Der Einfluss von Hans Haacke (geb. 1936) auf die Kunst der Gegenwart und der jüngsten Vergangenheit ist unübersehbar. Er war es, der vor anderen die heute mehr denn je aktuellen Themen der Verhältnisse zwischen Ökonomie und Ökologie, sozialer und kultureller Macht, wirtschaftlichen Interessen und Kunstmarkt, Politik und Geschichtsbild, kollektivem historischem Bewusstsein und individuellem Schicksal in die zeitgenössische Kunst eingeführt hat. Und er hat es verstanden, für diese komplexen gesellschaftlichen Fragen ebenso subtile wie eindringliche Formen zu entwickeln, die alle visuellen Medien souverän umfassen. Seine Erfahrung in den USA hat ihn als Künstler zu Deutschlands wichtigstem Verteidiger der Kultur als öffentlicher Aufgabe werden lassen. Der Katalog zur umfassenden Retrospektive in Berlin und Hamburg bietet erstmals in Deutschland einen repräsentativen Überblick über das Werk von Hans Haacke und spannt den Bogen von den zentralen Werken der Systemkunst der 1960er Jahre über die politische Concept Art der 1970er Jahre, die postkonzeptuellen Installationen der folgenden Zeit bis hin zu seinen Arbeiten in New York und Berlin. Der Künstler, der seit 1965 in New York lebt, hat in den vergangenen Jahren in Europa und den USA eine Reihe von aufsehenerregenden Arbeiten für künstlerische Projekte im öffentlichen Raum und an Orten der Kunst geschaffen. Kein künstlerisches Werk hat hierzulande eine so breite Diskussion über Kunst und Politik in den Medien und selbst im Parlament ausgelöst wie die Installation Der Bevölkerung (2000) im Berliner Reichstagsgebäude. 1993 erhielt Haacke für seine Einrichtung des Deutschen Pavillons auf der Biennale Venedig gemeinsam mit Nam June Paik den Goldenen Löwen. Der Katalog präsentiert etwa 80 Werke und zahlreiche Texte von Hans Haacke. Die Beiträge von Benjamin H. D. Buchloh, Rosalyn Deutsche und Walter Grasskamp beleuchten Haackes Œuvre zwischen 1959 und 2006 vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Kunstentwicklung.