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Eine Tochter, die nach der Beerdigung ihres Vaters entsetzt beobachtet, wie ihre Mutter die Familienfotos verbrennt. Ein Dozent für Philosophie, der überraschend den Anruf seines ihm unbekannten Halbbruders erhält. Eine Frau "in der Mitte des Lebens", die über verpaßte Chancen nachsinnt. Ein Sohn, der die ständigen Versuche seines Vaters, ihn auf die Probe zu stellen, mit einem vorgetäuschten Selbstmord beantwortet.
Familiendramen, Erinnerungen an nie erfüllte Wünsche, die Flüchtigkeit des Glücks – erzählt in einer höchst präzisen, ausgefeilten Sprache. In Ann Harlemans Geschichten geht es
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Produktbeschreibung
Eine Tochter, die nach der Beerdigung ihres Vaters entsetzt beobachtet, wie ihre Mutter die Familienfotos verbrennt. Ein Dozent für Philosophie, der überraschend den Anruf seines ihm unbekannten Halbbruders erhält. Eine Frau "in der Mitte des Lebens", die über verpaßte Chancen nachsinnt. Ein Sohn, der die ständigen Versuche seines Vaters, ihn auf die Probe zu stellen, mit einem vorgetäuschten Selbstmord beantwortet.

Familiendramen, Erinnerungen an nie erfüllte Wünsche, die Flüchtigkeit des Glücks – erzählt in einer höchst präzisen, ausgefeilten Sprache. In Ann Harlemans Geschichten geht es auf unaufdringliche Weise immer ums Ganze, die Figuren darin sind weder Helden noch Verlierer, sondern ganz normale Menschen, denen das Leben in den entscheidenden Momenten einiges abverlangt.
Autorenporträt
Harleman, Ann
Ann Harleman hat englische Sprache und Literatur studiert und lehrt heute als Dozentin an der Brown University und der Rhode Island School of Design. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in der Nähe von Boston. Für ihre Erzählungen erhielt sie zahlreiche Preise, u. a. den John Simmons und den Raymond Carver Award. 1996 erschien ihr Roman "Bitter Lake".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.07.2000

Lesetipp zum Wochenende
Ein zu großes Wort
Erzählerische Reflexionen zum Thema Glück von Ann Herleman
Auffällig und abschreckend an diesem Band ist der hässliche Umschlag: schreiend gelb mit rosarotem Schriftzug, der Titel schräg von unten nach oben gedruckt. Warum man „Happiness” als Titel wählte und nicht „Glück”, das weiß hoffentlich wenigstens die Lektorin. An der Übersetzerin kann es eigentlich nicht gelegen haben, denn die versteht ihr Handwerk – auch wenn sie darauf verzichtet, das sinnreiche Motto ins Deutsche zu übertragen (was hier gleich nachgeholt werden soll: „Wenn die Welt nur aus Schmerz und Verstand bestünde, wer würde sie dann wollen. ”)
Es lohnt sich jedoch sehr, das Buch zu öffnen und die bei uns unbekannte amerikanische Autorin Ann Herleman kennen zu lernen. Der Band enthält zehn Geschichten – zehn genaue und eindrucksvolle Momentaufnahmen, die vom Streben nach Glück erzählen. Menschen erinnern sich an die seltenen Augenblicke, in denen sie glücklich waren, oder es meinten zu sein. Fast immer gräbt sich das Gedächtnis dabei in längst vergangene Zeiten, und oft bleiben Zweifel, ob das damals wirklich das Glück war.
Eine kinderlose Frau denkt an den Augenblick, als ihr Nachbar seine elf Monate alte Tochter zum ersten Mal mitbrachte, und an die Liebe auf den ersten Blick zwischen ihrem Mann und der Kleinen. Inzwischen ist aus dem Kind ein junges Mädchen und das Verhältnis der beiden immer inniger geworden. Die Frau wartet auf den Augenblick der Wahrheit, fürchtet die Trennung und sinnt über vergangene Empfindungen nach. „Vielleicht ist glücklich ein zu großes Wort. Eine Kleinstadt in Minnesota; leben ist hier nicht aufregend. Zufrieden, vielleicht. Wir waren zufrieden, fühlten uns wohl beieinander und mit dem Leben, das wir führten. ”
Die Frage des Mr. Gujarati
Immer ist das Glück anderswo, verspricht die Welt draußen, außerhalb der Provinz all die Aufregung, die vermisst wird. Ein Mädchen reist mit seinem Großvater in die nächste Stadt, um Bücher zu kaufen. Auf der Bahnfahrt erzählt der alte Mann der Enkelin von seiner verstorbenen Frau, die nicht schön war, aber unvergleichliche Augen hatte, eben solche wie die Halbwüchsige. Aber die möchte nur hübsch wie alle anderen sein.
In der Titelgeschichte wird ein Philosophiedozent von seinem Volkshochschulkurs mit der Frage nach dem Glück gequält. Er soll nicht die großen Denker zitieren, nicht nur Definitionen, sondern Gebrauchsanweisungen fürs Leben geben. „Mr. Gujarati steht auf. ,Was ist mit Glück?‘ Sein Akzent schaukelt die Silben hin und her wie kleine Boote auf dem Wasser. ,Wie erreichen wir es, im Alltag glücklich zu sein? Glück ist das natürliche Ziel des Mannes. ‘ Er schaut auf den blauen Kopf von Mrs. Wentworth hinunter. ,Und der Frau. ‘” Der Lehrer reagiert panisch auf die persönlichen Fragen seiner Schüler und flüchtet in phänomenologische Tabellen. Es gilt zu beweisen, dass sich sowieso täuscht, wer meint glücklich zu sein.
Ann Herlemans Protagonisten sind ratlose Melancholiker, die sich fragen, ob ihr Leben in den richtigen Bahnen läuft, die über Fantasie verfügen und damit über die beste Voraussetzung für den Schmerz. Ein Mann stellt sich den Ehebruch seiner Frau vor, malt sich jedes Detail aus, ohne zu handeln oder aufzubegehren. Eine Frau träumt davon, dem eintönigen Eheleben mit ihrem jungen Geliebten zu entkommen, und tanzt am Ende nur selbstvergessen zu ihrer Lieblingsplatte, die auf volle Lautstärke gedreht ist.
Alles hätte anders kommen, das große Glück oder auch das große Unglück vom Leben Besitz ergreifen können, wenn nicht ängstliches Zögern die Menschen bestimmen würde. Sie scheuen das Risiko, denken sich vorher alle mögliche Entwicklungen aus. Und die kluge polnische Zugehfrau eines amerikanischen Austauschprofessors weiß genau, woher das kommt: „Die Probleme von Amerikanern scheinen immer mechanische Probleme zu sein. Autos, die nicht schließen, Züge, die Verspätung haben. Was wissen sie von Dingen, die von außen kommen, wie die Hand eines Riesen, die Fleisch und Knochen zermahlt?”
Die Helden und Heldinnen dieser Geschichten kennen solche Riesen zwar nicht mehr, aber sie fürchten ihre Existenz ebenso wie sie sie herbeisehnen. Irgendwo zwischen dieser Angst und Lust muss wohl das Glück liegen – in Amerika wie bei uns.
MANUELA REICHART
ANN HARLEMAN: Happiness. Erzählungen. Aus dem Amerikanischen von Dorothea Brinkmann. Arche Verlag, Zürich Hamburg 2000. 191 S. , 32 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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"Zehn genaue und eindrucksvolle Momentaufnahmen, die vom Streben nach Glück erzählen." (Manuela Reichart in der Süddeutschen Zeitung)