Wenn es ums Thema Transgender geht, kann man einiges falsch machen. Bestimmt habe auch ich schon zu neugierig und zu offensiv jemanden angesehen. Und mich gefragt, ob er Mann oder Frau ist. Kaum jemand kommt diesem Impuls vermutlich aus. Aber was geht es mich eigentlich an? Es sollte im Grunde
selbstverständlich sein, dass niemand sein Geschlecht offen nach außen zu zeigen braucht. Was aber alles…mehrWenn es ums Thema Transgender geht, kann man einiges falsch machen. Bestimmt habe auch ich schon zu neugierig und zu offensiv jemanden angesehen. Und mich gefragt, ob er Mann oder Frau ist. Kaum jemand kommt diesem Impuls vermutlich aus. Aber was geht es mich eigentlich an? Es sollte im Grunde selbstverständlich sein, dass niemand sein Geschlecht offen nach außen zu zeigen braucht. Was aber alles nicht selbstverständlich ist, zeigt das Büchlein von Peer Jongeling.
Shopping als Albtraum
Der Autor und Zeichner beschreibt in Comic-Kurzgeschichten seine Erlebnisse als Transidentität. Und über solche, die Bekannten und Freunden widerfahren sind. Wie schwierig es sein kann, mit der Kreditkarte zu zahlen, wenn einem keiner den eigenen Namen glaubt. In welche Umkleide soll man gehen, wenn man sich als Frau fühlt, aber in einem Männerkörper steckt? Und warum muss Kleidung das Geschlecht wiedergeben, so dass Shopping zum Albtraum wird? Als eine vermeintlich harmlose Party zu einer Ausfragerei wird, hab ich mich fremdgeschämt.
Die Kommunikation mit Fremden, aber auch Bekannten hakt oft: “Leider trauen sich viele nicht zu fragen. Andere fragen zu direkt”, sagt eine Figur in den Geschichten. Die vielen Alltagssituationen, die als Transperson manchmal schwer zu bewältigen sind, machen die ständigen Herausforderungen deutlich. Wer sich nicht in die gesellschaftlichen Strukturen von männlich und weiblich einordnen kann, fühlt sich ausgeschlossen. Oder zumindest seltsam.
Interessante Charaktere
Ich mag den Zeichenstil des Buchs mit seinen türkisen Strichzeichnungen. Die Figuren wirken so bei aller Einfachheit lebendig – jeder ist ein echter Charakter. “Jeder Mensch ist anders”, sagt eine Figur. Dieser Satz könnte als eine der Kernbotschaften des Buchs dienen.
Sehr viel wird hier auf den Punkt gebracht, man schmunzelt ein bisschen, leidet aber auch mit. Die wenigen Seiten reichen, um eine ganze Menge nachvollziehbar zu machen. Der Spagat zwischen Aufklärung und Unterhaltung gelingt so sehr gut. Gerade eben die Dinge, über die ich mir zuvor noch wenig Gedanken gemacht habe, sind mir jetzt präsent. Gleich die Begriffseinführungen am Anfang des Buchs erklären knapp und gut und sind mit einem fröhlichen Blätterdschungel illustriert. Ich hoffe, dass das Büchlein zu mehr Verständnis und Sensibilität Transpersonen gegenüber führt! Unterhaltsam ist es auf jeden Fall.
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