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Harry has been burdened with a dark, dangerous and seemingly impossible task: that of locating and destroying Voldemort's remaining Horcruxes. Never has Harry felt so alone, or faced a future so full of shadows. But Harry must somehow find within himself the strength to complete the task he has been given. He must leave the warmth, safety , and companionship of The Burrow and follow without fear or hesitation the inexorable path laid out for him.
In this final, seventh instalment of the Harry Potter series, J.K. Rowling unveils in spectacular fashion the answers to the many questions that
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Produktbeschreibung
Harry has been burdened with a dark, dangerous and seemingly impossible task: that of locating and destroying Voldemort's remaining Horcruxes. Never has Harry felt so alone, or faced a future so full of shadows. But Harry must somehow find within himself the strength to complete the task he has been given. He must leave the warmth, safety , and companionship of The Burrow and follow without fear or hesitation the inexorable path laid out for him.

In this final, seventh instalment of the Harry Potter series, J.K. Rowling unveils in spectacular fashion the answers to the many questions that have been so eagerly awaited. The spellbinding, richly woven narrative, which plunges, twists and turns at a breathtaking pace, confirms the author as a mistress of storytelling, whose books will be read, reread and read again.
Autorenporträt
Joanne K. Rowling, geboren 1965, hatte schon als Kind den Wunsch, Schriftstellerin zu werden. 1983 studierte sie Französisch und Altphilologie. Während einer Zugfahrt erfand sie 1990 die Romanfigur Harry Potter.
1991 ging Rowling nach Portugal. In dieser Zeit arbeitete sie viel am ersten ihrer geplanten sieben Harry-Potter-Bücher. 1992 Heirat, die Ehe währte jedoch nur kurz - 1993 Geburt der Tochter Jessica.
Rowling ging nach Großbritannien zurück. Als allein erziehende Mutter lebte sie zunächst von Sozialhilfe. 1997 wurde "Harry Potter und der Stein der Weisen" veröffentlicht. Nur drei Tage danach ersteigerte der US-Verlag Scholastic überraschend die amerikanischen Rechte.
2000 verkaufte Rowling alle Vermarktungsrechte einschließlich der Filmrechte, behielt jedoch die Verlagsrechte sowie ein Mitspracherecht bei den Filmen.
2001 heiratete Rowling den Arzt Neil Murray mit dem sie 2 Kinder hat.
Inzwischen wurden ihre Harry-Potter-Romane in mehr als 60 Sprachen übersetzt.
2010 hat di

e Autorin in Odense (Dänemark) den ersten Hans-Christian-Andersen-Literaturpreis in Empfang genommen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.07.2007

