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Berlin 1982: Das Ende des Kalten Kriegs und die Wiedervereinigung schier undenkbar, die geteilte Stadt im Niemandsland immer noch mit Einschusslöchern und Ruinen, Insel und Frontstadt, eingeschlossen und kalt, ihre Bewohner verkrochen in die Höhlen ihrer Hinterhofwinkel und Altbauwohnungen. Alltag in einer gegensätzlichen Weltordnung mit Poppern und Punks, Bürgerlichkeit und Anarchie. In Mietshaus, Schulhof und Straße prallen Lebenswelten aufeinander und werden ebenso wie die Ideale und Widersprüche der Achtundsechziger aus heutiger Sicht mit doppelbödigem Humor geschildert.Die Erzählerin…mehr

Produktbeschreibung
Berlin 1982: Das Ende des Kalten Kriegs und die Wiedervereinigung schier undenkbar, die geteilte Stadt im Niemandsland immer noch mit Einschusslöchern und Ruinen, Insel und Frontstadt, eingeschlossen und kalt, ihre Bewohner verkrochen in die Höhlen ihrer Hinterhofwinkel und Altbauwohnungen. Alltag in einer gegensätzlichen Weltordnung mit Poppern und Punks, Bürgerlichkeit und Anarchie. In Mietshaus, Schulhof und Straße prallen Lebenswelten aufeinander und werden ebenso wie die Ideale und Widersprüche der Achtundsechziger aus heutiger Sicht mit doppelbödigem Humor geschildert.Die Erzählerin Julika Zürn träumt sich hinaus in die weite Welt, nach Patagonien - und mindestens ebenso sehnsüchtig in das Zimmer des Motorradrockers Peter Hauser von gegenüber. Tagsüber bahnt sich die Tochter eines Sammlers ihren Weg durch wuchernde Kunstwerke, markiert ihre Lieblingsorte und macht sich ihren Reim auf die Welt. Während ihrer schlaflosen Nächte zieht Hausers orange leuchtendes Fenster sie in Bann.
Autorenporträt
Tanja Dückers, Jahrgang 1968, Germanistin, Kunsthistorikerin, Autorin von Gedichten, Essays, Romanen und Erzählungen, Kolumnistin der FRANKFURTER RUNDSCHAU, der ZEIT und des Magazins BÜCHER, ist eine von Deutschlands prominentesten Schriftstellerinnen der jüngeren Generation. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Preise und wurde 2006 vom Deutschen Historischen Museum zu den zehn wichtigsten Schriftstellern unter 40 und den 100 kreativsten Köpfen Deutschlands gewählt. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.2011

Stolpern in Moonboots

Netzshirts, Zauberwürfel und Esspapier ergeben noch keinen stimmigen Roman: Tanja Dückers verirrt sich mit "Hausers Zimmer" in den achtziger Jahren.

Nicht nur in der Mode, auch in der Literatur sind die achtziger Jahre seit einiger Zeit wieder präsent. Wie etwa Michael Kleebergs "Karlmann" oder Jochen Schimmangs "Das Beste, was wir hatten" unternimmt auch "Hausers Zimmer", der vierte Roman von Tanja Dückers, eine Reise in dieses Jahrzehnt.

Man schreibt das Jahr 1982. Die alternativ orientierten Eltern; Wiebke, eine Kinderbuchübersetzerin; Klaus, ein Kunstkritiker und Kurator; und der ältere Bruder Falk, der kiffend bei düsterer Musik in seinem Zimmer sitzt: mit ihnen lebt die (wie die Autorin im Oktober 1968 geborene) 13-jährige Julika Zürn in einer labyrinthischen West-Berliner Altbauwohnung. Von ihrem Zimmerfenster aus beobachtet sie den von allen verachteten Nachbarn Hauser, notiert die Beobachtungen in einem Heft und sehnt sich nach seinem "Kartoffelchips statt Graubrot"-Lebensstil, zu dem Musik von AC/DC und wechselnde Frauen gehören, keinesfalls aber jene linksintellektuellen Grundsätze, die den Zürnschen Familienalltag bestimmen.

