Das Werk des in der Nähe von Düsseldorf geborenen Künstlers Hann Trier (1915–1999), einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Informel, wird primär mit seinen zahlreichen Leinwandbildern, Aquarellen, Druckgraphiken und den in den letzten Jahrzehnten geschaffenen Wand- und Deckengemälden in Verbindung gebracht. Weniger bekannt sind seine Gedichte, seine Faszination für das Spiel mit der Sprache, mit Wörtern und Zitaten sowie seine Vorliebe für Erzählungen, die inhaltlich wie gestalterisch bereits seit den frühen 1950er Jahren eine große Rolle für ihn gespielt haben. Das anlässlich des 100. Geburtstages des Künstlers von der »Kunststiftung Hann Trier« herausgegebene Buch widmet sich diesem bildnerisch-sprachlichen Phänomen. Wie Bilder und Worte in seinem Œuvre miteinander im Dialog stehen, wird in den bisher unveröffentlichten Zeugnissen ablesbar: den aus unterschiedlichsten Anlässen entstandenen Gedichten, der Bildserie ›Das gesteigerte Alphabet‹ (1991) und den »Tuschezeichnungen zur Poesie« aus den 1980er Jahren. In den Zeichnungen bildet sich über die Farbigkeit und Rhythmik des Schriftzuges eine gestische Struktur, die den Wortinhalt in den Hintergrund treten lässt und allein den kreativen Wahrnehmungsprozess dominiert: »Was es bedeutet, kann der Name nicht sagen.«