In diesen Aufsätzen, die durchweg systematisch konzipiert sind und die philosophische Perspektive durch die der Theologie, Rechtswissenschaft, Psychologie und Neurowissenschaft erweitern, analysiert Gottfried Seebaß verschiedene Handlungsformen, insbesondere das zweckrationale Handeln, das Handeln aus Fahrlässigkeit und das Handeln von Kollektiven. Er verteidigt die traditionelle Auffassung vom Primat des individuellen, bewußten und willensabhängigen Handelns. Zugleich entwickelt er ein Modell des willensbildenden praktischen Überlegens sowie ein Konzept des willensfundierten, nicht sanktionsgebundenen Sollens und Müssens. Handlungs- und Willensfreiheit werden auf den Gattungsbegriff der Hindernisfreiheit zurückgeführt. Dessen genauere Analyse erweist einerseits die vermeintliche Vereinbarkeit eines Determinismusglaubens mit bestehender Freiheit als Illusion und löst andererseits den Scheingegensatz von Freiheit und Gleichheit auf.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.2006Kein Handwerk der Freiheit ohne freie Handwerker
Habe ich eine Wahl? Oder habe ich keine? Gottfried Seebaß zeigt, wie wir handeln und rettet die Zukunft vor dem Zugriff der Deterministen
Zu den größten Rätseln der christlichen Theologie gehört die Frage, wie sich die Allmacht Gottes mit der Freiheit des Menschen vereinbaren lasse. Ist unter der Herrschaft eines allmächtigen Gottes das Schicksal eines jeden Menschen nicht bis ins kleinste vorherbestimmt? Wie aber kann dem Menschen dann sein Tun als Sünde oder verdienstliches Werk zugerechnet werden?
Im neuzeitlichen Europa verlor der Konflikt zwischen dem Glauben an die Determiniertheit der materiellen Welt und der Überzeugung von der menschlichen Freiheit zwar allmählich seine theologische Einkleidung, der Sache nach blieb er aber bestehen. Unter dem Einfluß der klassischen Physik wurde zwar allgemein angenommen, daß die Menschen in einer systemisch geschlossenen, kausal determinierten Welt lebten. Dies hinderte die praktische Philosophie der Neuzeit jedoch nicht daran, den Wert der Freiheit zu feiern und ihm zu einer geschichtlich beispiellosen Karriere zu verhelfen.
Auch heutzutage kann die Behauptung, daß nur deterministische Beschreibungen der Welt den Kriterien wissenschaftlicher Seriosität genügen, auf breite Zustimmung rechnen. Die publizistische Aufmerksamkeit, welche Neurowissenschaftlern gezollt wird, die mit großer Geste, aber auf schmaler Tatsachengrundlage die menschliche Willensfreiheit als Illusion abtun, läßt sich nur dadurch erklären, daß es diesen Forschern gelingt, eine gewissermaßen vortheoretische Überzeugungsschicht des Publikums anzusprechen. Dessenungeachtet ist aber nach wie vor fast niemand dazu bereit, unsere traditionellen Vorstellungen von Verantwortung, Moral und Recht über Bord zu werfen.
Aber müßte man dies überhaupt? Sind Determinismus und Freiheit wirklich unvereinbar? Oder läßt sich eine kompatibilistische Position formulieren, die es uns gestattet, guten Gewissens beides auf einmal zu sein: Deterministen und Freiheitsfreunde? Eine solche Auffassung hat vor einigen Jahren Peter Bieri in seinem Bestseller "Das Handwerk der Freiheit" zu begründen versucht. Mit dem Konstanzer Philosophieprofessor Gottfried Seebaß meldet sich nun ein Kritiker zu Wort. Das Studium seines angenehm unaufgeregten, jedem Effekt und jeder steilen These abholden, durch und durch seriösen Buchs über "Handlung und Freiheit" ist zwar weniger prickelnd, aber keineswegs weniger lehrreich als die Lektüre Bieris.