Wenn nur alles in der Familie bleibt
Das Kinderbuch für ein nachkindliches Zeitalter – und ein Sieg der Klassengesellschaft: Der neue und letzte von sieben Bänden „Harry Potter”
Nun ist er also draußen, der jüngste und letzte der sieben Harry-Potter-Bände. Um den Schluss vor allem hat sich die Aufregung gedreht, um die Frage, wie die ungeheure Heptalogie nach ihrem langen Flug denn nun aufsetzen wird. Das war wohl unvermeidlich, denn nur so ließ sich der bittere Geschmack des Abschieds überwürzen; Neugier verhüllt die Trauer. Wenn man das Buch dann wirklich in einer Mammutsitzung am Samstag durchgelesen hat, so stellt man fest, was auch vorher zu wissen gewesen wäre: dass die Fantasy-Literatur, dieses bei aller kaleidoskopischen Variation so festgeprägte Genre, wirkliche Freiheit in der Führung des Plots nicht zulässt. Nicht jedes Ende kam in Frage, eigentlich nur ein einziges: dieses. Den wahren Geheimnisverrat, so steht zu fürchten, begeht der, der nach der Lektüre verkündet: Die Überraschung besteht darin, dass es keine gibt, und wenn ihr von einem Buch vor allem den Schluss wissen wollt, dann kauft euch lieber einen Krimi von Agatha Christie.
Nachdem jetzt alles ausgestanden ist, darf man doch einmal verschnaufen und eine andere Frage an dieses Werk richten: Wo kommt dieser gigantische Erfolg her? An der literarischen Leistung, an der Sprache von J. K. Rowling, kann es nicht liegen. Man braucht nicht sehr boshaft zu sein, um die These zu wagen: Eine eigene Sprache hat diese Autorin gar nicht. Was sie zu sagen hat, teilt sie nicht in, sondern durch Sprache mit. Man darf ihr ohne weiteres die Anekdote glauben, dass die ganze Geschichte bis in die Einzelheiten ihr auf einmal zufiel: Dies war der himmlische Gnadenakt, dessen sie teilhaftig wurde, und das Weitere lässt sich als bloße Ausarbeitung und Einkleidung eines Vorgängigen betrachten. Alle Erfindung bewegt sich bei ihr auf der rein sachlichen Ebene; und am meisten dort, wo die zauberische Macht ausdrücklich im Sprachlichen behaust sein soll: Die gern und reichlich zitierten Zauberformeln haben den Charme von Betriebsanleitungen, wobei nicht einmal das frei gehandhabte Latein ihnen zu einem Hauch von Grazie verhilft. Das Magische ist bei Rowling, obwohl ihr ganzes Werk das Gegenteil zu behaupten scheint, keine literarische Kategorie eigenen Rechts, sondern eine technische Spezialität.
Im siebten Band passiert viel, schätzungsweise so viel wie in den ersten sechs zusammen, und das ganze angesammelte Personal will mehr oder weniger gleichzeitig beschäftigt sein. Unter dieser Last ächzt Rowlings Verlautbarungsprosa gewaltig. Typische szenische Schilderungen gehen so vor sich: „Bellatrix kämpfte immer noch, fünfzig Yard von Voldemort entfernt, und wie ihr Herr duellierte sie sich mit dreien auf einmal: Hermine, Ginny und Luna, die alle so hart fochten wie sie konnten, aber Bellatrix war ihnen gewachsen, und Harrys Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als ein Todesfluch so dicht an Ginny vorbeischoss, dass sie dem Tod nur um einen Inch entging –” Das hat die Form des Drehbuchs; es will und kann nicht Literatur sein, sondern begnügt sich mit der knappen Handreichung für ein anderes Medium.
Der Erfolg der Potter-Serie kann auch nicht daran liegen, dass sie etwas Neues böte; denn selbst wo sie es tut, ist dafür gesorgt, dass überall die Anmutung des Alten bestimmend wirkt. Zunächst einmal natürlich des historisch Alten, wie es sich in der Architektur von Hogwarts ausspricht. Vor allem aber tritt einem in den Potter-Büchern etwas entgegen, was man von jeher zu kennen glaubt; sie schlagen eine Saite an wie ein einfaches Kinderlied, das man gar nicht in seiner Kindheit gehört haben muss, um doch sofort eine Art Heimweh zu empfinden.
An diesem Phänomen prallt der Vorwurf des Plagiats ab, den man gegen J. K. Rowling wiederholt erhoben hat, und nicht ohne Anlass. Wem entgingen die, vorsichtig gesagt, Anklänge an den „Herrn der Ringe” und den „Krieg der Sterne”? Und doch findet hier eine Synthese eigenen, vielleicht höheren Rechts statt. Diese Motive gehören im eigentlichen Sinn niemandem, in ihrer Wandelbarkeit wie ihrem Bestand gleichen sie dem Mythos, den jeder haben und nach seinem Bedürfnis modeln kann; das ausgesetzte Geschwisterpaar Hänsel und Gretel begeht keinen geistigen Diebstahl an dem ausgesetzten Moses.
