Seine Visitenkarte kennt jeder: den mythenumrankten Brocken, auf dem Hexen und andere sinistre Gestalten seit jeher ihr Unwesen treiben ... Was der Harz an ganz und gar irdischen Reizen zu bieten hat, ist dagegen weit weniger bekannt. Dabei hat Deutschlands nördlichstes Mittelgebirge ein perfektes Urlaubsangebot im Programm: ein 8.000 Kilometer umspannendes Wanderwegenetz, anspruchsvolle Mountainbikerouten, schroffe Granitklippen, jede Menge Seen, romantische Flusstäler, Hochmoore und Heidelandschaften für Naturbegeisterte. Außerdem bietet der Harz über 20 Schaubergwerke, eines davon ist sogar UNESCO-Welterbe, und zahlreiche Schmalspurbahnen, großartige romanische Kirchen, Klöster und Burgen und nicht zuletzt berühmte Fachwerkstädte wie Quedlinburg, Wernigerode oder Goslar. Ein besonderer Genuss ist der Halberstädter Dom mit seiner beeindruckenden Schatzkammer.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2011Es ist nicht schlimm, aus der Zeit zu fallen
Lass uns mal durch den Harz wandern. Wer so etwas dem Freund oder der Freundin vorschlägt, muss mit erstauntem Blick rechnen. Im Harz wandern - das machen doch nur Langweiler oder Ältere oder langweilige Ältere. Solche Vorurteile verkennen dreierlei. Erstens kann eine Harzwanderung seit Heinrich Heine und Theodor Fontane mit etwas Geschick und Wollen auch eine geistige, nachgerade poetische Anregung werden. Zweitens ist der Harz in seiner gesamten Schönheit erst seit zwanzig Jahren wieder erlebbar und ein Brockenaufstieg das vielleicht schönste Symbol wiedergewonnener Einheit und Freiheit. Denn der Brocken war im geteilten Deutschland für beide Seiten unbekanntes Land. Und dann wird drittens die Landschaft auch nicht abschreckend, nur weil Harzwandern als aus der Zeit gefallen gilt. Vielmehr wird es schon einen Grund haben, dass dort seit Jahrhunderten Menschen gerne gehen. Barbara Reiter und Michael Wistuba geben in ihrem Harz-Reiseführer derart viele Anregungen, dass man erschrickt: O je, all das ist selbst in einem Jahresurlaub nicht zu schaffen, geschweige denn an einem Wanderwochenende. Wofür die Autoren nichts können: Es ist auch bei der Gestaltung des Buches ein wenig zu viel an Schriften, Kästchen, unterschiedlichen Spaltenbreiten, Grafiken, Fotos, Karten. Der Harz umfassend dargestellt, das ist das lobenswerte Anliegen des Buches. Dem Leser wird es aber doch erdrückend. Die Reise beginnt in Goslar, führt über den Brocken, durch das Bode- und Selketal auf die östliche Seite bis hin ins Mansfelder Land und ins Kyffhäuser-Gebirge. Es gibt so unendlich viele Ziele, nicht nur für Wanderer. Halberstadt mit Dom und Dommuseum im schicken Neubau muss gesehen haben, wer im Harz war. Und natürlich das zum Weltkulturerbe erklärte "Wasserregal" bei Clausthal-Zellerfeld. Kurzum: Es geht nicht ohne Auswahl. Dabei sind die Autoren keine Hilfe.
F.P.
"Harz" von Barbara Reiter und Michael Wistuba. Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2011. 264 Seiten, 122 Farbfotos, 28 Übersichtskarten, 19 Wanderrouten. Broschiert, 15,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Lass uns mal durch den Harz wandern. Wer so etwas dem Freund oder der Freundin vorschlägt, muss mit erstauntem Blick rechnen. Im Harz wandern - das machen doch nur Langweiler oder Ältere oder langweilige Ältere. Solche Vorurteile verkennen dreierlei. Erstens kann eine Harzwanderung seit Heinrich Heine und Theodor Fontane mit etwas Geschick und Wollen auch eine geistige, nachgerade poetische Anregung werden. Zweitens ist der Harz in seiner gesamten Schönheit erst seit zwanzig Jahren wieder erlebbar und ein Brockenaufstieg das vielleicht schönste Symbol wiedergewonnener Einheit und Freiheit. Denn der Brocken war im geteilten Deutschland für beide Seiten unbekanntes Land. Und dann wird drittens die Landschaft auch nicht abschreckend, nur weil Harzwandern als aus der Zeit gefallen gilt. Vielmehr wird es schon einen Grund haben, dass dort seit Jahrhunderten Menschen gerne gehen. Barbara Reiter und Michael Wistuba geben in ihrem Harz-Reiseführer derart viele Anregungen, dass man erschrickt: O je, all das ist selbst in einem Jahresurlaub nicht zu schaffen, geschweige denn an einem Wanderwochenende. Wofür die Autoren nichts können: Es ist auch bei der Gestaltung des Buches ein wenig zu viel an Schriften, Kästchen, unterschiedlichen Spaltenbreiten, Grafiken, Fotos, Karten. Der Harz umfassend dargestellt, das ist das lobenswerte Anliegen des Buches. Dem Leser wird es aber doch erdrückend. Die Reise beginnt in Goslar, führt über den Brocken, durch das Bode- und Selketal auf die östliche Seite bis hin ins Mansfelder Land und ins Kyffhäuser-Gebirge. Es gibt so unendlich viele Ziele, nicht nur für Wanderer. Halberstadt mit Dom und Dommuseum im schicken Neubau muss gesehen haben, wer im Harz war. Und natürlich das zum Weltkulturerbe erklärte "Wasserregal" bei Clausthal-Zellerfeld. Kurzum: Es geht nicht ohne Auswahl. Dabei sind die Autoren keine Hilfe.
F.P.
"Harz" von Barbara Reiter und Michael Wistuba. Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2011. 264 Seiten, 122 Farbfotos, 28 Übersichtskarten, 19 Wanderrouten. Broschiert, 15,90 Euro.
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