Neun Erzählungen von Frauen und ihren existentiellen Erfahrungen: Liebe, Sehnsucht, Einsamkeit, Leidenschaft und Tod, die Angst vor Nähe und die Angst vor Gewalt und Verletzungen.
Bei einer Beerdigung treffen sie scheinbar zufällig wieder aufeinander: die Frau und der Mann, die eine zerstörerische, aber unwiderstehliche Anziehung aufeinander ausüben ...
Nach einer kurzen, aber intensiven Beziehung sucht eine Frau nach angemessenem Ersatz: Die aus dem Freundeskreis vorgeschlagenen Männer erscheinen ihr langweilig, und die Schönheitsanwendungen schützen auch nicht davor, ihren Körper aus Einsamkeit verkümmern zu lassen. Da nimmt sie die Dienste eines Masseurs in Anspruch ...
Eine Amerikanerin verliebt sich in einen Serienmörder, bringt mit ihm gemeinsam ihren Mann unter die Erde und schreibt einen Brief an ihre Kinder, um alles zu erklären ...
Bei einer Beerdigung treffen sie scheinbar zufällig wieder aufeinander: die Frau und der Mann, die eine zerstörerische, aber unwiderstehliche Anziehung aufeinander ausüben ...
Nach einer kurzen, aber intensiven Beziehung sucht eine Frau nach angemessenem Ersatz: Die aus dem Freundeskreis vorgeschlagenen Männer erscheinen ihr langweilig, und die Schönheitsanwendungen schützen auch nicht davor, ihren Körper aus Einsamkeit verkümmern zu lassen. Da nimmt sie die Dienste eines Masseurs in Anspruch ...
Eine Amerikanerin verliebt sich in einen Serienmörder, bringt mit ihm gemeinsam ihren Mann unter die Erde und schreibt einen Brief an ihre Kinder, um alles zu erklären ...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.04.2003Hat nichts zu tun mit Liebe
Erzählungen von A. L. Kennedy als Vorabdruck in der F.A.Z.
Mit der Zeit, schreibt A. L Kennedy in einer der sieben Erzählungen, mit deren Vorabdruck wir heute beginnen, werde auch eine sehr gute Lüge so fadenscheinig, daß kein vernünftiger Mensch sie noch ernstnehmen könne. Dasselbe läßt sich von der Liebe sagen, wie sie hier beschrieben wird: Wenn sie ihre Kraft verloren hat, verwandelt sie sich in etwas Unwirkliches, von dem man nicht weiß, ob es je real war. Dann ist es nicht mehr weit bis zu jenem Zustand, in dem die Liebe unwahr scheint, schließlich fadenscheinig wird und sich in Staub verwandelt. Von der Lüge trennt die Liebe nur ein Zungenschlag. Aber was passiert mit den Menschen, wenn sie ihren Lügen nicht mehr glauben können, wenn ihnen die Liebe unter den Händen zerfallen ist wie vor der Zeit brüchig gewordener Samt?
Das ist die Frage, der die schottische Schriftstellerin A. L. Kennedy in ihrem neuen Erzählungsband mit dem Titel "Hat nichts zu tun mit Liebe" nachgeht. Was eigentlich so schrecklich schiefgelaufen ist, wer wann welchen Fehler gemacht hat, warum die Dinge sich so und nicht anders entwickelt haben und wer die Hauptschuld daran trägt - die üblichen Fragen im mühevollen Geschäft der Trauerarbeit von Verlassenen interessieren diese Autorin nicht. Die Mechanik des Unglücks gilt ihr als banal, es sind finale Seelenzustände, die sie erkunden will, nicht der Weg, der zu ihnen geführt hat.
Daß die Leere der Gegenwart unbarmherzig gegen das Glück der Vergangenheit anrennt, gehört zu den traurigen Einsichten, die dieses Buch erlaubt. Trost wird nicht gewährt. Die Frau, die auf der Totenfeier für jemanden, den sie kaum kannte, ihre Beziehung beerdigt, die habituelle Geliebte, die stets zu den unmöglichsten Treffpunkten gerufen wurde und nun allein solche Orte aufsucht, sie haben den letzten Tropfen Nektar aus ihren Erinnerungen gesogen. Nun bleibt nichts mehr außer einer Gegenwart, die vor allem aus der Angst vor der Zukunft besteht. Kein Glück, nirgends? Doch, in der Erzählung mit dem Titel "Die liebe Familie" schreibt eine Mutter ihrer Tochter einer Brief, in der sie ihr erklärt, was es mit dem Stiefvater des Mädchens auf sich hat. Er ist der einzige Mann in diesem Buch, rücksichtsvoll und zärtlich, treusorgend und zuverlässig, der zu einer langfristigen Beziehung fähig ist. Das hat seinen makabren Grund, von dem hier nur so viel verraten werden soll: Robert McConnery Coons ist ein Mann mit festen Gewohnheiten, der zu Wiederholungen neigt, bedrohlich und lächerlich zugleich, wie so viele der männlichen Figuren im Werk der 1965 geborenen Schottin. Seit dem Erzählungsband "Ein makelloser Mann", der Erzählung "Gleißendes Glück" und ihrem großen Roman "Alles, was du brauchst" (F.A.Z vom 8. Oktober 2002) zählt A. L. Kennedy zu der Handvoll wichtiger Autoren ihrer Generation. Aber es ist gibt keine zweite Stimme in Europa, die so schonungslos und eindringlich über die Liebenden zu Beginn eines neuen Jahrtausends schriebe: sexbesessene Erlösungssüchtige vor dem zerfallenen letzten Tor zur Transzendenz.