Erschlaffung der Imagination
Es handelt sich um Konstellationen des Familienlebens; und deren Zahl muss klein bleiben, wenn man bedenkt, wie wenige Sterne mitwirken. Das verwundete, verlassene, verstoßene Kind kehrt zurück als König, Schöpfer oder Erlöser; und zu diesen herrlich gerechtfertigten Waisen im eigentlichen oder übertragenen Sinn gehört auch Harry Potter, dessen emblematischer Stirnzeichen beides verkündet, als Narbe und Krone der verletzten und geheilten Familie. Das mörderische Urgeschehen, an dem dennoch etwas gutgemacht werden kann: das musste in einer Ära der massenhaft scheiternden und dysfunktionalen Familien wie ein Blitz zu Herzen gehen.
In der gesamten riesenhaften Fantasy-Literatur, besonders aber in ihren drei großen, geschlossenen, gemeindebildenden Universen – „Star Wars”, „Herr der Ringe”, Harry Potter -, erkennt man unschwer die wuchernde Wiederkehr des Märchens. Woher aber die Wucherung? Nimmt man im erwachsenen Alter wieder einmal die Märchen der Gebrüder Grimm zur Hand, so wird man fast unweigerlich eine Enttäuschung erleben: Es steht dort gar nicht, woran man sich erinnert, es steht dort viel weniger. Es heißt einfach „ein dunkler Wald”, „eine Hexe”, und Schluss; alle die inständigen Bilder, die sie heraufbeschwören, waren eine Leistung der eigenen kindlichen Phantasie gewesen, man selbst hatte diesem dürrsten Gerüst zu Farbe und Tiefe verholfen. Wie kreativ wir damals waren, als wir bloß zu empfangen meinten!
Doch das kann man weder von den heutigen Kindern noch von der heutigen Zeit mehr verlangen. Um annähernd gleiche Wirkungen zu erzielen, braucht man viel stärkere Reize, was sich zunächst einmal in viel dickeren Büchern niederschlägt. Man sollte sich darum auch aus lesepädagogischer Sicht nicht allzusehr über die Bereitschaft zur Lektüre starkleibiger Bände freuen: Sie bezeugt zunächst einmal die eingetretene Erschlaffung der imaginativen Kräfte, so wie ja auch ein starkes Schlafmittel keineswegs auf den guten Schlaf des Benutzers schließen lässt. Harry Potter ist ein Kinderbuch für ein nachkindliches Zeitalter; darum lieben es auch die Erwachsenen. Es spiegelt den Zustand und trägt seinen Teil dazu bei, dass die Kinder immer früher immer klüger werden und die Erwachsenen sich dafür in die Kindheit und deren Vorvernunft zurückträumen.
Und man schaue sich an, wie diese barocke Vervielfachung der einfachen Glieder bewerkstelligt wird: stets und immer durch den „Quest”, das heißt aus der Koppelung der Welterlösung mit einer Schnitzeljagd. Ein einziger gralsartiger Gegenstand, handlich, schwer und kostbar, kann da gar nicht genügen. Was „Harry Potter and the Deathly Hallows” hier liefern, kann als bislang unüberbotener, absurder Höhepunkt der Gattung gelten. Hier haben ihren Auftritt: sechs Horkruxe, darunter ein Kelch, ein Siegelring, ein Medaillon, ein Diadem, eine Schlange (der sechste muss aus dramaturgischen Gründen verschwiegen werden); die titelgebenden drei „Deathly Hallows”, ein Stein, ein Zauberstab und ein Mantel; und dazu noch vier Erbstücke Dumbledores. Es kommt der Augenblick, wo Harry selbst nicht mehr weiß, ob er jetzt einem Hallow oder einem Horkrux hinterherhechten soll: ein Augenblick komischer Ratlosigkeit.
Und warum die Wiederkehr des Märchens? Dass es „immer da” war, stimmt ja gar nicht. Jede Buchhändlerin weiß, dass Kinderliteratur ein Nullsummenspiel ist und das kindliche Gesamtlesevolumen keineswegs zunimmt. Jede Potterlektüre entspricht also der Unterlassung einer anderen. Man fasst das Phänomen wohl am besten zusammen, indem man von einem Sieg Englands über Schweden spricht. In den siebziger Jahren und noch einige Zeit danach wurden die Charts von Astrid Lindgren angeführt. Auch Pipi Langstrumpf war ein funktionelles Waisenkind; aber nie vergoss sie eine Träne über die Abwesenheit ihres Vaters, des fernen „Negerkönigs”. Im Gegenteil, solche Elternlosigkeit machte sie zum Gegenstand von Neid und Bewunderung seitens ihrer Freunde und Leserinnen. Keine Familie haben – konnte es etwas Schöneres geben? Es war das Tor zur Freiheit; und Aufbruch, Befreiung war das gesellschaftliche Paradigma der Zeit.