Seebaß fällt ein vernichtendes Urteil über jede Art von Kompatibilismus. Dieser sei ein "intellektueller Salto mortale, der mehr von Wunschdenken als von Einsicht getragen ist". An unserem Selbstverständnis als sinnvoll überlegende, wertende und zurechenbar agierende Personen könnten wir nur festhalten, wenn wir die Zukunft nicht als gänzlich vorherbestimmt dächten. Freiheit und Indeterminismus gehörten untrennbar zusammen.
Seebaß' Begründung ist eingängig. Um Handlungen einzelnen Personen zuzurechnen, also sinnvoll davon zu sprechen, daß sie es seien, die gehandelt hätten, und nicht das Fatum oder der Zufall, müsse vorausgesetzt werden, daß sie das Geschehen aktiv beeinflussen könnten. Es müsse also zumindest partiell von den handelnden Personen abhängen, was geschehe. Dazu wiederum müßten sie zwischen verschiedenen Handlungsoptionen wählen können. "Es muß eine gewisse Menge, wenigstens aber eine offene Alternative neben der faktisch verwirklichten geben." Nur jemand, der "in der berechtigten Überzeugung leben kann, daß ein signifikanter Teil dessen, was geschieht, willentlich von ihm beeinflußt wird und von ihm abhängt", verdiene es, als frei bezeichnet zu werden. Diese Überzeugung aber impliziere, "daß die relevanten Geschehensteile zuvor indeterminiert sind, die Zukunft also offen".
Bieri hat dieser Position vorgehalten, Freiheit unter Verneinung des Determinismus sei gleichbedeutend mit völliger Abwesenheit von Bedingtheit, dies aber sei eine absurde Anmaßung. Damit schüttet Bieri indes das Kind mit dem Bade aus. Daß wir "in dem, was wir tagtäglich wollen und tun, von zahllosen natürlichen und soziokulturellen Vorgaben abhängig und durch sie mitbestimmt" werden, weiß auch Seebaß. "Aber dies anzuerkennen heißt natürlich noch lange nicht, die Möglichkeit einer partiell eigenständigen, nicht völlig determinierten Willensbildung in Abrede zu stellen, geschweige denn das Willensfreiheitsproblem als solches für überholt zu halten."
Seebaß sieht freilich auch, daß der Kompatibilist sich mit dem Scheitern seines Frontalangriffs auf die indeterministische Position noch nicht endgültig geschlagen zu geben braucht. Würde dem Kompatibilisten nicht bereits der Nachweis genügen, "daß der reale Gang der Dinge, mag er objektiv auch alternativlos sein, genau derjenige ist, durch den sich die Person in ihrem Wesen entfaltet", so daß sie durch ihn auch nicht in ihrer Freiheit beeinträchtigt sein kann? Dann müßte man allerdings ein Kriterium angeben können, das jenes der Fähigkeit von Personen, selbständig zu Verhaltensalternativen Stellung zu nehmen, in überzeugender Weise zu ersetzen vermag.
Wie Seebaß zeigt, kann dieses Kriterium allenfalls in der Güte des eingetretenen Zustandes bestehen. Doch was hat die Frage der Güte mit der Frage der Freiheit zu tun? "Selbst wenn es verbindliche objektive Gütekriterien gäbe oder die subjektive Einschätzung untrüglich wäre, würde man doch nur sagen können, daß diejenigen Personen, die determiniert sind, etwas zu wollen, das für sie gut ist, ontologisch sozusagen Glück gehabt haben und die anderen Determinierten Pech. Aber zu sagen, daß die einen - wegen dieser Differenz - frei sind und die anderen unfrei, wäre grotesk."
Die bislang letzte Rückzugsposition der Kompatibilisten bildet die Berufung auf die prägende Kraft der eigenen Lebensgeschichte, die aus dem Prozeß der Charakterbildung vertraut ist. Harry Frankfurt hat nachzuweisen versucht, daß eine Verfestigung unseres Willens, die aus der sukzessiven, reflektierenden Selbsterfahrung und nachfolgenden Identifizierung mit Teilen des eigenen Wollens hervorgeht, keinen Gegensatz zu recht verstandener persönlicher Freiheit bilde, sondern vielmehr deren Voraussetzung und vollkommensten Ausdruck.