Entwicklungsroman, Künstlerroman über den Autodidakten Hauser, der zum Shootingstar der Berliner Kunstszene wird, Hymne oder Abgesang auf das alternative Berliner Milieu jener Zeit, Familien- oder Generationenroman - all das hätte aus dem Stoff werden können. Doch in "Hausers Zimmer" wird aus alldem nichts. Die Ich-Erzählerin Julika, deren inneres Erleben hier geschildert wird, verändert ständig ihren Tonfall. Mal spricht sie, die sich als Spätzünderin vorstellt, kindlich-naiv, wenn sie eine Kommune für eine Ruine hält. Dann wieder wählt sie gestelzte Formulierungen wie "Es erübrigt sich zu erwähnen" und will mit ihrem Vater über die "Ästhetik des Widerstands" von Peter Weiss diskutieren. Mit diesem unentschlossenen Ton, der mit dem pubertären Stadium seiner Erzählerin erklärbar wäre, verträgt sich nicht, dass Julika regelmäßig und unvorbereitet die Chronologie aushebelt und so ihren Erfahrungshorizont überschreitet: "Seit Neuestem gab es Autos in Metallicfarben. Daran musste ich mich noch gewöhnen. Viele Jahre später sollte der seltsame Begriff Generation Golf aufkommen. Wir waren eher die Generation Drahtesel." Auf rätselhafte Weise ist die Erzählerin immer wieder ihrer Zeit voraus, ahnt bereits, dass Joschka Fischer, zum Zeitpunkt der Handlung noch in Turnschuhen unterwegs, diese irgendwann gegen solideres Schuhwerk eintauschen oder dass der Bahnhof Zoo zum Regionalbahnhof werden wird. Indem Dückers ihrer vermeintlich unbedarften Protagonistin souffliert, was diese noch gar nicht wissen kann, wird aus Julika ein papiernes Wesen. Bald schon glaubt man ihr kein Wort mehr, kann sich nicht für ihre Entwicklung interessieren, da diese irgendwo außerhalb des Textes stattgefunden haben muss. Und da es nun einmal Julika ist, die das Geschehen erzählt, klingen nicht nur ihre großzügig mit Adjektiven garnierten Sätze, sondern auch die Alltagsdialoge schnell nur noch blechern.

Um für entsprechendes Zeitkolorit zu sorgen, hat Dückers Unmengen von Fakten, historischen Ereignissen und Songs der Zeit in den Text eingebaut. Doch die missglückte Erzählperspektive und die unentschiedene Sprache lassen auch die Materialfülle, die einem hier entgegenschwappt, zur Kulisse erstarren. Die Attribute der Zeit - Stulpen und Netzshirts, Zauberwürfel und Monchichis, Esspapier und TriTop - und jene Spontisprüche, die man längst vergessen hatte und die Hauser sich an die Wand seines Zimmers pinselt, hängen im Text wie verrutschte Schulterpolster. Ostermärsche und Karl Carstens' Wanderlust, Reagan und Thatcher, die Klassenfahrt nach Ost-Berlin und der Besuch bei der West-Verwandtschaft wirken wie Fossilien beziehungsweise Bräuche aus einer entfernten Vergangenheit.

Und wie in "Hausers Zimmer" das Fundament wackelt, so knirscht es auch kräftig im Gebälk. Laue Pointen (der Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich wird von den Kindern hartnäckig "Alexander Mitschmatsch" genannt), inkorrekte Fakten (der Maler Rainer Fetting heißt hier "Fettinger") und Anschlussfehler (Julika zieht zu einem Streifzug durch die Stadt Moonboots an, ein paar Schritte weiter muss sie aufpassen, "dass ihr keine Konservendosendeckel in ihre Turnschuhe schneiden") erinnern über fast fünfhundert Seiten im Kleinen immer wieder daran, dass hier ein großer Plan nicht aufgeht.

Bis zum Schluss bleibt unklar, welche Absicht die Autorin beim Schreiben ihres autobiographisch grundierten Romans verfolgt hat. Erschöpft nimmt man zur Kenntnis, wie mit Hausers Auszug aus seinem Zimmer das Licht darin endgültig verlischt.

