Harry has been burdened with a dark, dangerous and seemingly impossible task: that of locating and destroying Voldemort's remaining Horcruxes. Never has Harry felt so alone, or faced a future so full of shadows. But Harry must somehow find within himself the strength to complete the task he has been given. He must leave the warmth, safety , and companionship of The Burrow and follow without fear or hesitation the inexorable path laid out for him.
In this final, seventh instalment of the Harry Potter series, J.K. Rowling unveils in spectacular fashion the answers to the many questions that have been so eagerly awaited. The spellbinding, richly woven narrative, which plunges, twists and turns at a breathtaking pace, confirms the author as a mistress of storytelling, whose books will be read, reread and read again.
In this final, seventh instalment of the Harry Potter series, J.K. Rowling unveils in spectacular fashion the answers to the many questions that have been so eagerly awaited. The spellbinding, richly woven narrative, which plunges, twists and turns at a breathtaking pace, confirms the author as a mistress of storytelling, whose books will be read, reread and read again.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.07.2007Das Buch hört mit
Am Samstag, um 1.01 Uhr gab es die ersten Exemplare des neuen "Harry Potter"-Romans
Einmal war ich verliebt und flog zu ihr, um sie im Haus ihrer Eltern zu besuchen und von mir zu überzeugen, aus der Ferne versagten meine Mächte. Ihre Eltern, die noch Tito gesehen hatten, würde ich kaum beeindrucken können, aber auch die Tochter behandelte mich kühl.
Es dauerte, bis ich sie zum ersten Mal zärtlich erlebte, als nämlich eines Morgens der neue "Harry Potter" auf dem Küchentisch lag. Sie stieß einen kleinen Freudenschrei aus und streichelte das Amazon-Päckchen mit einem Ausdruck in den Augen, den ich an ihr noch nie gesehen hatte. Die nächsten Tage verbrachte sie mit dem Buch, während ich den Eltern, die mich als Sextouristen betrachteten, bei der Gartenarbeit half. Abends tat ich so, als würde ich mich für magische Welten interessieren, und bat meine Freundin, mir davon zu erzählen, wobei ich mich als ahnungslos erwies. "Oh Gott, du hast ja keinen Schimmer von Elfen und Magie!", stellte sie schließlich vorwurfsvoll fest, als handle es sich um weibliche Sexualität.
Ach, hätte ich mich doch in der Okklumentik geübt, der Lehre vom Verschluss des Geistes, als der Anruf des Redakteurs vom "Sonntagspropheten" kam, wie weit mein Englisch reiche und ob ich den neuen "Harry Potter" besprechen wolle, und zwar in den zwölf Stunden nach seinem Erscheinen (und ohne zu verraten, wer stirbt! Meine Mutter sagt, um Harry wäre es nicht schade, der könne "nicht mal richtig küssen"). Ein Mega-Muggel wie ich sollte in nur einer Nacht lernen, wofür Harry Potter sieben Jahre hatte? Auf meinen Cruciatus-Fluch reagierte der Redakteur mit dem Sectumsempra-Fluch, und ich musste mitansehen, wie meine Lippen Worte der Zusage formten. Und jetzt sitze ich hier und pauke meinen Potter. Dafür werde ich den Redakteur irgendwann, in einen Käfer verwandelt, in ein unzerbrechliches Glas einsperren. Sicher, eine Faninitiative wird "Harry Potter" wieder in 48 Stunden übersetzen, aber es sind fast 200 Beteiligte, und ich bin allein. Schon die Zusammenfassung der bisherigen Handlung auf Wikipedia liest sich wie der Loriot-Sketch mit Evelyn Hamann, bei dem sie den komplizierten Verlauf einer englischen Fernsehserie repetiert. "Peitschende Weide", "Heulende Hütte", "Verschwindekabinett", "Raum der Wünsche", "Todesser", "Inferi", "apparieren", "Squib", "Horkrux", ich hatte noch so viel zu lernen. Die einzigen Figuren, die mich sofort ansprachen, waren die Dementoren, Geschöpfe, die alle guten Erinnerungen aus einem saugten, bis man kein Lebensglück mehr empfand. Ich kenne diese Dementoren, man bekämpft sie mit Saunagängen und Lithium. Harry hört beim ersten Zusammentreffen mit ihnen den Todeskampf seiner Eltern und bricht ohnmächtig zusammen.
