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Washington, D. C., 1968: Der junge schwarze Polizist Derek Strange fährt bei der Metropolitan Police mit seinem weißen Partner Streife, während sich die Atmosphäre in der Stadt immer weiter aufheizt: die Bürgerrechtsbewegung und der Marsch der Armen, die traumatisierten Rückkehrer aus Vietnam, Sex, Soul, Drogen, Morde, Unruhen und Rassismus. Inmitten dieser explosiven Gemengelage entspinnt sich ein tödliches Drama: Drei Weiße planen einen Banküberfall und ermorden einen Schwarzen, auch Dereks Bruder Dennis wird umgebracht - und in Memphis wird ein Attentat auf Martin Luther King verübt. Für…mehr

Produktbeschreibung
Washington, D. C., 1968: Der junge schwarze Polizist Derek Strange fährt bei der Metropolitan Police mit seinem weißen Partner Streife, während sich die Atmosphäre in der Stadt immer weiter aufheizt: die Bürgerrechtsbewegung und der Marsch der Armen, die traumatisierten Rückkehrer aus Vietnam, Sex, Soul, Drogen, Morde, Unruhen und Rassismus. Inmitten dieser explosiven Gemengelage entspinnt sich ein tödliches Drama: Drei Weiße planen einen Banküberfall und ermorden einen Schwarzen, auch Dereks Bruder Dennis wird umgebracht - und in Memphis wird ein Attentat auf Martin Luther King verübt. Für Derek Strange, seine Freunde und seine Feinde ist nichts wie zuvor. Wer ist gut, wer böse - und wem kann man noch vertrauen? Die alten Kategorien gelten nicht mehr, die Welt ist komplex geworden.Und die Revolution hat gerade erst begonnen ...
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Autorenporträt
George Pelecanos, geboren 1957 in Washington, D. C., als Sohn griechischer Einwanderer, ist Kriminalschriftsteller, Journalist und Drehbuchautor. Bekannt wurde er nicht zuletzt durch seine Arbeit für die HBOSerien The Wire und The Deuce.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Die Veröffentlichungsgeschichte der Hard-Boiled-Krimis um den Ermittler Derek Strange ist in Deutschland vorsichtig gesagt "unglücklich". Offenbar fehlte bisher die Motivation, sich des Werkes des vielfach ausgezeichneten Pelecanos wirklich anzunehmen. Wer die Lektüre von "Hard Revolution" beendet hat, ist dankbar, dass Ars Vivendi daran anscheinend etwas ändern möchte. Dieser Titel eignet sich hervorragend, um in den Kosmos der Geschichten um Derek Strange einzutauchen, wird doch hier eine Art Vorgeschichte zu den in der Gegenwart angesiedelten weiteren Bänden der Reihe erzählt. Der Roman startet im Jahr 1959 und endet 1968, im Zentrum stehen eigentlich ein Banküberfall und die Ermittlungen von Strange. Doch gibt es weitere Figuren in diesem Text, zu denen auch die Stadt Washington D. C. selbst gehört. Die eingehende Beschreibung der Atmosphäre, der Orte und Ecken dieser Metropole spielt für die Stimmung des Textes eine entscheidende Rolle und fasziniert auch in der deutschen Übersetzung. Nicht umsonst taucht auch die Ermordung Martin Luther Kings auf, wird doch der Konflikt um Rassendiskriminierung im Verlauf der Derek-Strange-Reihe immer wieder thematisiert. Bleibt zu hoffen, dass auch die restlichen Bücher bald wieder komplett auf Deutsch verfügbar sind.

© BÜCHERmagazin, Carsten Tergast (ct)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.08.2017

Die Lage des Landes vor dem Knall
George Pelecanos fängt in "Hard Revolution" die Stimmung von 1968 ein

Nachdem Martin Luther King am 4. April 1968 ermordet wurde, zog der Aktivist Stokely Carmichael mit einigen Anhängern durch die von Afroamerikanern bewohnten Viertel Washingtons. Die Absicht der Demonstranten war es, Ladenbesitzer davon zu überzeugen, ihre Geschäfte aus Respekt vor King zu schließen. Bald jedoch liefen die Dinge aus dem Ruder, Scheiben wurden eingeschlagen, Gebäude geplündert und angezündet. Immer mehr Protestler kamen zusammen, sie überrannten die Polizei und konnten nur vom Militär gestoppt werden. Zwölf Menschen starben, mehr als eintausend wurden verletzt, gut sechstausend festgenommen.