BEATE TRÖGER

Tanja Dückers: "Hausers Zimmer". Roman.

Verlag Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2011. 496 S., geb., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.09.2011

Das gelbe Quadrat der Scheibletten
Zwei Romane, zwei Kinder von Mars und Coca-Cola: Colson Whiteheads „Der letzte Sommer auf Long Island“ und Tanja Dückers’ „Hausers Zimmer“
Die vierzehnjährige Julika Zürn lebt 1982 als Tochter eines Kunsthistorikers und einer Übersetzerin in einer Westberliner Stadtwohnung. Der fünfzehnjährige New Yorker Benji erlebt 1985 als Sohn eines Arztes und einer Juristin seine letzte Saison im elterlichen Sommerhaus auf Long Island. Er ist ein Kind jenes aufstrebenden afroamerikanischen Mittelstands, der sich in Sag Harbor eine schwarze Exklave geschaffen hat. In diesen unterschiedlichen Lebenswelten schließen sich die 1968 geborene Tanja Dückers und der ein Jahr jüngere Colson Whitehead der Reihe schreibender Kinder der 68er-Generation an, die sich in mehr oder weniger literarisierter Form ihrer Kindheit zuwenden.
In Dückers’ amüsantem Roman „Hausers Zimmer“ ist das Berlin der frühen 1980er Jahre eine Exklave für Menschen, die es geschafft haben, aus den gewohnten Bahnen auszubrechen. Nur haben sie sich dabei in den Labyrinthen des alternativen Milieus verloren. Sinnbildlich dafür steht die riesige Mietwohnung, in deren endlosen Fluren und Zimmerfluchten zahllose sperrige Kunstwerke Asyl gefunden haben: „Ehe man sich versah, hing man in einem Kunstwerk fest“, karikiert Dückers dieses Kunstbiotop, das sich in den Plastiken und Müllcollagen fortsetzt, mit denen zwei konkurrierende Nachbarn den Innenhof okkupieren: „Alles in Berlin wurde weniger, nur die Kunst wucherte. Die Mülltonnen und der Fahrradständer fügten sich nahtlos in die Urbanen Collagen ein.“
In Whiteheads Long Island-Exklave wuchern eher Neubauten. Die Natur hat sich in eine Vorstadt mit Strandzugang verwandelt. Der Privatschulzögling Benji bleibt in Sag Harbor eine Großstadtpflanze. Wer geglaubt hat, einen jungen Menschen würde es nach der Ankunft im Sommerhaus sofort an den Strand ziehen, wird gleich in den ersten Sätzen eines Besseren belehrt: „Als Erstes musste man die Hier-Fragen klären. Wie lange bist du schon hier?“
Der Ferienort Sag Harbor, der dem 2009 erschienenen Original auch den Titel gibt, ist, wie das Berlin der Zürns, eine durch und durch soziale Sphäre voller Kunstprodukte. Nur kann sich Benji freier entfalten, weil seine Eltern ihr Shangrila bestenfalls an Wochenenden nutzen können. Sind sie endlich da, dann hat der Vater Urlaub, und die ebenfalls berufstätige Mutter hat die Einkäufe zu erledigen. Dem Ghetto ist man entkommen, den alten Rollenvorstellungen noch nicht. Wenn der jähzornige Vater seine ersten Cocktails intus hat, wird klar, dass diese Familie auf einem Pulverfass lebt. Überhaupt schweben über der vermeintlichen Sommeridylle die Geister derer, „Die Nicht Mehr Herkamen“. Für plötzlich verwaiste Häuser gibt es eine Standarderklärung: „Es hat sich herausgestellt, dass Mr. Peters noch eine zweite Familie hat“.
