„Wer stets zögert, bevor er einen Schritt tut, wird sein ganzes Leben auf einem Bein verbringen“. – Chinesisches Sprichwort
Maria Housden erfährt 1993 kurz nach einer weiteren Fehlgeburt, dass ihre Tochter Hannah Krebs hat. Ihre kleine Tochter überrascht alle bis zu ihrem Tod in 1994 mit ihrem
Mut und ihrer Lebensfreude. Während Hannahs einjährigem Sterben wird ihre Mutter bewusst erneut…mehr„Wer stets zögert, bevor er einen Schritt tut, wird sein ganzes Leben auf einem Bein verbringen“. – Chinesisches Sprichwort
Maria Housden erfährt 1993 kurz nach einer weiteren Fehlgeburt, dass ihre Tochter Hannah Krebs hat. Ihre kleine Tochter überrascht alle bis zu ihrem Tod in 1994 mit ihrem Mut und ihrer Lebensfreude. Während Hannahs einjährigem Sterben wird ihre Mutter bewusst erneut schwanger und setzt sich mit ihrer neuen Schwangerschaft und dem gleichzeitigen Sterben ihrer jüngsten Tochter mit dem Leben und dem Tod auseinander.
„Man sollte das Leben nicht danach bewerten wie lang, sondern wie erfüllt man es gelebt hat“ schreibt sie kurz nachdem bei ihrer kleinen Tochter Krebs diagnostiziert wird. Aber ein dreijähriges Kind? Hat es erfüllt gelebt?
Maria Housden sucht Gründe für die Erkrankung ihrer Tochter.
Hat sie etwas versäumt, verkehrt gemacht?
„Sollten denn furchtbare Dinge nicht eigentlich nur furchtbaren Menschen zustoßen? Was habe ich, was hat dieses kleine Mädchen nur getan, um ein solches Schicksal zu verdienen?“
Und sie erkennt:
die Krankheit sucht keine „furchtbaren Menschen“, sie stößt erbarmungslos und wahllos zu, sucht nicht nach Moral, nach gutem Willen... ist einfach da, kommt durch die Hintertür.
Die kleine Hannah scheint zu ahnen, dass sie bald sterben wird.
Sie konfrontiert ihre Familie mit ihren Fragen, ihrem Krankheitsverlauf, mit dem Tod und ihre Mutter erkennt:
“Irgendwann einmal müssen wir alle sterben, ob wir nun darauf vorbereitet sind oder nicht.“
Inmitten der Traurigkeit über die Erkrankung ihrer Tochter spürt Maria, „dass es eine Freude gibt, die nichts mit Glück, lautem Gelächter und angestrengtem Grinsen zu tun hat, sondern mit Innehalten, mit tiefer Stille – eine Freude, die man einatmen und sich auf der Zunge zergehen lassen kann.“
Sie genießt die letzten Wochen mit ihrer jüngsten Tochter, atmet deren Weisheit, die dem Tod so nah ist, ein.
„Ich werde mal ein Schmetterling“, meint Hannah, als sie gerade tapfer eine weitere Chemotherapie, eine weitere Operation durchlebt.
Hannahs Mutter quält sich, weil sie befürchtet, dass ihre Tochter nach dem Tod im Niemandsland verschwindet. Wer soll sie begrüßen nach ihrem Sterben? Es gibt niemanden, der sie kannte und vor ihr starb.
Doch Hannahs älterer Bruder gibt Antwort: Seine Mutter hatte zwischenzeitlich einige Fehlgeburten: meine nicht geborenen Schwestern und Brüder werden Hannah nach ihrem Tod begleiten, meint ihr großer Bruder, der ihr Sterben hautnah erlebt.
Hannah stirbt kurz nach ihrem vierten Geburtstag nach der Geburt ihrer kleinen Schwester Madelaine.
Hannah liebte rote Schuhe und bestand darauf, dass sie ihre roten Sandalen bei den schmerzhaften Operationen tragen durfte, die sie eigentlich nur dem Tod näher brachten. Ihre kleine, kurz vor ihrem Tod geborene Schwester Madelaine trägt ihre roten Schuhe solange, „bis der Lack gebrochen, die Riemchen eingerissen und die Ansätze abgelaufen waren“.