Hermann-Hartenstein-Straße steht auf dem neuen Straßenschild, und die Zeitung protestiert. Eine Straße für einen, der Ingenieur gewesen ist bei der Errichtung des I.G.-Werkes in Auschwitz-Monowitz, die zwanzigtausend KZ-Häftlinge das Leben gekostet hat: Was für ein Skandal! Aber wieso – fragt sich Jakob Hartenstein, Enkel des Hermann – haben sie das alle nicht gewusst? In der Hochschule? In Leupau? In der Kreisstadt? Dass etliche Leupauer an diesem Schreckensbau verantwortlich beteiligt gewesen sind? Auch der Großvater, der sich später um die chemische Verfahrenstechnik in der DDR verdient gemacht hat? Im Band 1 der Hartenstein-Trilogie hat sich das Leben des Hermann Hartenstein, des Balten vom Werk, entfaltet – nun begibt sich Jakob ins Zwielicht der Spuren. Konfrontiert das Leben der Großeltern mit Dokumenten und Häftlingserinnerungen, stellt sein Fragen und Forschen ins Spannungsfeld der ost- und westdeutschen Geschichtsbilder und muss erfahren, dass der »Skandal«-Ruf der Zeitung das eine, die gründliche, aufs Lernen gerichtete Verbindung von Geschichte und Gegenwart aber etwas ganz anderes ist.