Vergleicht man Harry Potter damit, so fällt auf, dass der Begriff der Freiheit hier nicht einmal gedacht wird. An seine Stelle tritt die Idee des Guten. Das Gute zwingt zur Entscheidung; aber diese Entscheidung ist niemals frei, denn als Alternative steht nur das Böse zur Wahl, mit dem es kein gutes Ende nehmen kann. Alles an diesem Guten ist Pflicht, Bewährung, Leiden, Kampf – und am Ende die Reproduktion der Ausgangslage, ein ewiger Zirkel, der das sozialdemokratisch gestimmte Zeitalter in tiefe Depression gestürzt hätte. Dass es aber so knüppeldick kommt, dass Rowling ihre Welt unter einer so hermetischen Käseglocke versiegelt, schluckt man nur mit großem Widerwillen. Das Buch hat einen Abgesang, in dem wir die überlebenden Hauptpersonen neunzehn Jahre später sehen, alle brav mit ihren Schätzen aus der Schulzeit verheiratet, und die Kinder wiederholen mit niederschmetternder Ausschließlichkeit die Namen der großelterlichen Generation, als gäbe in der Folge der Generationen nur die Abwechslung von gerade und ungerade, und auch die Kinder fahren wieder mit der roten Dampflok von Gleis 9 ¾ nach Hogwarts.
Zukunftsangst? Nach England!
Bei der Weltgeschichte kommt sowieso nichts heraus, höchstens was Schlechteres: Das ist das verzagte Credo jedes Konservatismus. Und jedes Zeitalter, das vor der Zukunft Angst hat, blickt zur Orientierung nach England, wo der Konservatismus so gut zu funktionieren scheint. Wer gehofft hat, dass die rigorose Klassengesellschaft in Rowlings Büchern durch den großen apokalyptischen Kampf wenigstens ein bisschen aufgemischt würde, sieht sich getäuscht; am Ende steht wieder das Gleichgewicht von Zauberern und Muggles, mit deutlichem Vorrang für die erste Gruppe; die emanzipatorischen Bestrebungen, die sich eine Zeitlang für die Unterschichten der Elfen und Kobolde (Goblins) erkennen ließen, scheitern. Der Adel muss sich widerstrebend in die Allianz mit der Bourgeoisie fügen, das ist der Preis, den sie beide zu zahlen haben, damit das Proletariat ausgeschlossen bleibt. Das Buch endet äußerlich um 1997 – ideologisch etwa zweihundert Jahre früher, in der Reifephase der Französischen Revolution.
Davon will das Buch nichts wissen. Geschichte heißt ihm ausschließlich Familiengeschichte; und diese wiederum ist identisch mit dem Skelett im Wandschrank und dem Dreck am Stecken. Aber das Verdrängte kehrt bekanntlich wieder, manchmal bloß in Kleinigkeiten. Man denke an die Zauberstäbe: die Liebe, mit der sie beschrieben sind, die vielen Hölzer, aus denen es zu wählen gilt, das persönliche Verhältnis zu ihrem Benutzer – nicht der Zauberer suche sich den Stab, sondern der Stab den Zauberer, heißt es: so sprechen Musiker von ihren Instrumenten. Und es fällt einem ein, dass früher die englischen Polizisten keine Pistolen trugen, sondern nur ihre „nightsticks”, die Schlagstöcke.
Die Zauberstäbe schienen eine hübsche Allegorie auf diesen kleinen, aber bezeichnenden zivilisatorischen Vorsprung der Insel vor den anderen Nationen. Im letzten Band aber geht ein Großeinsatz nunmehr so vonstatten: „Kommen Sie heraus mit erhobenen Händen! Wir wissen, dass Sie hier sind! Wir haben ein halbes Dutzend Zauberstäbe auf Sie gerichtet und werden jeden ohne Rücksicht verfluchen!” Das sind keine Flötentöne mehr, hier kommen halbautomatische Schusswaffen zum Einsatz. Aber immerhin, und das kann man nicht hoch genug veranschlagen: Bis zum allerletzten Augenblick geht von keinem der Helden ein Tötungsakt aus. BURKHARD MÜLLER
J. K. ROWLING: Harry Potter and the Deathly Hallows. Bloomsbury London, 608 Seiten, ab 14,90 Euro. Die deutsche Übersetzung erscheint am 27. Oktober im Carlsen-Verlag.
Die ganze Welt steht Schlange für ein Buch: Szenen (von links oben nach rechts unten) aus Neu Delhi, Lahore, Moskau, Peking, Kampala, Frankfurt und Teheran. Fotos: AFP (2), AP, dpa (2), ddp, Reuters
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.07.2007

