Die rassenideologische Fundierung und Legitimation des NS-Staates stützte sich in überragender Weise auf die politische nordische Rassenlehre Hans F. K. Günthers (1891-1968), dessen Werk und Wirken den Inhalt vorliegender Arbeit darstellt. Die auf breiter quellenkritischer Basis geführte Untersuchung nimmt Günthers rassistisches und antisemitisches Schrifttum in den Blick und erläutert Ursprung und Wesen eines rassistischen Denkens, das in der Ausformung zum nordischen Rassismus seinen spezifischen Charakter einer auf die nordische Rasse als Kulturträger, Staatselite und reine Blutsquelle des deutschen Volkes zugeschnittenen politischen Rassenkunde erhielt. Günthers pseudowissenschaftliche Rassentheorie ist dabei eng mit eugenischen Konzepten gezielter Eingriffe in die biologische Substanz der Deutschen verknüpft, deren praktische Durchführung mit dem Machtantritt des Nationalsozialismus erfolgte. Günther erhielt 1930 an der Universität Jena die deutschlandweit erste Professur für Sozialanthropologie, was auch Anlaß gibt, auf die starke Vernetzung der völkischen Bewegung in Mitteldeutschland zu verweisen, in deren Beziehungsgeflecht Günther weitreichende Kontakte pflegte.