Solche Scheidungstragödien drohen den Zürns nicht, aber Julikas Eltern sind nicht zuletzt vor ihren Familien, vor den Höllen der Provinzialität auf die Insel Berlin geflohen. Dort verweigern sie die Elternrolle und lassen sich von den Kindern mit ihren Vornahmen Wiebke und Klaus anreden. Julikas älterer Bruder Falk parodiert dieses Projekt, er hat die Eltern in Anlehnung an deren Lieblingsband „The Mamas and the Papas“ in „The Wiebkes and the Klauses“ umgetauft. Dass sich solche mokanten Witzeleien auch im Dauerbetrieb nicht abnutzen, spricht für das Erzähltalent der Heldin in Tanja Dückers’ Roman. Julika klingt so, als habe die kleine Schwester von Holden Caulfield das Wort an sich gerissen, um den großen Jungs und den 68er-Bashern mit liebevoller Ironie klarzumachen, dass auch 68-Eltern nur Menschen sind – und meist wohlmeinende dazu.
Das unerhörte Ereignis, das bei Colson Whitehead jenseits des Erzählhorizontes droht, bleibt bei Dückers eine Mädchenphantasie. Fasziniert beobachtet Julika das Treiben des Hausproleten Hauser, der an Motorrädern herumschraubt und Frauen auf sein Zimmer abschleppt, um am Ende mit seinen Gelegenheitsschmierereien zum Shooting Star einer Berliner „Off-Jalerie“ zu werden. Damit erlischt Julikas Traum vom wilden Kerl, der sie auf seinem Motorrad nach Patagonien entführen sollte, und auch der letzte Sommer auf Long Island geht einmal zu Ende.
Spektakuläre Ereignisse sind in beiden Romanen nicht so wichtig, denn es geht hier um nichts als das Leben selbst, um die Erfahrungen der Kinder der 68er-Generation. Auch wenn der Atlantik, wenn kulturelle und Rassenschranken die Protagonisten trennen, leben doch beide in einer Konsumwelt, die keine Grenzen mehr kennt: „Cola war kein Problem“, heißt es bei Whitehead: „Meine Eltern hatten immer eine gesunde Menge an Getränken zum Mixen und dergleichen auf Vorrat.“ Julikas Eltern wären eher abgeneigt, Colavorräte als „gesund“ zu betrachten, aber Ahoj-Brausepulver und Scheibletten sind bei den Kunstenthusiasten kein Problem.
Kunst und Konsum gehen Hand in Hand. Während Benjis Vater noch stolz auf seine Barbecue-Grillkünste ist, haben seine Söhne – echte Kinder von Mars und Coca Cola – eine „Vorliebe für Campbell’s-Homestyle-Hühnersuppe mit Eiernudeln“. Andy Warhol wäre entzückt, aber man muss nicht Wolfgang Fritz Haugs „Kritik der Warenästhetik“ hervorkramen, um auf die Einsicht zu kommen, dass „Homestyle“ und Dosensuppen eigentlich nicht zusammenpassen. Benji interessiert sich nicht für bildende Kunst, bei Julikas älterem Bruder aber hängt noch ein Poster mit Malewitschs Schwarzem Quadrat. Doch was ist schon das Schwarze Quadrat gegen das käsebleiche Geviert einer Scheiblette? Marken und Kunstprodukte der Lebensmittelindustrie wie Scheibletten und Bifi, Dolomiti, Toffifee und Chipsletten haben die Kunst als Ikonenlieferantin abgelöst und deren allerjüngste Produkte in die Rumpelkammer der Zürns oder in den Hinterhof verbannt.
Schon der Erfolg von Florian Illies’ „Generation Golf“ hat gezeigt, dass Marken im Generationengedächtnis zu den wichtigsten Zeitindikatoren geworden sind. Da ist etwa der 23. April 1985, der Tag, an dem Benji mit der „schrecklichen Information“ konfrontiert wurde, dass „sie“ die Formel für Coca Cola änderten. Mit Entsetzen verfolgt er das Schwinden seiner Vorräte, bis die fatale Entscheidung dann doch revidiert wird.