Auch ich spürte ihre gefährliche Nähe beim Anblick des Ziegelsteins, den ich da durcharbeiten sollte. Schon bei den ersten Seiten schwirrte mir der Kopf: "My Lord, Dawlish believes an entire party of Aurors will be used to transfer the boy . . . I have succeeded in placing an Imperius Curse upon Pius Thicknesse . . ."
So hilflos habe ich mich nicht mehr gefühlt, seit ich für eine Analysis-Prüfung in nur einer Nacht den Beweis des banachschen Fixpunktsatzes lernen sollte. "At these words a sudden wail sounded, a terrible, drawn-out cry of misery and pain." Verdammt, war das mein Schrei gewesen? Hörte das Buch mit? Ich musste vorsichtig sein.
Noch nie hat die Welt so sehnsüchtig auf den abschließenden Band einer Serie gewartet, davon hätte Uwe Johnson bei seinen "Jahrestagen" nur träumen können. Und das wegen so eines ödipalen Irrsinns! Ein Junge erfährt mit elf Jahren, also zum Beginn der Pubertät, dass er über "magische Fähigkeiten" verfügt (erwachende Libido nach der Latenzphase?), die er aber in der Welt seiner Stieffamilie nicht anwenden darf (Masturbationsverbot?), weil das Ministerium "magische Aktivitäten" bei unter 17-Jährigen streng verfolgt, wie eine Bande gedankenlesender katholischer Priester. Im Internat bei den anderen Jungen darf er "zaubern", und Harry erweist sich als hochbegabt bei einem "Ballspiel", bei dem man "auf einem Besen" reitet. Ein böser Zauberer hatte einst seine Eltern getötet, seine Mutter hat sich für ihn geopfert (die Erbschuld des ödipalen Helden?). Nach einem Blick in einen Zauberspiegel, dessen Name ein Anagramm von "Begehren" ist und in dem er ausgerechnet eine "Riesenschlange" sieht, hat Harry einen "Stein" in der "Tasche". Beim Anblick von Voldemorts Gesicht schmerzt Harrys "Narbe", er kann ihn aber niederringen und wird bewusstlos (der kleine Tod?). Bin ich noch zu retten? Das kommt davon, wenn man übermüdet Kinderbücher liest! Meine Tochter ist noch bei "Die Raupe Nimmersatt", und fast habe ich die Hoffnung, dass es so bleiben wird. Jemand hat mir von seiner Tochter erzählt, die beim Filmgucken ein Kissen bekam, um darin bei den grusligen Stellen ihr Gesicht zu verbergen. Sie machte erst am Ende des Films davon Gebrauch, als herauskam, dass Ron und Hermine sich liebten, das fand sie eklig.
Im zweiten Kapitel taucht endlich Harry auf, wir erleben, wie er zum ersten Mal in sechs Jahren vollständig seine Schultasche leert und dabei Müll, getrocknete Käferaugen und einzelne Socken findet. Gut beschrieben, genauso war es immer! Er liest einen Nachruf auf Lehrer Dumbledore und merkt, dass er ihn sich nie jung vorgestellt hat. Tatsächlich war es für uns immer ein Schock, wenn ein Lehrer im Poesiealbum mit seinem vollen Namen unterschrieb. Dass Lehrer ein Privatleben oder auch nur Vornamen hatten, überstieg unsere Vorstellungskraft und nahm ihnen etwas von ihrer Macht, fast hätte man Gefühle für sie empfinden können. Das hat Frau Rowling gut erkannt: der Entwicklungsprozess des Jugendlichen, in dessen Verlauf er lernt, dass die Erwachsenen, die ihm vorher wie unveränderliche Sagengestalten vorgekommen sind, wesentlich vielschichtiger sind. Vielleicht gilt das auch für die "Harry Potter"-Geschichte? Ich lese und lese und habe inzwischen genauso rote Augen wie der böse Voldemort. Um rechtzeitig an das Buch zu kommen, habe ich die letzte Nacht auf der Autobahn verbracht, schon da waren mir die Augen zugefallen, und ich hatte mich immer wieder auf der 3 3/4-Spur wiedergefunden, kurz vor dem Eintritt ins Jenseits. Hinten hatte ich den Umzug meiner Schwester geladen (den ich heute zwischen zwei Kapiteln noch ausladen muss, beim Gedanken daran schmerzen mich alle meine Narben . . .). Warum die Fahrzeuge hinter mir so einen erstaunlich großen Abstand hielten, wurde mir klar, als ich das kleine Licht auf der Armatur bemerkte, das mir schüchtern mitteilen wollte, dass meine Heckklappe offen war.
