In nur drei Jahren - von 1930 bis 1933 - hat Walter Ballhause sein Lebenswerk geschaffen. Er fotografierte auf den Straßen Hannovers meist mit verdeckter Kamera die Opfer der Weltwirtschaftskrise, Menschen, die in Marktabfällen nach Essbarem suchen, bettelnde Kriegsversehrte, Menschen in Lumpen und Arbeitslose. Seine Mitmenschen. "Ich habe mich nicht in der Nähe der Unterdrückten herumgetrieben, um sie auf schamlose Weise auszubeuten. Ich brauchte den Unterdrückten nicht über die Schultern zu schauen, da ich selbst einer von ihnen war, aus ihrem Milieu kam." Aber Walter Ballhause dokumentierte…mehr
In nur drei Jahren - von 1930 bis 1933 - hat Walter Ballhause sein Lebenswerk geschaffen. Er fotografierte auf den Straßen Hannovers meist mit verdeckter Kamera die Opfer der Weltwirtschaftskrise, Menschen, die in Marktabfällen nach Essbarem suchen, bettelnde Kriegsversehrte, Menschen in Lumpen und Arbeitslose. Seine Mitmenschen. "Ich habe mich nicht in der Nähe der Unterdrückten herumgetrieben, um sie auf schamlose Weise auszubeuten. Ich brauchte den Unterdrückten nicht über die Schultern zu schauen, da ich selbst einer von ihnen war, aus ihrem Milieu kam." Aber Walter Ballhause dokumentierte auch, wie die Nazis die Macht auf der Straße übernahmen, wie sie das Haus der Gewerkschaften stürmen. Fotos, die die Gestapo auf ihn aufmerksam machten. Er wurde verhaftet und verhört und musste schließlich aus Hannover fliehen.Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
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Autorenporträt
Hans-Peter Wiechers war Gerichtsreporter der »Hannoverschen Allgemeinen Zeitung« und Kolumnist. Er hat als Regisseur und Drehbuchautor zahlreiche Dokumentarfilme produziert und bei zu Klampen das Buch »Harte Zeiten. Menschen in Hannover 1930-1933« (2016) über den Fotografen Walter Ballhause veröffentlicht. Weiterhin ist dort von ihm erschienen: »Leben ist schon schwer genug« (2005), »Mal langsam« (2008), »Alte Schwächen« (2009) und »Der Mordverdacht« (2018).
1911 in Hameln in ärmliche Verhältnisse hineingeboren, wurde Walter Ballhause bereits als Jugendlicher in der Arbeiterbewegung aktiv. Schon früh entwickelte er außerdem eine Leidenschaft für die Fotografie, deren technische Seite er während seiner Lehre im metallographischen Labor des Hannoveraner Betriebes Hanomag kennenlernte. In Hannover entstand in den Jahren 1930-1933 dann auch Ballhauses fotografisches Hauptwerk: In prägnanten, ungeschönten Bildern dokumentierte er das Elend und die Armut der Stadt während des Übergangs von der Weimarer Republik zum Nationalsozialismus. In den Folgejahren stand er stets unter Beobachtung der Gestapo, zweimal wurde er gar wegen »linker Betätigung« festgenommen, zuerst in Hannover, dann in Straßberg bei Plauen, wo er seit 1941 lebte. Nach seiner Befreiung durch die Amerikaner 1945 wurde er zunächst als kommissarischer Bürgermeister von Straßberg eingesetzt. 1954 zog er mit Frau und Sohn nach Plauen, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1991 lebte.
Seine Fotos, die zahlreiche Hausdurchsuchungen durch die Gestapo überstanden, wurden ein halbes Jahrhundert nach ihrer Entstehung wiederentdeckt und brachten ihrem Schöpfer späte erste Anerkennung: 1988 wurde Ballhause in den Verband Bildender Künstler der DDR aufgenommen und konnte seine Bilder u. a. in New York ausstellen. Bei zu Klampen veröffentlichte er »Harte Zeiten« (2016).
Rezensionen
»Ballhauses Fotografie ist auch als politische Fotografie zu verstehen.« Christoph Huppert in: Zeilenwert.de, 9. August 2016
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