Daran anknüpfend hat Bieri den Prozeß der Selbstvergewisserung und persönlichen "Aneignung des Willens" trotz dessen unterstellter kausaler Determiniertheit mit der Metapher vom "Handwerk der Freiheit" belegt, dessen Ausübung dazu befähige, sich die je eigene Freiheit des Willens fortschreitend zu erarbeiten. "Doch solch geblümte Rhetorik ist kein Ersatz für begriffliche Arbeit", so Seebaß' harsche Replik. Wirklich zu wählen und zu entscheiden gibt es in einem deterministischen Szenario nun einmal nicht, auch nicht zu einem frühen Zeitpunkt. "Was also kann der Rekurs auf eine noch so lange und reichhaltige Lebensgeschichte nützen?" In der entscheidenden Hinsicht, jener der Freiheit, bleibt er letztlich bedeutungslos. Wie man es auch dreht und wendet, "nichts führt am Kriterium der aktiven, selbständigen Stellungnahme freier Personen zu Alternativen vorbei, die ontologisch offen sind und ein konkretes Anderskönnen ermöglichen".
Angesichts dieses Befundes gibt es, wie Seebaß resümiert, nur einen intellektuell redlichen Weg, die Überzeugung von der umfassenden Determiniertheit der Erfahrungswelt mit dem Bekenntnis zur Freiheit im Handeln und Wollen in Einklang zu bringen. Dies sei der Schritt in die Metaphysik, wie ihn Kant und Schopenhauer mit ihrer Postulierung eines intelligiblen Selbst vollzogen hätten. "Nur wer bereit ist, sich auf metaphysische Ansätze wie diese einzulassen, hat als Determinist eine Chance, sinnvoll und ehrlich von Freiheit zu reden, also ohne eigenmächtige Wortverdrehungen, Verbalkosmetik oder quasi-aktivistische Augenwischerei."
Wem dieser Preis zu hoch ist, hat nur eine Alternative: Er möge sich entweder zum Indeterminismus und zur Metaphysik der Freiheit bekehren oder sich in Szenarien eines der Präventionslogik verpflichteten Erziehungsund Überwachungsstaates ergehen.
MICHAEL PAWLIK.
Gottfried Seebaß: "Handlung und Freiheit". Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 2006. 411 S., br., 49,- [Euro].
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Habe ich eine Wahl? Oder habe ich keine? Gottfried Seebaß zeigt, wie wir handeln und rettet die Zukunft vor dem Zugriff der Deterministen
Zu den größten Rätseln der christlichen Theologie gehört die Frage, wie sich die Allmacht Gottes mit der Freiheit des Menschen vereinbaren lasse. Ist unter der Herrschaft eines allmächtigen Gottes das Schicksal eines jeden Menschen nicht bis ins kleinste vorherbestimmt? Wie aber kann dem Menschen dann sein Tun als Sünde oder verdienstliches Werk zugerechnet werden?
Im neuzeitlichen Europa verlor der Konflikt zwischen dem Glauben an die Determiniertheit der materiellen Welt und der Überzeugung von der menschlichen Freiheit zwar allmählich seine theologische Einkleidung, der Sache nach blieb er aber bestehen. Unter dem Einfluß der klassischen Physik wurde zwar allgemein angenommen, daß die Menschen in einer systemisch geschlossenen, kausal determinierten Welt lebten. Dies hinderte die praktische Philosophie der Neuzeit jedoch nicht daran, den Wert der Freiheit zu feiern und ihm zu einer geschichtlich beispiellosen Karriere zu verhelfen.
Auch heutzutage kann die Behauptung, daß nur deterministische Beschreibungen der Welt den Kriterien wissenschaftlicher Seriosität genügen, auf breite Zustimmung rechnen. Die publizistische Aufmerksamkeit, welche Neurowissenschaftlern gezollt wird, die mit großer Geste, aber auf schmaler Tatsachengrundlage die menschliche Willensfreiheit als Illusion abtun, läßt sich nur dadurch erklären, daß es diesen Forschern gelingt, eine gewissermaßen vortheoretische Überzeugungsschicht des Publikums anzusprechen. Dessenungeachtet ist aber nach wie vor fast niemand dazu bereit, unsere traditionellen Vorstellungen von Verantwortung, Moral und Recht über Bord zu werfen.
