Hans Kampfmeyer war von 1956 bis 1972 Planungsdezernent in Frankfurt am Main. In seine Amtszeit fallen spektakuläre und teilweise hoch umstrittene Projekte, die den heutigen Charakter Frankfurts wie selbstverständlich bestimmen. Dazu gehören beispielsweise der Bau der Nordweststadt, die Umstrukturierung des Westendes und die Planung des U-Bahn-Systems. Der Essayband analysiert aus heutiger Sicht die Impulse und Ergebnisse der Arbeit Kampfmeyers und ordnet seine Planungen in die Ideengeschichte des Städtebaus im 20. Jahrhundert ein. Damit liegt erstmals eine breitgefächerte Studie zur Interpretation der Stadtplanung der sechziger Jahre für die Stadt Frankfurt am Main vor.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.08.2000Rehabilitation eines "Buhmanns"
Buch über den umstrittenen Planungsdezernenten Kampffmeyer
ler. Er hat Frankfurt geprägt: im Guten wie im Schlechten. Unter seiner Ägide wurde der Bau der U-Bahn vorangetrieben, entstanden die Visionen von der Zeil als Fußgängerzone und der Aufwertung des Mains zur zentralen Lebensader der Stadt. Die Hochhaussiedlung "Frankfurter Berg" ist mit seinem Namen ebenso verbunden wie die Bürostadt Niederrad und die Nordweststadt, die er einmal als sein "sechstes Kind" bezeichnet hat. Von ihm stammen der heftig diskutierte "Fingerplan", der eine Verdichtung von Bürobauten entlang der Hauptverkehrsachsen in der Innenstadt vorsah, und der "Bankenplan", nach dem das Bankenviertel noch bis zur Mitte der achtziger Jahre wuchs.
Hans Kampffmeyer bestimmte von 1956 bis 1972 als Bau- und Planungsdezernent die Entwicklung der Stadt maßgeblich mit. Doch in Erinnerung geblieben ist der 1996 gestorbene SPD-Politiker vor allem durch seinen Plan, das Westend zum Erweiterungsgebiet für die City zu machen, der letztlich die Zerstörung dieses gründerzeitlichen Viertels zur Folge hatte. Es gelte, die Villen- und Blockbebauung "durch städtebaulich und architektonisch moderne Bürobauten abzulösen", propagierte Kampffmeyer schon 1964.
Einer von Kampffmeyers Nachfolgern, Martin Wentz (Planungsdezernent von 1989 bis Anfang dieses Jahres und seitdem Baudezernent), hat es sich zur Aufgabe gemacht, den vermeintlichen "Buhmann" teilweise zu rehabilitieren. Unter dem Strich und vor dem Hintergrund der Geisteshaltung der fünfziger und sechziger Jahre habe Kampffmeyer "Bedeutendes für Frankfurt geleistet", sagte Wentz gestern bei der Vorstellung eines von ihm herausgegebenen Buches über seinen Amtsvorgänger. Frankfurt als Banken- und Dienstleistungsmetropole sei ohne Kampffmeyer nicht vorstellbar. "Er zählt zu den Besten seiner Zeit."
Für den Kahlschlag im Westend sei der Planungsdezernent zu Unrecht als Alleinschuldiger gescholten worden, schreibt Wentz in dem Buch, denn die Schaffung neuer Hochhausstandorte sei damals Konsens in der Großen Koalition von CDU und SPD im Römer gewesen. Allerdings habe es der Dezernent anderen einfach gemacht, sich hinter ihm zu verstecken, denn bei der Realisierung seiner Westend-Pläne habe Kampffmeyer Grundstückseigentümern und Investoren vertrauliche Zusagen für Hochhausbauten gegeben, statt Planungsrecht und Öffentlichkeit zu schaffen. "Dies mußte der Spekulation mit Grundstücken Vorschub leisten."