Seitdem sind zwölf Stunden vergangen, in denen ich meinen Horizont erweitert und "Harry Potter" von hinten aufgerollt habe. Vielleicht sollte ich meine Ex-Freundin anrufen und ihr sagen, dass ich jetzt alles über Magie weiß? Aber vielleicht war es ja gar nicht das, was sie an mir vermisst hat.
Jochen Schmidt
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Am Samstag, um 1.01 Uhr gab es die ersten Exemplare des neuen "Harry Potter"-Romans
Einmal war ich verliebt und flog zu ihr, um sie im Haus ihrer Eltern zu besuchen und von mir zu überzeugen, aus der Ferne versagten meine Mächte. Ihre Eltern, die noch Tito gesehen hatten, würde ich kaum beeindrucken können, aber auch die Tochter behandelte mich kühl.
Es dauerte, bis ich sie zum ersten Mal zärtlich erlebte, als nämlich eines Morgens der neue "Harry Potter" auf dem Küchentisch lag. Sie stieß einen kleinen Freudenschrei aus und streichelte das Amazon-Päckchen mit einem Ausdruck in den Augen, den ich an ihr noch nie gesehen hatte. Die nächsten Tage verbrachte sie mit dem Buch, während ich den Eltern, die mich als Sextouristen betrachteten, bei der Gartenarbeit half. Abends tat ich so, als würde ich mich für magische Welten interessieren, und bat meine Freundin, mir davon zu erzählen, wobei ich mich als ahnungslos erwies. "Oh Gott, du hast ja keinen Schimmer von Elfen und Magie!", stellte sie schließlich vorwurfsvoll fest, als handle es sich um weibliche Sexualität.
Ach, hätte ich mich doch in der Okklumentik geübt, der Lehre vom Verschluss des Geistes, als der Anruf des Redakteurs vom "Sonntagspropheten" kam, wie weit mein Englisch reiche und ob ich den neuen "Harry Potter" besprechen wolle, und zwar in den zwölf Stunden nach seinem Erscheinen (und ohne zu verraten, wer stirbt! Meine Mutter sagt, um Harry wäre es nicht schade, der könne "nicht mal richtig küssen"). Ein Mega-Muggel wie ich sollte in nur einer Nacht lernen, wofür Harry Potter sieben Jahre hatte? Auf meinen Cruciatus-Fluch reagierte der Redakteur mit dem Sectumsempra-Fluch, und ich musste mitansehen, wie meine Lippen Worte der Zusage formten. Und jetzt sitze ich hier und pauke meinen Potter. Dafür werde ich den Redakteur irgendwann, in einen Käfer verwandelt, in ein unzerbrechliches Glas einsperren. Sicher, eine Faninitiative wird "Harry Potter" wieder in 48 Stunden übersetzen, aber es sind fast 200 Beteiligte, und ich bin allein. Schon die Zusammenfassung der bisherigen Handlung auf Wikipedia liest sich wie der Loriot-Sketch mit Evelyn Hamann, bei dem sie den komplizierten Verlauf einer englischen Fernsehserie repetiert. "Peitschende Weide", "Heulende Hütte", "Verschwindekabinett", "Raum der Wünsche", "Todesser", "Inferi", "apparieren", "Squib", "Horkrux", ich hatte noch so viel zu lernen. Die einzigen Figuren, die mich sofort ansprachen, waren die Dementoren, Geschöpfe, die alle guten Erinnerungen aus einem saugten, bis man kein Lebensglück mehr empfand. Ich kenne diese Dementoren, man bekämpft sie mit Saunagängen und Lithium. Harry hört beim ersten Zusammentreffen mit ihnen den Todeskampf seiner Eltern und bricht ohnmächtig zusammen.
Auch ich spürte ihre gefährliche Nähe beim Anblick des Ziegelsteins, den ich da durcharbeiten sollte. Schon bei den ersten Seiten schwirrte mir der Kopf: "My Lord, Dawlish believes an entire party of Aurors will be used to transfer the boy . . . I have succeeded in placing an Imperius Curse upon Pius Thicknesse . . ."
So hilflos habe ich mich nicht mehr gefühlt, seit ich für eine Analysis-Prüfung in nur einer Nacht den Beweis des banachschen Fixpunktsatzes lernen sollte. "At these words a sudden wail sounded, a terrible, drawn-out cry of misery and pain." Verdammt, war das mein Schrei gewesen? Hörte das Buch mit? Ich musste vorsichtig sein.
