„… Soweit ich seine Wirkung auf mich beschreiben kann: Zuerst wirkte auf mich immer die unmittelbare Faszination durch das Kunstwerk, die Gewalt dieser realistischen Phantastik, die Wucht und die Traumtiefe der Bilder, alles vorgetragen in dieser einzigartig klaren Prosa. Dahinter steht der Mensch, der mit unerbittlichem Ernst seine Existenz, die des Menschen sieht, der die Ereignisse der Epoche voraussieht, steht das hellwache Gewissen, das religiöse Suchen. Es ist unfaßbar, wie sich die Schwäche dieses einsamen, kranken Menschen, der in einer schwindelnden Leere steht, zu einer ungeheuren Kraft verwandelt. Diese Schöpferkraft überwindet alles literarische und die Zeitkrankheit des ewigen Analysierens und es ist wohl das Verkehrteste, was in zahllosen Abhandlungen geschieht, dieses Werk, das von Kafka Geschaute zu zerreden, die Bilder zu analysieren, zu deuten, in Literatur zu verwandeln und das Religiöse überhaupt nicht zu spüren. Ich habe mich nie mit dieser Traumdeuterei abgegeben, und ich glaube es genügt, wenn man sich bei Kafka dem Grundgefühl der Geschichten anvertraut und die Bedeutung der Bilder erahnt.“ ( zu Franz Kafka) Kein anderer bildender Künstler, nicht nur Österreichs, hat sich so intensiv mit dem literarischen Werk von Franz Kafka auseinandergesetzt wie Hans Fronius. Über mehr als sechs Jahrzehnte hindurch – also fast die gesamte künstlerische Schaffenszeit – gestaltet Hans Fronius immer wieder in schubweiser Konzentration vor allem graphische Werkreihen zu den Texten Franz Kafkas. Es entsteht so ein Werkkomplex, der mehrere hundert graphische Blätter in den verschiedensten Techniken, aber auch einige Ölgemälde, umfaßt. Obwohl natürlich einzelne Texte von Franz Kafka, etwa „Amerika“ oder „Das Schloß“ die spezielle Aufmerksamkeit von Hans Fronius auf sich gezogen haben, ist doch in besonderer Weise hervorzuheben, da der Künstler Bildwerke zu allen literarischen Werken Franz Kafkas geschaffen hat. Die vorliegende Buchpublikation strebt in diesem Sinne auch nach Vollständigkeit und möchte im Sinne eines Werkverzeichnisses die gesamte Komplexität dieser künstlerischen Begegnung zwischen Hans Fronius und Franz Kafka dokumentieren. […] ( , Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich & Peter Assmann , oö. Landesgalerie im Vorwort) [Diese Publikation erscheint anläßlich der Ausstellung „Hans Fronius zu Franz Kafka – Bildwerke von 1926 bis 1988“ in Prag (Burg, Februar/März 1997), in Krumau (Egon-Schiele-Zentrum, Mai/Juni/Juli 1997), in Linz (Galerie im Stifterhaus, Oktober/November 1997), in Marburg (Universitätsmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte, März/April 1999).]