Aber müßte man dies überhaupt? Sind Determinismus und Freiheit wirklich unvereinbar? Oder läßt sich eine kompatibilistische Position formulieren, die es uns gestattet, guten Gewissens beides auf einmal zu sein: Deterministen und Freiheitsfreunde? Eine solche Auffassung hat vor einigen Jahren Peter Bieri in seinem Bestseller "Das Handwerk der Freiheit" zu begründen versucht. Mit dem Konstanzer Philosophieprofessor Gottfried Seebaß meldet sich nun ein Kritiker zu Wort. Das Studium seines angenehm unaufgeregten, jedem Effekt und jeder steilen These abholden, durch und durch seriösen Buchs über "Handlung und Freiheit" ist zwar weniger prickelnd, aber keineswegs weniger lehrreich als die Lektüre Bieris.
Seebaß fällt ein vernichtendes Urteil über jede Art von Kompatibilismus. Dieser sei ein "intellektueller Salto mortale, der mehr von Wunschdenken als von Einsicht getragen ist". An unserem Selbstverständnis als sinnvoll überlegende, wertende und zurechenbar agierende Personen könnten wir nur festhalten, wenn wir die Zukunft nicht als gänzlich vorherbestimmt dächten. Freiheit und Indeterminismus gehörten untrennbar zusammen.
Seebaß' Begründung ist eingängig. Um Handlungen einzelnen Personen zuzurechnen, also sinnvoll davon zu sprechen, daß sie es seien, die gehandelt hätten, und nicht das Fatum oder der Zufall, müsse vorausgesetzt werden, daß sie das Geschehen aktiv beeinflussen könnten. Es müsse also zumindest partiell von den handelnden Personen abhängen, was geschehe. Dazu wiederum müßten sie zwischen verschiedenen Handlungsoptionen wählen können. "Es muß eine gewisse Menge, wenigstens aber eine offene Alternative neben der faktisch verwirklichten geben." Nur jemand, der "in der berechtigten Überzeugung leben kann, daß ein signifikanter Teil dessen, was geschieht, willentlich von ihm beeinflußt wird und von ihm abhängt", verdiene es, als frei bezeichnet zu werden. Diese Überzeugung aber impliziere, "daß die relevanten Geschehensteile zuvor indeterminiert sind, die Zukunft also offen".
Bieri hat dieser Position vorgehalten, Freiheit unter Verneinung des Determinismus sei gleichbedeutend mit völliger Abwesenheit von Bedingtheit, dies aber sei eine absurde Anmaßung. Damit schüttet Bieri indes das Kind mit dem Bade aus. Daß wir "in dem, was wir tagtäglich wollen und tun, von zahllosen natürlichen und soziokulturellen Vorgaben abhängig und durch sie mitbestimmt" werden, weiß auch Seebaß. "Aber dies anzuerkennen heißt natürlich noch lange nicht, die Möglichkeit einer partiell eigenständigen, nicht völlig determinierten Willensbildung in Abrede zu stellen, geschweige denn das Willensfreiheitsproblem als solches für überholt zu halten."
Seebaß sieht freilich auch, daß der Kompatibilist sich mit dem Scheitern seines Frontalangriffs auf die indeterministische Position noch nicht endgültig geschlagen zu geben braucht. Würde dem Kompatibilisten nicht bereits der Nachweis genügen, "daß der reale Gang der Dinge, mag er objektiv auch alternativlos sein, genau derjenige ist, durch den sich die Person in ihrem Wesen entfaltet", so daß sie durch ihn auch nicht in ihrer Freiheit beeinträchtigt sein kann? Dann müßte man allerdings ein Kriterium angeben können, das jenes der Fähigkeit von Personen, selbständig zu Verhaltensalternativen Stellung zu nehmen, in überzeugender Weise zu ersetzen vermag.
