Brasilien ist nichts für Anfänger
Bereits als Neunjähriger konnte sich Hans Noll begeistern für Reiseberichte und abenteuerliche Geschichten aus fernen Ländern. Darum ist es nicht verwunderlich, dass der Geologe dreißig Jahre in Brasilien lebt – in Belém, dem Einfallstor zum tropischen Regenwald,
wie es in der Buchbeschreibung heißt. Zurück in Deutschland, trifft sich Noll zwei Jahre lang…mehrBrasilien ist nichts für Anfänger
Bereits als Neunjähriger konnte sich Hans Noll begeistern für Reiseberichte und abenteuerliche Geschichten aus fernen Ländern. Darum ist es nicht verwunderlich, dass der Geologe dreißig Jahre in Brasilien lebt – in Belém, dem Einfallstor zum tropischen Regenwald, wie es in der Buchbeschreibung heißt. Zurück in Deutschland, trifft sich Noll zwei Jahre lang regelmäßig mit einem Mann, dem er viele seiner Erlebnisse, berufliche, private und auch ganz persönliche, erzählt. Ohne sich irgendwelche Notizen zu machen, bringt der Chronist das Gehörte zu Papier.
Der Schreibstil des Autors Franz Josef Brüseke ist nicht alltäglich, sondern sehr ungewöhnlich, abenteuerlich, originell und unglaublich unterhaltsam.
Neben Nolls Forschungsprojekt zum Goldbergbau in Amazonien und zur Verwendung von Quecksilber (und Zyankali) zur Goldgewinnung führt ihn seine Arbeit durch das ganze Land. Diese Reisen sind recht abenteuerlich. Es macht Spaß, die Orte, von denen ich zum Teil noch nie gehört habe, auf der Landkarte zu suchen. Doch es geht nicht nur um Goldsucher, sondern auch um Waffenschmuggel und illegalen Holzhandel. Brandrodungen, die den Regenwald, die grüne Lunge der Erde, bedrohen, sind zurzeit ein brisantes Weltthema, was dieses Buch zum jetzigen Zeitpunkt für mich besonders interessant macht.
Es sind manchmal nur ein paar kurze Sätze, die sehr viel beinhalten. So liebt Noll eher den Schatten als die Sonne, besonders genießt er den Schatten der Mangobäume – eine herrliche Vorstellung! Umso mehr erschrecke ich, wenn ich lese, dass ein 100 Jahre alter Mangobaum gefällt wird für umgerechnet 30 Euro!
Doch dieses Buch hat mehr zu bieten! So lernt Noll in einer Kneipe zum Beispiel den „Doktor“ kennen. Der erzählt gern und viel, liebt Wortspielereien und kann über seinen eigenen „Blödsinn“ herzhaft lachen. Der Chronist drückt es so aus: „Der Doktor brütet seine eigenwilligen Theorien aus.“ Jedenfalls fachsimpeln die beiden Männer gern und häufig miteinander.
Wer gern mal einen Krimi oder auch einen Liebesroman liest, aber noch interessierter daran ist, neben guter, humorvoller und kurzweiliger Unterhaltung so ganz nebenbei auch noch etwas zu lernen, dem empfehle ich gern „Hans Noll in Amazonien“. Ich zähle mich zu dieser Gruppe und habe mich sehr gut unterhalten.