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Pfarrerinnen und Pfarrer sind nicht nur zuständig für Seelsorge, Unterricht und Predigt. Sie sind auch Dienstvorgesetzte und "Verwaltungsbeamte". Zunehmend sind sie mit Aufgaben eines modernen Dienstleistungsmanagements konfrontiert. Angesichts der schwieriger werdenden Finanzlage der Kirchen müssen Gemeinden ihre Profile entwickeln und gestalten. Derartige kirchliche Veränderungsprozesse sind jedoch ohne ein professionelles Instrumentarium leitenden Handelns nicht zu bewältigen. Diesem Dilemma will das vorliegende Fachbuch abhelfen: mit der umfassenden und konkreten Darstellung, was…mehr

Produktbeschreibung
Pfarrerinnen und Pfarrer sind nicht nur zuständig für Seelsorge, Unterricht und Predigt. Sie sind auch Dienstvorgesetzte und "Verwaltungsbeamte". Zunehmend sind sie mit Aufgaben eines modernen Dienstleistungsmanagements konfrontiert. Angesichts der schwieriger werdenden Finanzlage der Kirchen müssen Gemeinden ihre Profile entwickeln und gestalten. Derartige kirchliche Veränderungsprozesse sind jedoch ohne ein professionelles Instrumentarium leitenden Handelns nicht zu bewältigen. Diesem Dilemma will das vorliegende Fachbuch abhelfen: mit der umfassenden und konkreten Darstellung, was Management und Führungspraxis auf gemeindlicher Ebene sind und wie sie für eine zukunftsorientierte Kirche umgesetzt werden können. Was PfarrerInnen und MitarbeiterInnen in zukunftsorientierten Gemeinden über das Management im "Unternehmen Kirche" wissen müssen! Ein Fachbuch für die Praxis! Friederike Höher,geboren 1955, Diplompädagogin, ist Bildungsreferentin der Ev. Kirche von Westfalen und Trainerin fü r Human Resources Management. Peter Höher, geboren 1958, Diplompädagoge und Journalist, ist Seniorberater im Geschäftsfeld Human Resources Management der Kienbaum Management Consultants GmbH, Gummersbach.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Vielleicht liegt es ja in der Natur der Sache, i.e. dem Ende der Staatskirche 1919, dass die Kirche so "ideologieanfällig" geworden ist in ihrem Bemühen, sich selbst zu regulieren, sinniert Hennig Ziebritzki aus Anlass dieses Buches. Früher war`s die Studentenbewegung, jetzt sind es die Sparzwänge, die den Kirchenmitarbeitern, vor allem ihren "Führungskräften" (= Pfarrer) neues beizubringen versuchen. Hier ist es also der Jargon des effizienten Betriebes, den die Verfasser mit "Verbissenheit" praktisch und theoretisch selbigen anempfehlen: "Folien, Flipchart und Infoposter" sind da ebenso Handwerkszeuge der praktischen Theologie wie "Zeitmanagement" und "Moderation als Element partizipativer Führung". Dass eine Professionalisierung in Kirchenämtern dringend nötig ist, bestreitet der Rezensent keineswegs; aber die "Rumpelkammer" der Pastoraltheologie "nach der letzten Mode" nur neu einzurichten, ist ihm eindeutig zu viel und zu wenig zugleich.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.03.2000

Der Himmelslichtprojektor
Managementmethoden für die protestantische Gemeinde

Als "Ergänzungsgebiet, vulgo Rumpelkammer" hat Ernst Christian Achelis in seinem großen und vergessenen "Lehrbuch der Praktischen Theologie" von 1911 die evangelische Pastoraltheologie bezeichnet. Denn im Unterschied zur Praktischen Theologie, die es mit der Analyse und Gestaltung des gesamten christlich-religiösen Lebens und Handelns zu tun hat, ist der Anspruch der Pastoraltheologie bescheidener. Sie versteht sich als die Disziplin, in der das Selbstverständnis des Pfarrers sowie das konkrete Handlungswissen für seine professionelle Berufstätigkeit thematisch werden. Die Rumpelkammer der Pastoraltheologie wird jetzt von Friederike und Peter Höher mit ihrem "Handbuch Führungspraxis Kirche" nach der letzten Mode ganz schick eingerichtet.

