Hannah Arendt blieb für ihn die faszinierendste Interviewpartnerin, die er je hatte. Wie Günter Gaus ging es vielen Menschen, die der großen deutsch-jüdischen Philosophin begegneten. Die Faszination, die von dieser Frau und ihrem Werk ausgeht, ist ungebrochen. Sie war die engste philosophische Vertraute von Karl Jaspers und hatte eine leidenschaftliche Liebesaffäre mit Martin Heidegger. Vor den Nazis mußte sie 1933 nach Frankreich und dann in die USA fliehen. Für ihr Eichmann-Buch wurde sie vehement angefeindet, vor allem in Israel. Es ist inzwischen ein Klassiker wie ihre Arbeit zum Totalitarismus, deren Bedeutung erst heute richtig erkannt wird. Kurt Sontheimer ist einer der prominentesten deutschen Politikwissenschaftler. Er zeigt in diesem Buch, wie das außergewöhnliche Leben Hannah Arendts sie zu ihrem unabhängigen Denken geführt hat.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ursula Pia Jauch bespricht zwei neue Veröffentlichungen über Hannah Arendt. Kurt Sontheimers Buch nähert sich der Philosophin vor allem über ihre politischen Schriften, stellt die Rezensentin fest. Zuvor aber zeichne der Autor ihren lebensgeschichtlichen und wissenschaftlichen Weg in "gemächlichem Parlando" nach, wobei sich das vor allem als Erfolgsgeschichte einer "begabten Studentin" bis zur "Ikone der politischen Philosophie" lese, so Jauch. Hier ist auch schon berührt, was die Rezensentin am meisten an diesem Buch stört: Sontheimers Kommentare zu Positionen Arendts bleiben mitunter "reichlich farblos" und er hat sich vor allem aufs Verehren der Philosophin verlegt, beschwert sie sich. Dadurch ist ein allzu "geglättetes Buch" entstanden, das beispielsweise zu den Debatten zu Arendts Berichte über den Eichmann-Prozess wenig Erhellendes zu sagen hat, so Jauch unzufrieden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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