HUBERT SPIEGEL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Erzählungen von A. L. Kennedy als Vorabdruck in der F.A.Z.
Mit der Zeit, schreibt A. L Kennedy in einer der sieben Erzählungen, mit deren Vorabdruck wir heute beginnen, werde auch eine sehr gute Lüge so fadenscheinig, daß kein vernünftiger Mensch sie noch ernstnehmen könne. Dasselbe läßt sich von der Liebe sagen, wie sie hier beschrieben wird: Wenn sie ihre Kraft verloren hat, verwandelt sie sich in etwas Unwirkliches, von dem man nicht weiß, ob es je real war. Dann ist es nicht mehr weit bis zu jenem Zustand, in dem die Liebe unwahr scheint, schließlich fadenscheinig wird und sich in Staub verwandelt. Von der Lüge trennt die Liebe nur ein Zungenschlag. Aber was passiert mit den Menschen, wenn sie ihren Lügen nicht mehr glauben können, wenn ihnen die Liebe unter den Händen zerfallen ist wie vor der Zeit brüchig gewordener Samt?
Das ist die Frage, der die schottische Schriftstellerin A. L. Kennedy in ihrem neuen Erzählungsband mit dem Titel "Hat nichts zu tun mit Liebe" nachgeht. Was eigentlich so schrecklich schiefgelaufen ist, wer wann welchen Fehler gemacht hat, warum die Dinge sich so und nicht anders entwickelt haben und wer die Hauptschuld daran trägt - die üblichen Fragen im mühevollen Geschäft der Trauerarbeit von Verlassenen interessieren diese Autorin nicht. Die Mechanik des Unglücks gilt ihr als banal, es sind finale Seelenzustände, die sie erkunden will, nicht der Weg, der zu ihnen geführt hat.
Daß die Leere der Gegenwart unbarmherzig gegen das Glück der Vergangenheit anrennt, gehört zu den traurigen Einsichten, die dieses Buch erlaubt. Trost wird nicht gewährt. Die Frau, die auf der Totenfeier für jemanden, den sie kaum kannte, ihre Beziehung beerdigt, die habituelle Geliebte, die stets zu den unmöglichsten Treffpunkten gerufen wurde und nun allein solche Orte aufsucht, sie haben den letzten Tropfen Nektar aus ihren Erinnerungen gesogen. Nun bleibt nichts mehr außer einer Gegenwart, die vor allem aus der Angst vor der Zukunft besteht. Kein Glück, nirgends? Doch, in der Erzählung mit dem Titel "Die liebe Familie" schreibt eine Mutter ihrer Tochter einer Brief, in der sie ihr erklärt, was es mit dem Stiefvater des Mädchens auf sich hat. Er ist der einzige Mann in diesem Buch, rücksichtsvoll und zärtlich, treusorgend und zuverlässig, der zu einer langfristigen Beziehung fähig ist. Das hat seinen makabren Grund, von dem hier nur so viel verraten werden soll: Robert McConnery Coons ist ein Mann mit festen Gewohnheiten, der zu Wiederholungen neigt, bedrohlich und lächerlich zugleich, wie so viele der männlichen Figuren im Werk der 1965 geborenen Schottin. Seit dem Erzählungsband "Ein makelloser Mann", der Erzählung "Gleißendes Glück" und ihrem großen Roman "Alles, was du brauchst" (F.A.Z vom 8. Oktober 2002) zählt A. L. Kennedy zu der Handvoll wichtiger Autoren ihrer Generation. Aber es ist gibt keine zweite Stimme in Europa, die so schonungslos und eindringlich über die Liebenden zu Beginn eines neuen Jahrtausends schriebe: sexbesessene Erlösungssüchtige vor dem zerfallenen letzten Tor zur Transzendenz.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Die Rezensentin Angela Schader hat zwei Sommerlektüren für den Schaukelstuhl parat: Dorothy Parkers "New Yorker Geschichten" und A. L. Kennedys "Hat nichts mit Liebe zu tun". Beide, so die Rezensentin, versuchen "die Untiefen der Liebe und andere Dimensionen weiblicher Erfahrungswelten" auszuloten, und die weibliche Welt erscheint bei beiden recht "eng bemessen". In Kennedys Erzählungen, die im Original zwischen 1994 und 2002 veröffentlicht wurden, kann die Rezensentin keine Anzeichen dafür erkennen, dass sich im Verhältnis zwischen den Geschlechtern grundlegend etwas geändert hätte. Es herrsche die "weibliche Solostimme" vor, jedoch auf wohltuende Weise "frei von Gefühl und Tremolo". Nicht immer wohltuend allerdings, findet Schader, denn sobald Kennedy in den "Bereich der Satire" vorstößt, gerät sie in "forcierte Komik".
© Perlentaucher Medien GmbH
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