Das Buch hört mit

Am Samstag, um 1.01 Uhr gab es die ersten Exemplare des neuen "Harry Potter"-Romans

Einmal war ich verliebt und flog zu ihr, um sie im Haus ihrer Eltern zu besuchen und von mir zu überzeugen, aus der Ferne versagten meine Mächte. Ihre Eltern, die noch Tito gesehen hatten, würde ich kaum beeindrucken können, aber auch die Tochter behandelte mich kühl.

Es dauerte, bis ich sie zum ersten Mal zärtlich erlebte, als nämlich eines Morgens der neue "Harry Potter" auf dem Küchentisch lag. Sie stieß einen kleinen Freudenschrei aus und streichelte das Amazon-Päckchen mit einem Ausdruck in den Augen, den ich an ihr noch nie gesehen hatte. Die nächsten Tage verbrachte sie mit dem Buch, während ich den Eltern, die mich als Sextouristen betrachteten, bei der Gartenarbeit half. Abends tat ich so, als würde ich mich für magische Welten interessieren, und bat meine Freundin, mir davon zu erzählen, wobei ich mich als ahnungslos erwies. "Oh Gott, du hast ja keinen Schimmer von Elfen und Magie!", stellte sie schließlich vorwurfsvoll fest, als handle es sich um weibliche Sexualität.

Ach, hätte ich mich doch in der Okklumentik geübt, der Lehre vom Verschluss des Geistes, als der Anruf des Redakteurs vom "Sonntagspropheten" kam, wie weit mein Englisch reiche und ob ich den neuen "Harry Potter" besprechen wolle, und zwar in den zwölf Stunden nach seinem Erscheinen (und ohne zu verraten, wer stirbt! Meine Mutter sagt, um Harry wäre es nicht schade, der könne "nicht mal richtig küssen"). Ein Mega-Muggel wie ich sollte in nur einer Nacht lernen, wofür Harry Potter sieben Jahre hatte? Auf meinen Cruciatus-Fluch reagierte der Redakteur mit dem Sectumsempra-Fluch, und ich musste mitansehen, wie meine Lippen Worte der Zusage formten. Und jetzt sitze ich hier und pauke meinen Potter. Dafür werde ich den Redakteur irgendwann, in einen Käfer verwandelt, in ein unzerbrechliches Glas einsperren. Sicher, eine Faninitiative wird "Harry Potter" wieder in 48 Stunden übersetzen, aber es sind fast 200 Beteiligte, und ich bin allein. Schon die Zusammenfassung der bisherigen Handlung auf Wikipedia liest sich wie der Loriot-Sketch mit Evelyn Hamann, bei dem sie den komplizierten Verlauf einer englischen Fernsehserie repetiert. "Peitschende Weide", "Heulende Hütte", "Verschwindekabinett", "Raum der Wünsche", "Todesser", "Inferi", "apparieren", "Squib", "Horkrux", ich hatte noch so viel zu lernen. Die einzigen Figuren, die mich sofort ansprachen, waren die Dementoren, Geschöpfe, die alle guten Erinnerungen aus einem saugten, bis man kein Lebensglück mehr empfand. Ich kenne diese Dementoren, man bekämpft sie mit Saunagängen und Lithium. Harry hört beim ersten Zusammentreffen mit ihnen den Todeskampf seiner Eltern und bricht ohnmächtig zusammen.

Auch ich spürte ihre gefährliche Nähe beim Anblick des Ziegelsteins, den ich da durcharbeiten sollte. Schon bei den ersten Seiten schwirrte mir der Kopf: "My Lord, Dawlish believes an entire party of Aurors will be used to transfer the boy . . . I have succeeded in placing an Imperius Curse upon Pius Thicknesse . . ."

So hilflos habe ich mich nicht mehr gefühlt, seit ich für eine Analysis-Prüfung in nur einer Nacht den Beweis des banachschen Fixpunktsatzes lernen sollte. "At these words a sudden wail sounded, a terrible, drawn-out cry of misery and pain." Verdammt, war das mein Schrei gewesen? Hörte das Buch mit? Ich musste vorsichtig sein.

