Hans Gerhard Creutzfeldt (1885-1964), Erstbeschreiber der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung und erster gewählter Rektor der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel nach dem Zweiten Weltkrieg, stand im Dritten Reich als Psychiater, Universitätsprofessor und Direktor einer psychiatrischen Universitätsklinik sowie als reaktivierter Marinearzt in einem komplexen Beziehungsgeflecht zu den Strukturen des nationalsozialistischen Systems. Creutzfeldts moralische Integrität in dieser Zeit und seine Opposition zum Nationalsozialismus waren nach dem Krieg unumstritten, wurden aber Ende des 20. Jahrhunderts in Frage gestellt. Die Analyse bislang nicht bekannter Quellen zu Creutzfeldts Handeln fügt dem heutigen Blick auf diese für die Neurowissenschaften in Deutschland wichtige Persönlichkeit neue Facetten hinzu.