschaften konfrontiert sehen." - WALTHARI

"Auch das neue dreibändige Handbuch beginnt und endet gewissermaßen mit der Frage, ob die Kulturwissenschaften denn schon einen deutlichen Begriff davon entwickelt hätten, wodurch Kultur ihren Namen eigentlich verdiene..." - literaturhaus.at

"Der Wissenschaft von der Kultur beziehungsweise den Kulturen kommt in einer globalisierten Welt eine besondere Bedeutung zu. Das vorliegende Handbuch vereint die Beiträge von fast 100 Autorinnen und Autoren, so dass ein breiter Einblick in grundlegende Fragen der kulturwissenschaftlichen Forschung gegeben werden kann." - Universitas

"Verbindliche Auskünfte zum Thema Kulturwissenschaften, sofern es denn wissenschaftliche Verbindlichkeit gibt, konnte in den meisten Büchern immer erst nach umfassender Lektüre gefunden werden. Ein Handbuch, das diese Lücke schließt, war seit Jahren ein offensichtliches Desiderat der (interdisziplinären) Kulturwissenschaften. Friedrich Jaeger und Burkhard Liebsch legen ein dreibändiges, im Stil der Handbücher des Metzler Verlages konzipiertes und ausgestattetes Handbuch vor." - literaturkritik.de

"Friedrich Jaeger widmet sich exemplarisch der 'Neuzeit als kulturellem Sinnkonzept', um die generelle Bedeutung von Epochenbegriffen als Sinnkonzepte zu hinterfragen. Die Liste der fast ausnahmslos lesenswerten Studien ließe sich weiter fortsetzen, denn das Handbuch ist ein grundlegendes Nachschlagewerk, dessen Stärke in seiner Facettenhaftigkeit liegt." - ZfG Zeitschrift für Geschichtswissenschaft

"Das Handbuch der Kulturwissenschaften wird sich rasch als unverzichtbares Kompendium für all jene etablieren, die sich im weitesten Sinn mit kulturwissenschaftlichen Fragestellungen beschäftigen." - Tiroler Chronist

"Die Kulturwissenschaften befinden sich gegenwärtig in einer widersprüchlichen Lage. Ihre Erkenntnisleistungen und Orientierungsfunktionen sind außerordentlich umstritten. Angesichts dieser schwierigen Situation liefert das 'Handbuch der Kulturwissenschaften', erarbeitet von nahezu einhundert Autoren aus allen einschlägigen Disziplinen, eine gründliche Orientierung über die Theorien, Entwicklungen, Methoden und Gegenstandsbereiche der gegenwärtigen und künftigen kulturwissenschaftlichen Forschung." - Literatur-Report

"Das Werk gehört gewiss in jede wissenschaftliche Bibliothek." - Nordfriesisches Jahrbuch

"Alles in allem bietet das Handbuch der Kulturwissenschaften eine effektive Orientierungshilfe im Dickicht des kulturwissenschaftlichen Durcheinanders." - Institut für Germanistik

"Auf über 1700 Seiten bietet das Handbuch der Kulturwissenschaften eine schier unerschöpfliche Fülle von Perspektiven und reflektierten Wahrnehmungen, die auch für die Theologie relevant sind..." - Lutherische Theologie und Kirche

"Das hier vorzustellende dreibändige Handbuch, das weit über die Geschichte hinausgeht und etwa Themen wie Erfahrung, Sprache, Handlung, Geltung und Identität einbezieht, sieht sich als Beitrag zur kulturellen Deutung und Orientierung der gegenwärtigen Gesellschaften, nicht zuletzt im Kontext der interkulturellen Verständigung in einer globalisierten Welt." - Archiv für hessische Geschichte

"Es ist mit diesem Handbuch mit einer Vielzahl informativer und methodisch klärender Artikel durchaus gelungen, die Reichweite und die Komplexität kuturwissenschaftlicher Forschung vorzuführen." - NZZ
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Josef Früchtl attestiert dem dreibändigen "Handbuch der Kulturwissenschaften", ganz kulturpessimistisch, eine Tendenz zum Schlechteren. Von Band zu Band findet er das Unternehmen des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen heilloser. Von dem Versuch, heuristische Perspektiven zu bündeln, die anschließend inter- oder transdisziplinär fruchtbar gemacht werden könnten, bleibt nach Ansicht des Rezensenten nicht viel übrig: ein Haufen loser Enden. Noch lobenswert, bei allen Einwänden, der Einstieg über sechs Schlüsselbegriffe der kulturalistischen Herangehensweise ("Geschichte", "Sprache", "Handlung", "Geltung", "Identität", "Erfahrung"); doch schon im zweiten Band gewinnt die Eitelkeit der Verfasser, wohl auch die Uneinheitlichkeit des Projekts, die Oberhand, kritisiert Früchtl: statt Vernetzung Verzettelung, statt Ordnung professorale Profilierungssucht - ein Trend, der sich im dritten Band fortsetzt. Der Rezensent vermisst eine "konzeptuelle Durchdringung" und muss dem Werk vorwerfen, "der modischen Tendenz zur - im doppelten Sinn des Wortes - Entdisziplinierung" zu folgen.

© Perlentaucher Medien GmbH