Romana Schneider, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Architekturmuseum, wies auf den Generationskonflikt zwischen dem Planungsdezernenten und den meist jungen Streitern für die Erhaltung des Westends hin. "Für Kampffmeyer bedeuteten die Villen im Westend - diese Art von Lebensform - keinen Fortschritt." Der Konflikt sei daher programmiert gewesen, meint Schneider rückblickend.
Martin Wentz (Hg.): "Hans Kampffmeyer", Campus Verlag, 48 Mark.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Buch über den umstrittenen Planungsdezernenten Kampffmeyer
ler. Er hat Frankfurt geprägt: im Guten wie im Schlechten. Unter seiner Ägide wurde der Bau der U-Bahn vorangetrieben, entstanden die Visionen von der Zeil als Fußgängerzone und der Aufwertung des Mains zur zentralen Lebensader der Stadt. Die Hochhaussiedlung "Frankfurter Berg" ist mit seinem Namen ebenso verbunden wie die Bürostadt Niederrad und die Nordweststadt, die er einmal als sein "sechstes Kind" bezeichnet hat. Von ihm stammen der heftig diskutierte "Fingerplan", der eine Verdichtung von Bürobauten entlang der Hauptverkehrsachsen in der Innenstadt vorsah, und der "Bankenplan", nach dem das Bankenviertel noch bis zur Mitte der achtziger Jahre wuchs.
Hans Kampffmeyer bestimmte von 1956 bis 1972 als Bau- und Planungsdezernent die Entwicklung der Stadt maßgeblich mit. Doch in Erinnerung geblieben ist der 1996 gestorbene SPD-Politiker vor allem durch seinen Plan, das Westend zum Erweiterungsgebiet für die City zu machen, der letztlich die Zerstörung dieses gründerzeitlichen Viertels zur Folge hatte. Es gelte, die Villen- und Blockbebauung "durch städtebaulich und architektonisch moderne Bürobauten abzulösen", propagierte Kampffmeyer schon 1964.
Einer von Kampffmeyers Nachfolgern, Martin Wentz (Planungsdezernent von 1989 bis Anfang dieses Jahres und seitdem Baudezernent), hat es sich zur Aufgabe gemacht, den vermeintlichen "Buhmann" teilweise zu rehabilitieren. Unter dem Strich und vor dem Hintergrund der Geisteshaltung der fünfziger und sechziger Jahre habe Kampffmeyer "Bedeutendes für Frankfurt geleistet", sagte Wentz gestern bei der Vorstellung eines von ihm herausgegebenen Buches über seinen Amtsvorgänger. Frankfurt als Banken- und Dienstleistungsmetropole sei ohne Kampffmeyer nicht vorstellbar. "Er zählt zu den Besten seiner Zeit."
Für den Kahlschlag im Westend sei der Planungsdezernent zu Unrecht als Alleinschuldiger gescholten worden, schreibt Wentz in dem Buch, denn die Schaffung neuer Hochhausstandorte sei damals Konsens in der Großen Koalition von CDU und SPD im Römer gewesen. Allerdings habe es der Dezernent anderen einfach gemacht, sich hinter ihm zu verstecken, denn bei der Realisierung seiner Westend-Pläne habe Kampffmeyer Grundstückseigentümern und Investoren vertrauliche Zusagen für Hochhausbauten gegeben, statt Planungsrecht und Öffentlichkeit zu schaffen. "Dies mußte der Spekulation mit Grundstücken Vorschub leisten."
Romana Schneider, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Architekturmuseum, wies auf den Generationskonflikt zwischen dem Planungsdezernenten und den meist jungen Streitern für die Erhaltung des Westends hin. "Für Kampffmeyer bedeuteten die Villen im Westend - diese Art von Lebensform - keinen Fortschritt." Der Konflikt sei daher programmiert gewesen, meint Schneider rückblickend.
Martin Wentz (Hg.): "Hans Kampffmeyer", Campus Verlag, 48 Mark.
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