Wie Seebaß zeigt, kann dieses Kriterium allenfalls in der Güte des eingetretenen Zustandes bestehen. Doch was hat die Frage der Güte mit der Frage der Freiheit zu tun? "Selbst wenn es verbindliche objektive Gütekriterien gäbe oder die subjektive Einschätzung untrüglich wäre, würde man doch nur sagen können, daß diejenigen Personen, die determiniert sind, etwas zu wollen, das für sie gut ist, ontologisch sozusagen Glück gehabt haben und die anderen Determinierten Pech. Aber zu sagen, daß die einen - wegen dieser Differenz - frei sind und die anderen unfrei, wäre grotesk."
Die bislang letzte Rückzugsposition der Kompatibilisten bildet die Berufung auf die prägende Kraft der eigenen Lebensgeschichte, die aus dem Prozeß der Charakterbildung vertraut ist. Harry Frankfurt hat nachzuweisen versucht, daß eine Verfestigung unseres Willens, die aus der sukzessiven, reflektierenden Selbsterfahrung und nachfolgenden Identifizierung mit Teilen des eigenen Wollens hervorgeht, keinen Gegensatz zu recht verstandener persönlicher Freiheit bilde, sondern vielmehr deren Voraussetzung und vollkommensten Ausdruck.
Daran anknüpfend hat Bieri den Prozeß der Selbstvergewisserung und persönlichen "Aneignung des Willens" trotz dessen unterstellter kausaler Determiniertheit mit der Metapher vom "Handwerk der Freiheit" belegt, dessen Ausübung dazu befähige, sich die je eigene Freiheit des Willens fortschreitend zu erarbeiten. "Doch solch geblümte Rhetorik ist kein Ersatz für begriffliche Arbeit", so Seebaß' harsche Replik. Wirklich zu wählen und zu entscheiden gibt es in einem deterministischen Szenario nun einmal nicht, auch nicht zu einem frühen Zeitpunkt. "Was also kann der Rekurs auf eine noch so lange und reichhaltige Lebensgeschichte nützen?" In der entscheidenden Hinsicht, jener der Freiheit, bleibt er letztlich bedeutungslos. Wie man es auch dreht und wendet, "nichts führt am Kriterium der aktiven, selbständigen Stellungnahme freier Personen zu Alternativen vorbei, die ontologisch offen sind und ein konkretes Anderskönnen ermöglichen".
Angesichts dieses Befundes gibt es, wie Seebaß resümiert, nur einen intellektuell redlichen Weg, die Überzeugung von der umfassenden Determiniertheit der Erfahrungswelt mit dem Bekenntnis zur Freiheit im Handeln und Wollen in Einklang zu bringen. Dies sei der Schritt in die Metaphysik, wie ihn Kant und Schopenhauer mit ihrer Postulierung eines intelligiblen Selbst vollzogen hätten. "Nur wer bereit ist, sich auf metaphysische Ansätze wie diese einzulassen, hat als Determinist eine Chance, sinnvoll und ehrlich von Freiheit zu reden, also ohne eigenmächtige Wortverdrehungen, Verbalkosmetik oder quasi-aktivistische Augenwischerei."
Wem dieser Preis zu hoch ist, hat nur eine Alternative: Er möge sich entweder zum Indeterminismus und zur Metaphysik der Freiheit bekehren oder sich in Szenarien eines der Präventionslogik verpflichteten Erziehungsund Überwachungsstaates ergehen.
MICHAEL PAWLIK.
Gottfried Seebaß: "Handlung und Freiheit". Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 2006. 411 S., br., 49,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Als "unaufgeregt", "seriös" und überaus "lehrreich" würdigt Rezensent Michael Pawlik diesen Band des Konstanzer Philosophieprofessors Gottfried Seebaß zum Problem der Willensfreiheit, den er mit großer Zustimmung gelesen hat. In seiner sehr ins philosophische Detail gehenden Besprechung unterstreicht er Seebaß? Einspruch gegen die von Peter Bieri in seinem Bestseller "Das Handwerk der Freiheit" formulierte Position, Determinismus und Freiheit sind vereinbar. Ausführlich rekapituliert Pawlik die Auseinandersetzung Seebaß' mit Bieris Positionen. Die Argumentation des Autors scheint ihm dabei rundum überzeugend, gerade wo er Alternativen zu Bieri aufzeigt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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