Noch nie hat die Welt so sehnsüchtig auf den abschließenden Band einer Serie gewartet, davon hätte Uwe Johnson bei seinen "Jahrestagen" nur träumen können. Und das wegen so eines ödipalen Irrsinns! Ein Junge erfährt mit elf Jahren, also zum Beginn der Pubertät, dass er über "magische Fähigkeiten" verfügt (erwachende Libido nach der Latenzphase?), die er aber in der Welt seiner Stieffamilie nicht anwenden darf (Masturbationsverbot?), weil das Ministerium "magische Aktivitäten" bei unter 17-Jährigen streng verfolgt, wie eine Bande gedankenlesender katholischer Priester. Im Internat bei den anderen Jungen darf er "zaubern", und Harry erweist sich als hochbegabt bei einem "Ballspiel", bei dem man "auf einem Besen" reitet. Ein böser Zauberer hatte einst seine Eltern getötet, seine Mutter hat sich für ihn geopfert (die Erbschuld des ödipalen Helden?). Nach einem Blick in einen Zauberspiegel, dessen Name ein Anagramm von "Begehren" ist und in dem er ausgerechnet eine "Riesenschlange" sieht, hat Harry einen "Stein" in der "Tasche". Beim Anblick von Voldemorts Gesicht schmerzt Harrys "Narbe", er kann ihn aber niederringen und wird bewusstlos (der kleine Tod?). Bin ich noch zu retten? Das kommt davon, wenn man übermüdet Kinderbücher liest! Meine Tochter ist noch bei "Die Raupe Nimmersatt", und fast habe ich die Hoffnung, dass es so bleiben wird. Jemand hat mir von seiner Tochter erzählt, die beim Filmgucken ein Kissen bekam, um darin bei den grusligen Stellen ihr Gesicht zu verbergen. Sie machte erst am Ende des Films davon Gebrauch, als herauskam, dass Ron und Hermine sich liebten, das fand sie eklig.

Im zweiten Kapitel taucht endlich Harry auf, wir erleben, wie er zum ersten Mal in sechs Jahren vollständig seine Schultasche leert und dabei Müll, getrocknete Käferaugen und einzelne Socken findet. Gut beschrieben, genauso war es immer! Er liest einen Nachruf auf Lehrer Dumbledore und merkt, dass er ihn sich nie jung vorgestellt hat. Tatsächlich war es für uns immer ein Schock, wenn ein Lehrer im Poesiealbum mit seinem vollen Namen unterschrieb. Dass Lehrer ein Privatleben oder auch nur Vornamen hatten, überstieg unsere Vorstellungskraft und nahm ihnen etwas von ihrer Macht, fast hätte man Gefühle für sie empfinden können. Das hat Frau Rowling gut erkannt: der Entwicklungsprozess des Jugendlichen, in dessen Verlauf er lernt, dass die Erwachsenen, die ihm vorher wie unveränderliche Sagengestalten vorgekommen sind, wesentlich vielschichtiger sind. Vielleicht gilt das auch für die "Harry Potter"-Geschichte? Ich lese und lese und habe inzwischen genauso rote Augen wie der böse Voldemort. Um rechtzeitig an das Buch zu kommen, habe ich die letzte Nacht auf der Autobahn verbracht, schon da waren mir die Augen zugefallen, und ich hatte mich immer wieder auf der 3 3/4-Spur wiedergefunden, kurz vor dem Eintritt ins Jenseits. Hinten hatte ich den Umzug meiner Schwester geladen (den ich heute zwischen zwei Kapiteln noch ausladen muss, beim Gedanken daran schmerzen mich alle meine Narben . . .). Warum die Fahrzeuge hinter mir so einen erstaunlich großen Abstand hielten, wurde mir klar, als ich das kleine Licht auf der Armatur bemerkte, das mir schüchtern mitteilen wollte, dass meine Heckklappe offen war.

Seitdem sind zwölf Stunden vergangen, in denen ich meinen Horizont erweitert und "Harry Potter" von hinten aufgerollt habe. Vielleicht sollte ich meine Ex-Freundin anrufen und ihr sagen, dass ich jetzt alles über Magie weiß? Aber vielleicht war es ja gar nicht das, was sie an mir vermisst hat.

Jochen Schmidt

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