Die Autoren wenden nämlich das von der Ökonomie entwickelte Leitbild des "Change management", das sich am Konzept einer lernenden Organisation ausrichtet, auf die Führungsverantwortlichen in der Kirche an. Das aber sind die Pfarrer und Pfarrerinnen. Für sie sollen, wie in der Pastoraltheologie alter Schule, "Grundlagen und Handlungswissen" bereitgestellt werden, die darauf zielen, "die Kapazität zur Gestaltung von Zielsetzungen in der Institution Kirche zu entwickeln und die Kapazität dafür zu fördern, neue Bedingungen zu schaffen".

Die Autoren sparen nicht an detaillierten Ratschlägen für professionelles Verhalten. Es geht um das "Mitarbeitergespräch" ebenso wie um die Leitung von Sitzungen, um "Moderation als Element partizipativer Führung" ebenso wie um Konflikte, die der Pfarrer "aktiv angehen" muss, oder um "Wirksame Präsentation": "Ein schlechtes und schlecht sichtbares Hilfsmittel ist schlimmer als gar keines." Wie wahr. Wer Verhalten und Handeln der Verantwortlichen in der Organisation Kirche wahrnimmt, weiß, wie notwendig ein solcher pastoraler Ratgeber ist. Mangelnde Kommunikation zwischen Kollegen, düpierte Ehrenamtliche, eine wuchernde, ineffektive Gremienkultur, die unselige Tendenz, Rechtsfragen etwa in der Mitarbeiterführung gesinnungsethisch zu unterlaufen - all das und anderes verlangt nach einer professionellen Ausübung des Pfarramtes, die auch Führungsfragen ernst nimmt.

Mit welcher Verbissenheit die Verfasser allerdings die Rumpelkammer der Pastoraltheologie mit "Leistungsfähigkeit nach der Reha-Kurve" ("weniger gesättigte Fette, mehr ballaststoffhaltige Kost"), mit "Vierfeldertechnik" und "Medienwahl: Folien, Flipchart oder Infoposter" ausstatten, das hat etwas ästhetisch Unbekömmliches und theoretisch Leichtfertiges. Denn da wird nicht nur, bei der Erörterung des "Zeitmanagements", mit Wendungen wie "Zeit als Subjekt" unbekümmert philosophischer Quatsch produziert. Da werden auch ungeniert praktische Ratschläge gegeben, deren Befolgung die Erosion einer verlässlichen pfarramtlichen Praxis nach sich ziehen dürfte: "Um den Umgang mit Besuchern besser zu steuern, könnten Sie Sprechstunden einführen." Und der ideologische Wunschtraum von einer herrschaftsfreien Kirche mit einem "gleichberechtigten Miteinander von Haupt-, Neben- und Ehrenamtlichen" wird auch dadurch nicht plausibler, dass er ständig wiederholt wird. Zur sichtbaren Kirche gehört auch, dass es asymmetrische Verhältnisse gibt, die rechtlich geregelt sind.

Die evangelischen Kirchen sehen sich erst seit 1919, dem Ende des monarchischen Episkopates und der Staatskirche, vor die Aufgabe gestellt, sich als Teilsystem in einer ausdifferenzierten Gesellschaft nach eigenen Regeln selbst zu steuern. Das erklärt ihre in diesem Jahrhundert offensichtlichen, eminenten Ideologieanfälligkeiten. Nach den von der Studentenrevolte politisch inspirierten Humanwissenschaften halten jetzt also, forciert durch Sparzwänge und Strukturreformen, Managementmethoden auf verschiedenen Ebenen Einzug in das kirchliche Handlungswissen. Fragt sich nur, ob die theologischen Grundlagen und Kriterien hinreichend entwickelt sind, um die Rezeption solcher Theoreme auch kritisch zu leiten. Dass "Gottes Führung" "kommunikativ, dialogisch, partnerschaftlich" geschieht, wie es im Vorwort heißt, dürfte kein hinreichender Ansatz an - Gott kann ja, wie die Erfahrung lehrt, auch anders.

Vielleicht sind aber die Managementmethoden insgesamt für die Führung eines Pfarramtes weniger erheblich, als die Verfasser glauben machen möchten. Oder wie heißt ihr eigener doppelbödiger Ratschlag? "Vermeiden Sie umfeldbedingte Störungen oder grenzen Sie sie ein. Dies wird zwar nie vollständig gelingen, aber mit entsprechender Zielsetzung und Unterstützung können Sie sich Entlastung verschaffen." Eben, dann lieber doch ein paar Seiten Achelis.

HENNIG ZIEBRITZKI.

Friederike und Peter Höher: "Handbuch Führungspraxis Kirche". Entwickeln, Führen, Modernisieren in zukunftsorientierten Gemeinden. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1999. 208 S., geb., 44,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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