Noch nie hat die Welt so sehnsüchtig auf den abschließenden Band einer Serie gewartet, davon hätte Uwe Johnson bei seinen "Jahrestagen" nur träumen können. Und das wegen so eines ödipalen Irrsinns! Ein Junge erfährt mit elf Jahren, also zum Beginn der Pubertät, dass er über "magische Fähigkeiten" verfügt (erwachende Libido nach der Latenzphase?), die er aber in der Welt seiner Stieffamilie nicht anwenden darf (Masturbationsverbot?), weil das Ministerium "magische Aktivitäten" bei unter 17-Jährigen streng verfolgt, wie eine Bande gedankenlesender katholischer Priester. Im Internat bei den anderen Jungen darf er "zaubern", und Harry erweist sich als hochbegabt bei einem "Ballspiel", bei dem man "auf einem Besen" reitet. Ein böser Zauberer hatte einst seine Eltern getötet, seine Mutter hat sich für ihn geopfert (die Erbschuld des ödipalen Helden?). Nach einem Blick in einen Zauberspiegel, dessen Name ein Anagramm von "Begehren" ist und in dem er ausgerechnet eine "Riesenschlange" sieht, hat Harry einen "Stein" in der "Tasche". Beim Anblick von Voldemorts Gesicht schmerzt Harrys "Narbe", er kann ihn aber niederringen und wird bewusstlos (der kleine Tod?). Bin ich noch zu retten? Das kommt davon, wenn man übermüdet Kinderbücher liest! Meine Tochter ist noch bei "Die Raupe Nimmersatt", und fast habe ich die Hoffnung, dass es so bleiben wird. Jemand hat mir von seiner Tochter erzählt, die beim Filmgucken ein Kissen bekam, um darin bei den grusligen Stellen ihr Gesicht zu verbergen. Sie machte erst am Ende des Films davon Gebrauch, als herauskam, dass Ron und Hermine sich liebten, das fand sie eklig.
Im zweiten Kapitel taucht endlich Harry auf, wir erleben, wie er zum ersten Mal in sechs Jahren vollständig seine Schultasche leert und dabei Müll, getrocknete Käferaugen und einzelne Socken findet. Gut beschrieben, genauso war es immer! Er liest einen Nachruf auf Lehrer Dumbledore und merkt, dass er ihn sich nie jung vorgestellt hat. Tatsächlich war es für uns immer ein Schock, wenn ein Lehrer im Poesiealbum mit seinem vollen Namen unterschrieb. Dass Lehrer ein Privatleben oder auch nur Vornamen hatten, überstieg unsere Vorstellungskraft und nahm ihnen etwas von ihrer Macht, fast hätte man Gefühle für sie empfinden können. Das hat Frau Rowling gut erkannt: der Entwicklungsprozess des Jugendlichen, in dessen Verlauf er lernt, dass die Erwachsenen, die ihm vorher wie unveränderliche Sagengestalten vorgekommen sind, wesentlich vielschichtiger sind. Vielleicht gilt das auch für die "Harry Potter"-Geschichte? Ich lese und lese und habe inzwischen genauso rote Augen wie der böse Voldemort. Um rechtzeitig an das Buch zu kommen, habe ich die letzte Nacht auf der Autobahn verbracht, schon da waren mir die Augen zugefallen, und ich hatte mich immer wieder auf der 3 3/4-Spur wiedergefunden, kurz vor dem Eintritt ins Jenseits. Hinten hatte ich den Umzug meiner Schwester geladen (den ich heute zwischen zwei Kapiteln noch ausladen muss, beim Gedanken daran schmerzen mich alle meine Narben . . .). Warum die Fahrzeuge hinter mir so einen erstaunlich großen Abstand hielten, wurde mir klar, als ich das kleine Licht auf der Armatur bemerkte, das mir schüchtern mitteilen wollte, dass meine Heckklappe offen war.
Seitdem sind zwölf Stunden vergangen, in denen ich meinen Horizont erweitert und "Harry Potter" von hinten aufgerollt habe. Vielleicht sollte ich meine Ex-Freundin anrufen und ihr sagen, dass ich jetzt alles über Magie weiß? Aber vielleicht war es ja gar nicht das, was sie an mir vermisst hat.
Jochen Schmidt
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main