Hans Magnus Enzensberger greift immer wieder mit gezielten Provokationen ins öffentliche Leben ein. Ob Gruppe 47, Anti-Atombewegung, Studentenrebellion, ökologischer Aufbruch oder der hedonistische Zeitgeist der achtziger Jahre: Enzensberger ist präsent. Er spiegelt ein Stück deutscher Mentalitätsgeschichte wider. Keiner hat die Bundesrepublik so beredt verwünscht, aufgeklärt, mit ihrer Mittelmäßigkeit versöhnt und abermals verwünscht, wie Enzensberger.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Manfred Papst scheint ein recht konkretes Interesse an Laus Buch gehabt zu haben und zeigt sich in seiner Rezension leise enttäuscht: "Entlegenes fördert Lau nicht zutage, aus Briefwechseln teilt er kaum etwas mit, Gespräche mit dem Autor selbst, mit Freund und Feind scheint er nicht geführt zu haben." Schnell gehe Lau über Kindheit und Krieg hinweg, um erst in der Zeit ab 1955 ausführlicher zu werden, als Enzensberger mit seinen ersten Essays und Gedichten in Windeseile berühmt wurde. Detailliert zeichnet der Rezensent Laus Darstellung Enzensbergers in den fünfziger und sechziger Jahren nach, um dann, ab den siebziger Jahren, wieder auf Flüchtigkeit zu stoßen. Insgesamt findet er Laus Buch chronologisch und thematisch unausgeglichen - zu Enzensbergers editorischen Aktivitäten etwa sage Lau gar nichts. Auch die berühmt-berüchtigten Enzensberger-Essays aus den Neunzigern zum Golf- und zum Bosnienkrieg würden nur oberflächlich abgehandelt. "Einen Schluss hat Laus Buch nicht. Die Enden fransen aus."
© Perlentaucher Medien GmbH
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