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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.07.2004

Lernen aus Fehlern der Vergangenheit
Ein Handbuch zum strategischen Management im internationalen Wettbewerb

Harald Hungenberg/Jürgen Meffert (Herausgeber): Handbuch Strategisches Management. Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden 2003, 960 Seiten, 99 Euro.

Die Bereitschaft, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen, gleichzeitig aber bewährte Konzepte aufzugreifen und weiterzuentwickeln - das ist nach Auffassung der beiden Herausgeber des "Handbuchs Strategisches Management" die Grundlage jeder modernen Strategieentwicklung. Mit diesem Sammelband wollen sie die relevanten Aspekte des strategischen Managements im 21. Jahrhundert zeigen, es aus der Sicht von Wissenschaft, Praxis und Beratung beleuchten sowie Berührungspunkte zwischen diesen Perspektiven bestimmen. Ihnen ist es gelungen, eine Vielzahl renommierter Autoren aus der betriebswirtschaftlichen Forschung und der unternehmerischen Praxis zur Teilnahme an diesem Projekt zu gewinnen.

Im ersten Kapitel behandeln die Verfasser aktuelle Herausforderungen, denen sich das strategische Management stellen muß, darunter die Entwicklung hin zu einer global vernetzten Wirtschaft und die zunehmende Deregulierung einer Vielzahl von Branchen. Weitere Themen sind beispielsweise die Integrationsphase nach Unternehmenszusammenschlüssen sowie die Schaffung eines marktorientierten Bewußtseins in ehemals staatlichen Unternehmen. Diese Herausforderungen werden jeweils an ausgewählten Praxisfällen verdeutlicht (zum Beispiel Deutsche Post, Deutsche Telekom, Siemens).

Gegenstand des zweiten Kapitels sind die Wechselwirkungen zwischen der Unternehmensstrategie und den Finanzmärkten. Dieses Kapitel zeichnet sich durch seine konsistente Struktur aus, es reicht von der Bedeutung des Shareholder-Value-Konzeptes über das Risikomanagement und Investor Relations bis hin zu der aktuellen Corporate-Governance-Diskussion.

Unternehmen können ihre Position im Wettbewerb im allgemeinen nur durch das Angebot innovativer Leistungen verbessern. Wegen dieser großen Bedeutung von Innovationen ist das dritte Kapitel des Handbuchs verschiedenen Ansatzpunkten für Innovationen gewidmet. Darin behandeln die Autoren beispielsweise die Frage, wie Unternehmengsgründungen (sogenannte Start-ups) und innovative Geschäftsmodelle verwirklicht werden können. Viele Unternehmensbeispiele - unter anderen Daimler-Chrysler, Infineon und T-Online - zeigen, welche Innovationen in den entsprechenden Branchen erfolgreich sind. Innovationsbarrieren sind ebenso Gegenstand dieses Kapitels wie mögliche Ansätze zu ihrer Überwindung.

Das vierte Kapitel hat Geschäftsmodelle und -prozesse zum Gegenstand. Die Autoren gehen insbesondere der Frage nach, wie einerseits neue Geschäftsmöglichkeiten und -felder durch die Informationstechnologie (IT) erschlossen, wie aber andererseits traditionelle Geschäftsmodelle abgelöst werden. Instrumente und Prozesse, die in diesem Zusammenhang dargestellt werden, sind unter anderem die IT-Unterstützung des Supply Chain Management bei Fujitsu Siemens, Customer Relationship Management bei der Deutschen Bank sowie das Six-Sigma-Qualitätsmanagementkonzept von McKinsey.

Vor dem Hintergrund der internationalen Vernetzung der Wirtschaft und der zunehmenden Bedeutung internationaler Rechnungslegungsstandards erfährt auch das Management immaterieller Werte eine wachsende Bedeutung. Im Rahmen von Jahresabschlüssen und Unternehmensübernahmen stellt sich die Frage nach dem "wahren" Wert eines Unternehmens und nach dem "richtigen" Kaufpreis. Im fünften Kapitel befassen sich die Autoren aus diesem Grund ausschließlich mit der Steuerung und Kontrolle des immateriellen Vermögens eines Unternehmens (zum Beispiel Wissenskapital, Markenwert und Kooperationen). So wird auch die Bedeutung und Nutzbarmachung des immateriellen Vermögens im Rahmen einer "Wissensstrategie" verdeutlicht; es werden Best-Practice-Fälle des Wissensmanagements vorgestellt. Besondere Aufmerksamkeit erfahren darüber hinaus in mehreren Beiträgen Marken als zentraler immaterieller Vermögensgegenstand (Henkel und Linde).

Insgesamt greifen die Autoren in dem von Hungenberg und Meffert herausgegebenen Buch aktuelle und zentrale Aspekte des strategischen Managements auf. Das Werk ist zwar "beratungslastig", sehr beispielhaft und theoretisch wenig breit abgestützt. Wahrscheinlich haben sich aber noch in keinem Sammelband so viele "Directors" und "Principals" von McKinsey und Vorstandsmitglieder bedeutender deutscher Unternehmen zusammengefunden. Für Leser, die an Praxisbeispielen Interesse haben, stellt dieses Werk eine Fundgrube dar. Es präsentiert eine Vielzahl gelungener aktueller Konzepte und Beispiele, die in die Tiefe gehen und mit Gewinn zu lesen sind.

MANFRED BRUHN

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Manfred Bruhn lobt, dass die Autoren in diesem von Harald Hungenberg und Jürgen Meffert herausgegebenen Buch aktuelle und zentrale Aspekte des strategischen Managements aufgreifen würden, und dass sich wahrscheinlich "noch in keinem Sammelband so viele 'Directors' und 'Principals' von McKinsey und Vorstandsmitglieder bedeutender deutscher Unternehmen zusammengefunden" hätten. Darum sei das Werk dann zwar auch ein wenig "beratungslastig" geraten, also "sehr beispielhaft und theoretisch wenig breit abgestützt". Für Leser aber, die an Praxisbeispielen Interesse haben, so Bruhn, stelle es "eine Fundgrube" dar. Und es präsentiere eine Vielzahl gelungener aktueller Konzepte und Beispiele, die außerdem durchaus "in die Tiefe gehen" würden, und "mit Gewinn" zu lesen seien. Behandelt werden, so erfährt man, in fünf Kapiteln die Bedeutung von Innovationen, neue und traditionelle Geschäftsmodelle, das Management "immaterieller Werte", die Wechselwirkungen zwischen Unternehmensstrategie und Finanzmärkten sowie aktuelle Herausforderungen durch Globalisierung und Deregulierung.

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