Whitehead charakterisiert selbst soziale Attitüden der jungen Afroamerikaner als „Marken“ – „die beliebtesten Marken hießen Militant oder Straße, wobei Militant das Gegenteil von spießiger Kapitulation vor den Weißen und Straße das Gegenmittel gegen Entmannung durch Bürgerlichkeit war“. Benjis letzter Sommer auf Long Island ist eine komplizierte soziale Veranstaltung, zu der die Mädchen erst verspätet erscheinen und die Benji und sein Bruder Reggie durch Ferienjobs mitfinanzieren. Während Reggie bei Burger King arbeitet, findet Benji einen Job im Eisgeschäft Jonni Waffle. Dort inszeniert Whitehead eine „Nahaufnahme“ der Garnierungsbar: „Wir wollen dem Orchester den Einsatz geben, während wir mit der Kamera liebevoll und mit Muße über die Köstlichkeiten in den winzigen Behältern schwenken. Stückchen von Schokoriegeln, kleingehackte Heath and Mounds, Snickers-Splitter, Gummibärchen, die wir mit dem Kopf voran in Vanillekliffs steckten, M&Ms und Reese’s Pieces, Behälter mit Himbeeren und Blaubeeren, die einen Heiligenschein von kreisenden Fruchtfliegen trugen.“
Dass es jenseits dieses infernalischen Paradieses für Kaloriensünder noch so etwas wie Natur gibt, verraten nur die Fruchtfliegen, denn ob man den Beeren hier trauen kann, ist zweifelhaft. Von ferne erinnert Whiteheads Garnierungsbar an die Duftorgel des dekadenten Helden Des Esseintes in Joris-Karl Huysmans Roman „A Rebour“ (1884). Nur geht es nicht mehr um dekadenten Ästhetizismus, sondern um Konsumnaturalismus.
Tief in die Garnierungsbar der Marken greift auch Tanja Dückers, wenn sie die Phantasiegestalten ihrer Heldin aufzählt – den Gelben Scheiblettenkaiser, den Dolomiti-Eistiger und die Bifi-Langfinger-Bande. Hatte Bruno Bettelheim noch behauptet, dass Kinder Märchen bräuchten, so erfährt man bei Dückers und Whitehead, dass die Zeit weitergegangen ist. Die Kinder der Konsumgesellschaft brauchen Bärchen. Wozu? Um sie mit dem Kopf voran in Vanillekliffs zu stecken.
ULRICH BARON
TANJA DÜCKERS: Hausers Zimmer. Roman. Verlag Schöffling & Co, Frankfurt am Main 2011. 493 S., 24,95 Euro.
COLSON WHITEHEAD: Der letzte Sommer auf Long Island. Roman. Aus dem Englischen von Nikolaus Stingel. Carl Hanser Verlag, München 2011. 330 S., 21,90 Euro.
Geboren 1969 in New York: Colson Whitehead Foto: Erin Patrice O’Brien
Geboren 1968 in West-Berlin: Tanja Dückers Foto: Bernd Heinz/vario images
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Von den 500 Seiten dieses Buches hat Rezensent Andreas Montag nicht eine einzige bereut oder ermüdet: so leicht, heiter und spannend ist es geschrieben. Autorin Tanja Dückers lasse darin in "scharfsichtigen" Beobachtungen das Westberlin der Achtziger Jahre noch einmal aufleben und habe einen Mikrokosmos kurioser Gestalten beschrieben: da gibt es etwa die Eltern Klaus und Wiebke, die ihre bürgerliche Spießigkeit in linksliberaler Tarnung ausleben, beispielsweise wenn sie zwei Obdachlose mit Lebensmitteln und Zeitungen versorgen, damit diese ihr Auto bewachen. Vor allem begegnet der Rezensent aber Julika, der 14-jährigen Ich-Erzählerin, die ihn an ihren Beobachtungen und pubertär-unschuldigen Geheimnissen teilhaben lässt. So erfährt er von ihrer Liebe zu Hauser, einem animalischen Proleten in Motorradkluft und ihrem Traum, einmal in dessen Zimmer zu gelangen, wo er nackt tanzt und "wechselnde Frauen beschläft". Für Montag ist diese mit "feiner Ironie" erzählte Geschichte über das Erwachsenwerden eine "differenziertere und subtilere" Variante von Sven Regeners Roman "Herr Lehmann".