Dieser Aufstand ist der Fluchtpunkt in George Pelecanos' Roman "Hard Revolution". Unbeirrbar läuft die Handlung auf den großen Knall zu, den viele Figuren für nötig halten, weil sich Amerika erst dann ändern könne, "wenn es mit dem Peitschen von Schüssen, dem Anblick von Blut und dem Geruch von Asche konfrontiert werden würde". Der Protagonist Derek Strange steht dabei zwischen den Fronten. Als junger Polizist muss er gegen die Randalierer vorgehen, als schwarzer Bürger kann er ihre Motive gut nachvollziehen. Achtzig Prozent seiner Kollegen sind weiß, knapp siebzig Prozent der Bevölkerung Washingtons sind schwarz, und weder die einen noch die anderen können etwas mit einem afroamerikanischen Polizisten anfangen.

Im Original ist "Hard Revolution" bereits 2004 als Prequel zu drei Romanen erschienen, in denen wir Strange als sympathischen Privatdetektiv kennengelernt haben. Er setzt auf Fairness, liebt Soul-Musik und verfügt über tugendhafte Vorstellungen, die, wenn es dumm läuft, tugendfreie Taten zur Folge haben. Wie er zu dem werden konnte, der er ist, wird uns nun erklärt. Die ersten achtzig Seiten spielen im Jahr 1959 und handeln unter anderem davon, dass der jugendliche Derek Strange einen Ladendiebstahl begeht. Er wird vom Lagerleiter erwischt, der wiederum viel Gutes im Täter entdeckt, ihn mit pädagogischen Floskeln zukleistert und heimschickt. Während Strange die Moral der Geschichte erkennt und groben Unfug fortan unterlässt, fragen wir uns, wann Pelecanos seinem nicht nur in diesem Buch auftauchenden Faible für Küchenpsychologie das letzte Geleit geben wird.

Von solchen Ausrutschern abgesehen, ist "Hard Revolution" ein im besten Sinne starkes Stück. Pelecanos illustriert die Graustufen einer in Schwarzweiß denkenden Gesellschaft und wartet mit fein ausgearbeiteten Figuren auf, deren Leben vor und bei den Unruhen ins Straucheln gerät. Stoische Ermittler und miese Rassisten, ultrabrutale Killer und müde Vietnam-Veteranen, besorgte Mütter und stolze Väter: Sie alle werden von Pelecanos in Ruhe unters Mikroskop gelegt und mal durch einen Satz des Erzählers, mal mittels wörtlicher Rede prägnant charakterisiert. Im Laufe des Geschehens zieht der Autor das Tempo allerdings merklich an, um am Ende in den Stil eines auf die Schnelle abgefassten Lageberichts zu verfallen.

Obwohl der Plot mit dem Tumult seinen Höhepunkt erreicht, stellt sich bei der Lektüre das Gefühl ein, als sei hier der Weg das Ziel, als komme es nicht darauf an, wie genau das Finale ausfällt. Showdown, Auflösung, poetische Gerechtigkeit? Alles schön und gut, aber das, was der Roman am besten kann, entfaltet sich auf jeder Seite von neuem. Das Zauberwort heißt "Stimmung". Die detaillierten Schilderungen der mit Metzgereien, Textilreinigungen und Friseursalons gespickten Straßen, die Erwähnung von Zigaretten- und Jeansmarken, die exakt beschriebenen Autos - all das erzeugt eine Atmosphäre, welche die Zeit und die Stadt fast körperlich erfahrbar macht.

Hinzu kommen die im Original unverfälscht, in der deutschen Übersetzung leider linkisch klingenden Dialoge und die fortlaufend ins Spiel gebrachte Musik. Wenn sich der Bilderbuchrowdy Buzz mit Link Wrays muskulösem Song "Rumble" auf Gewaltorgien vorbereitet, ist das Kolorit der Szene perfekt. Im Deutschen verweist die Wurzel des Wortes "Stimmung" auf unsere "Stimme" und das Verb "stimmen", also auf den Bereich der Akustik. Eingedenk dieses Zusammenhangs von Stimmung und Tönen wurde der Roman in Amerika auch in einer limitierten Edition mit beigelegtem Soundtrack veröffentlicht, auf dem uns Künstler wie Otis Redding und Solomon Burke vor Ohren führen, wo in Sachen Soul und Rhythm and Blues der Hammer hängt. Dabei braucht es diese Zugabe überhaupt nicht. Pelecanos' Erzählerstimme ist Stimmungsgarant genug.

KAI SPANKE

George Pelecanos:

"Hard Revolution".

Kriminalroman.

Aus dem Amerikanischen von Gottfried Röckelein. Ars Vivendi Verlag,

Cadolzburg 2017.

420 S., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Der vielleicht beste lebende amerikanische Krimiautor.«