Mit kühner Fantastik und Fabulierkunst erzählt Japans größter zeitgenössischer Romancier in seinem Roman von zwei parallelen und wundersamen Reisen. In einem futuristisch brutalen Tokio der fernen Gegenwart tobt ein Datenkrieg zwischen dem 'System' der Kalkulatoren und einer Datenmafia, der 'Fabrik' der Semioten. Ein genialer und greiser Professor hat durch ein sicheres Codierverfahren im Unterbewusstsein allen Datendiebstahl unmöglich gemacht. Der Held und Ich-Erzähler in 'Hard-boiled Wonderland und Das Ende der Welt' überlebt die Bearbeitung seines Gehirns, aber nach einem Überfall auf das unterirdische Geheimlabor des Professors ist der implantierte 'Psychokern' wie eine Bombe im Hirn nicht mehr beherrschbar. 'Hard-boiled Wonderland und Das Ende der Welt' ist ein faszinierendes Leseabenteuer, rasant konstruiert zwischen den beiden Welten - einer realen an der Schwelle des Todes und einer anderen zeitlosen und zugleich seelenlosen.»Haruki Murakamis bester Roman« Hubert Winkels,DIE ZEIT
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
In das "Herzstück der Romanwelt" des Haruki Murakami glaubt Hubert Winkels geschaut zu haben - mit all ihren irrlichternden und gleichwohl "coolen" Helden und den "unheimlichen Sehnsuchtsschächten, in die sie immer wieder fallen". Um es kurz zu machen: Winkels hält diesen Roman für Murakamis "vielleicht bestes Buch". Natürlich ließe sich die Geschichte des Helden, der zwischen die Mühlsteine und Quellcodes zweier Systeme gerät, als klassische SF-Variation lesen, so Winkels. Aber Murakami wäre nicht der "kluge Erzähler", als den man ihn kennt, wenn er nicht eine zutiefst beunruhigende mythologische Ebene einziehen würde: Eine kunstvolle zweiteilige Romanstruktur läßt den Protagonisten zwischen zwei Welten oszillieren: einer verlockenden mit ihrer "aufgeblähten Fleischlichkeit" und einer Gegenwelt ohne Begehrlichkeiten und Erinnerungen und folglich ohne Willen. Als was dieser Roman zu lesen ist, als Antiutopie, als Einblick in die Ödwelt eines urbanen Konsumjunkies, dem man die "lustigen Wohlfühlgehäuse wegrasiert" hat - diese Entscheidung überlässt Winkels dem Leser. Für den "metaphysischen Analphabeten" freilich öffnet dieser Roman zumindest einen Einblick in die schillende "gnostische Tiefenstruktur" des japanischen Erzählers.
© Perlentaucher Medien GmbH
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