© Perlentaucher Medien GmbH
»Stilsicher und mit lakonischer Ironie porträtiert Dückers ein schlaues Früchtchen in der einstigen Frontstadt. ... 496 Seiten Lesevergnügen!« Brigitte »DER 80er-Jahre-Westberlin-Roman: (...) Tanja Dückers legt ein wunderbar unterhaltsames Generationenporträt vor und zugleich eine treffende Gesellschaftsstudie der frühen 80er Jahre.« Anke Breitmaier, Dapd »Dückers erinnert an die Phänomene im Jahr 1982 (...), als die Stadt noch etwas schmuddliger, die politische Lage düsterer, die Stimmung rauhbeiniger war.« Matthias Wulff, Berliner Morgenpost »Tanja Dückers hat (...) einen ultimativen Berlin-Roman vorgelegt und erzählt darin charmant, locker und nachdenklich vom West-Berlin des Jahres 1982.« Gerrit Bartels, Der Tagesspiegel »Hausers Zimmer ist ein Berlin-Roman, ein Familienporträt, ein Zeitstück, das liebevoll die Absonderlichkeiten der 80er Jahre ins Gedächtnis ruft.« Gabi Eisenack, Nürnberger Zeitung »Eine treffende und amüsant zu lesende Schilderung jener Zeit in der Inselstadt West-Berlin.« Britta Helmbold, Ruhr Nachrichten »Journalistisch beschreibend, humoristisch frech erzählend, stets interessant.« Rainer Hartmann, Kölner Stadt Anzeiger »Wie schön, dass diese Prosa in keine der üblichen Schubladen passen will. Und sich in einem Fluss lesen lässt.« Andreas Montag, Frankfurter Rundschau »Das Buch ist mit viel Humor geschrieben und brillant beobachtet. (...) Solch einen Blick auf West-Berlin kenne ich aus der Literatur noch nicht.« Irina Liebmann, Literarische Welt »Peter Hauser ist eine Metapher für Westberlin und Julika Zürn die Chronistin, die mit großer Fabulierlust (...) das Westberlin des Jahres 1982 lebendig macht.« Annett Gröschner, Literaturen »Tanja Dückers schreibt witzig und temperamentvoll über den Blues in der Mauerstadt anno 1982. (...) Spannend, heutig und intelligent.« Welt Kompakt »Ein Stadt- und Entwicklungsroman.« Peter Mohr, Neue Westfälische »Tanja Dückers hat einen Roman über diese Zeit geschrieben, der deren Atmosphäre perfekt einfängt.« Christoph Schröder, Journal Frankfurt »Unprätentiös und unterhaltsam.« Saarbrücker Zeitung »Fabelhafte Lektüre.« Esslinger Zeitung »Die versunkenen Schätze des alten West-Berlin legt Dückers mit geradezu archäologischer Präzision frei. Daneben zeichnet die Autorin aber auch ein sehr prägnantes Gesellschaftsbild.« Brigitte Preissler, Börsenblatt »Dückers' neuer Roman macht rüber in den Westen.« BZ Berlin »Ich habe das beim Lesen buchstäblich eingeatmet und mich an alles erinnert.« Ursula März, SWR »Die Berliner Schriftstellerin und Journalistin Tanja Dückers hat einen Großstadtroman komponiert.« Michael Hametner, MDR »Alltag vor der Wende. (...) Leben mit Poppern und Punks, Bürgerstein und Anarchie, mondän und provinziell - geschildert aus heutiger Sicht.« RBB, Radio Eins »Dückers beschreibt subtil das alte untergehende West Berlin Anfang der 80er-Jahre so genau, dass Ihr es riechen, fühlen und sehen könnt. Dufte!« RBB, Radio Fritz »Es ist ein Leben zwischen Römertopf, hochpolitischen Diskussionen am Frühstückstisch, Joseph Beuys' Sonne statt Reagan und Nachmittagen, an denen gemeinsam Care-Pakete gepackt werden.« WDR EinsLive »Tanja Dückers holt einen in eine Welt zurück, die man fast vergessen hatte. Wer in den 80ern jung war, wird vieles wiederentdecken.« Myself…mehr