Hans Fallada (eigentl. Rudolf Ditzen, 1893-1947) wurde mit Romanen wie „Kleiner Mann - was nun?", „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst", „Jeder stirbt für sich allein“ und „Der eiserne Gustav" bekannt. Dabei hatte der weltberühmte Autor viele Gesichter: neben dem fleißigen Bestseller-Autor war er
auch liebevoller Vater und zeitweise Bürgermeister seiner Heimatstadt Feldberg, aber auch der…mehrHans Fallada (eigentl. Rudolf Ditzen, 1893-1947) wurde mit Romanen wie „Kleiner Mann - was nun?", „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst", „Jeder stirbt für sich allein“ und „Der eiserne Gustav" bekannt. Dabei hatte der weltberühmte Autor viele Gesichter: neben dem fleißigen Bestseller-Autor war er auch liebevoller Vater und zeitweise Bürgermeister seiner Heimatstadt Feldberg, aber auch der übermäßige Konsum von Zigaretten, Alkohol, Schlafmitteln und Morphium bestimmte viele seiner Lebensjahre.
Darüberhinaus fotografierte Hans Fallada viel und gerne: über Jahre hinweg hat er sein Alltagsleben, seine Familie, das Haus und den Garten mit der Kamera festgehalten. Ob sein Arbeitszimmer, ob Familienfeste oder der Ostsee-Urlaub, ob bei der Kartoffelernte, beim Schlachtfest oder beim Brennholzmachen - das alles waren für Fallada interessante Motive. Besonders das Heranwachsen seiner Söhne Uli und Achim sowie seiner Tochter Lore hält er immer wieder fest. Auch die malerische Natur seiner mecklenburgischen Umgebung hat er nicht nur beschrieben, sondern zu allen Jahreszeiten mit Begeisterung fo-tografiert.
Aus diesem reichen fotografischen Fundus hat der Aufbau Verlag nun einen bemerkens-werten Bild-Text-Band zusammengestellt. Neben den privaten Fotoaufnahmen des Schriftstellers, die größtenteils erstmals veröffentlicht werden, bringt die Ausgabe auch zahlreiche historische Bilddokumente wie Buchcover, Verlagsprospekte, Auszüge aus Tagebüchern, Filmprogrammhefte oder Zeitungsausschnitte.
Außerdem zeugen viele Abbildungen vom intensiven Kontakt Falladas mit seinen beiden Verlegern Ernst Rowohlt und Heinrich Maria Ledig-Rowohlt oder Schriftstellerkollegen wie Arnolt Bronnen.
Den privaten Fotos und historischen Bilddokumente zur Seite gestellt wird eine Auswahl aus dem reichen Korrespondenzwechsel des Schriftstellers. So findet der Leser hier Briefe Falladas an seine Eltern, an seine beiden Ehefrauen Anna und Ursula, seine Kinder sowie an die Verleger und Lektoren des Rowohlt Verlages. Auch zwei Beispiele des Briefwechsels mit Romain Rolland finden ihren Niederschlag. Ergänzt werden die Textpassagen durch Tagebuchaufzeichnungen seiner Mutter, Gerichts- und Krankenakten oder Auszügen aus Geschäftsbüchern.
In seinen Briefen äußerte sich Fallada recht unterschiedlich, so schreibt er liebenswürdig und detailreich an Frau und Kinder, dagegen verbindlich und mitunter schroff an seine Verleger, windungsreich an die Nazi-Behörden und charmant plaudernd an seine Verehrer.
Fazit: Zum Verständnis der Schriftstellerpersönlichkeit Hans Fallada und seines Lebenswerks leistet diese außergewöhnliche Publikation einen wertvollen Beitrag. Nebenbei beleuchten der Briefwechsel, der vergnüglich zu lesen ist, und die zahlreichen Abbildungen auch die historische und künstlerische Epoche zwischen den beiden Weltkriegen.
Manfred Orlick