Hans Henny Jahnn (1894–1959) gilt als der große Unbequeme der deutschsprachigen Literatur, der Grenzüberschreiter par excellence. Als der Schriftsteller, Orgelkonstrukteur, Baumeister und Hofbesitzer nach 1945 von seinem Exil auf der dänischen Insel Bornholm nach Deutschland zurückkehrte, glaubte er sich gerufen und erwartet. Aber weder für seine exzentrischen Schriften noch für seine ungewöhnlichen Forschungen – vom Orgelbau bis zu Hormonexperimenten – gab es hier Raum. Auf seiner ersten Reise durch das von Bomben zerstörte Land traf Jahnn im November 1946 in Hinterzarten auf einen jungen hochbegabten Musiker und Komponisten: Yngve Jan Trede, den Sohn seines Freundes, des Musikwissenschaftlers Hilmar Trede. In seinen Kompositionen glaubte Jahnn eigene ästhetische Grundeinsichten eingelöst zu finden – Einsichten, die seine Zeitgenossen stets bekämpft hatten.